„Die Berufsunfähigkeits-Versicherung ist die wichtigste Absicherung überhaupt“, unterstreicht Professor Michael Hauer vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) anlässlich des neuen Ratings zur privaten Berufsunfähigkeits-Versicherung. Laut Hauer würden immer mehr Beschäftigte ihre berufliche Tätigkeit nicht bis zum Rentenalter ausüben können. Bei der komplexen Bewertung von Berufsunfähigkeits-Versicherungen erzielen nur wenige Unternehmen das absolute Top-Ergebnis.
An der Allianz und der Swiss Life kommen nach Einschätzung des IVFP in Sachen Berufsunfähigkeit kaum ein Verbraucher oder Vermittler vorbei. Sie erzielen in aktuell untersuchten Berufen in den Bereichen „Unternehmen“, „Preis-Leistung“, „Flexibilität“ und „Transparenz“ jeweils ein „Exzellent“ und heben sich so von ihren Mitbewerbern ab.
Insgesamt wurde das Tarifangebot für die selbstständige Berufsunfähigkeits-Versicherung (SBU) von 37 Unternehmen untersucht. Laut der Veröffentlichung wurden die Bewertungen anhand von über 100 Kriterien vergeben. Dabei folgte eine Einteilung der Berufsunfähigkeits-Tarife in sechs Berufsgruppen: Kaufmännische Berufe, Selbstständige, Studenten, Azubis, medizinische Berufe und Handwerker. In einigen der Berufsgruppen „siegen“ auch die Axa, LV 1871 und die Hannoversche, die mit der Europa und der Huk24 als Direktversicherer untersucht wurden. Auch diese Gesellschaft schaffen dann ein durchgängiges „exzellent“.
Viele Top-Gesamtnoten
Die veröffentlichen Tarife erzielen auch in der Gesamtnote überwiegend ein „exzellent“. Einige wenige Gesellschaften wurden mit „sehr gut“ bewertet. Ursache ist, dass die „Preis-Leistungs-Analyse“ mit einer Gewichtung von eigentlich mehr als 70 Prozent in das Rating eingeht und so dominiert. Denn in der Rubrik „Flexibilität“ (Gewichtung 20 Prozent) prüft das IVFP, wie weit die Produktgestaltung den Kunden „individuelle Freiräume“ einräumt.
Somit werden auch hier die Bedingungen untersucht. Das gilt teilweise auch für „Transparenz“, mit einer Gewichtung von zehn Prozent. Hier wird wieder auf die Versicherungsbedingungen abgehoben, indem ihre Verständlichkeit untersucht wird. Zudem fließt die Verständlichkeit von Werbematerial und der Internetauftritt ein. 20 Prozent der Gewichtung entfällt auf „Unternehmen“, Die Analyse ermittelt die Stabilität, Sicherheit, Ertragskraft und auch den Markterfolg des jeweiligen Versicherers.
Siegelverkauf angestrebt
Keinen Hehl macht das IVFP daraus, dass das Rating auf einen Siegelverkauf ausgerichtet ist. So heißt es in den „Informationen zum Produktrating“: „Die Unternehmen, deren Produkt im Rating des Instituts positiv bewertet wurde, können hierzu ein Gütesiegel erwerben.“ Das Gütesiegel dürfte aber wenig Sinn machen, wenn fast alle Anbieter unter dem Strich die Höchstnote erreichen. Aus Haftungsgründen können Vermittler sich aber auf die hohen Bewertungen stützen.
Ein Muss: Auf mögliche künftige Konflikte mit Versicherer hinweisen
Problematisch bei jeder Art von stark auf Bedingungen fokussierten Ratings bleibt, dass die Leistungsregulierung fast ausgeblendet wird. Sie dürfte aber gerade, wenn man, wie das IVFP betont, ein Rating aus Kundensicht macht, ein wichtiges Entscheidungskriterium sein. Bisher sind alle Ratings, die diesen Bereich untersuchen, auf wenig überprüfbare Umfragen oder Daten aus den Versicherungsunternehmen angewiesen. Daher muss bei der Beratung zur Berufsunfähigkeits-Versicherung eigentlich seriöser Weise auf mögliche künftige Konflikte mit dem Versicherer hingewiesen werden.
Die Praxis zeigt, dass Erkrankte oft einen Anwalt und einen sehr langen Atem benötigen, um eine Rentenzahlung in vereinbarter Höhe zu erhalten. Wer diesen Prozess durchstehen möchte, benötigt daher eine Rechtsschutzversicherung. Sie sollte frühzeitig vor endgültiger Antragstellung abgeschlossen werden, damit auch die vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung geschützt ist.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek