Berliner Digital-Erklärung will Druck auf Politik und Wirtschaft forcieren

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Vor einigen Tagen trafen sich die Lenker diverser Insurtech-Unternehmen in Berlin, um gemeinsam eine Erklärung abzugeben und Bewegung in die Branche zu bringen. In der Erklärung richten die Insurchtechs einen konkreten Appell an Versicherer und Politik.

Zu dem Roundtable hatten sich rund 50 Vertreter der wichtigsten Insurtechs zusammengefunden sowie Vertreter des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GVD). Moderiert wurde das Treffen von Professor Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungswirtschaften an der Universität Leipzig.
Im Kern standen technische Standards sowie schnellere Prozesse, die das Zusammenspiel von Versicherern und Insurtechs erleichtern sollen.

Die Berliner Digital Erklärung in 5 Punkten:
  • Trennung der Datenbeauskunft vom Vermittlerstatus
  • Beschleunigung der digitalen Infrastruktur aller Kundenservices
  • Umsetzung kundenrelevanter Bipro-Standards bis Ende 2019
  • Unterstützung vorhandener Eigeninitiave durch die Politik
  • Angebot der Insurtechs an die Versicherer, diese bei der Digitalisierung aktiv zu unterstützen.

Der Wortlaut der Erklärung ist unter einsehbar. Insgesamt 24 der anwesenden 26 Insurtech-Unternehmen entschlossen sich, die gemeinsam erarbeitete Abschlusserklärung zu unterzeichnen.

Zu den unterzeichnenden Unternehmen gehören:
Asuro, Blau direkt, Bürgschaft 24, Covomo, Dionera, Einfach sparen 24, Expertenhomepage, Feelix, Finanzchef24, Finanzen.de, Finatra, Idnow, Knip, Maklerhomepage.net, Maklerkonzepte, Moneymeets, MyLucy, Nepatec, Netfonds, Safe.me, Simplesurance, TED, Versicherungskarrieren und Vorsorgekampagne.de.

Der Plan ist, dass das Schreiben den Versicherungsunternehmen und Abgeordneten des deutschen Bundestages vorgelegt wird. Die unterzeichnenden Unternehmen repräsentieren insgesamt 2,6 Millionen Kunden. Sie verwalten insgesamt über zehn Milliarden Euro Versicherungs- & Kapitalsummen.

Nachfolgend ein Auszug aus der Erklärung im Wortlaut:

"In der Versicherungsbranche ist die technisch automatisierte Bereitstellung von Daten obligatorisch
an die Betreuung und überwiegend sogar an die Vergütung der Versicherungsverträge gebunden.
Das ist für alle Marktparteien mit Nachteilen verbunden.
Dem Kunden wird auf diese Weise die Möglichkeit genommen, die aktive persönliche Betreuung seines Beraters zu behalten und dennoch moderne Datenbereitstellungsdienste anderer Dienstleister, wie etwa Steuerberater, Personal Information Manager (digitale Makler-Apps) oder Robo-Advice-Werkzeuge, zu nutzen. InsurTechs wird damit das Angebot kundennaher Dienste erheblich erschwert.
Und auch der Vermittler kann dadurch Nachteile in Kauf nehmen müssen, indem er häufiger als notwendig seine Vergütung verliert. Zudem verursacht die gesamte damit verbundene unnötige Bürokratie bei den Versicherern erhebliche Kosten, die sich zu Lasten der Versichertengemeinschaft auswirken."

Es gibt aber auch 2 Insurchtechs, die nicht unterzeichnen wollten. So auch Financefox.
Dessen Lenker vertreten die Position, dass die Erklärung zwar inhaltlich grundsätzlich richtig sei, sie käme aber zu früh und formuliere die Verpflichtungen auf Seiten der Insuretechs nicht ausreichend. darum lautet ihre Position folgendermaßen:

"Wir möchten mehr erreichen, als lediglich einen Forderungskatalog aufzustellen. Wir sehen, dass die Erstversicherer selbst ein sehr großes Interesse an Verbesserungen haben. In individuellen Gesprächen mit Erstversicherern werden wir daher in den nächsten Wochen gemeinsam Lösungen entwickeln, die den Herausforderungen gerecht werden, vor denen die Versicherungsgesellschaften stehen.
  • Die Erstversicherer müssen derzeit viel Energie aufwenden, um die rückläufige Ertragssituation durch die extrem niedrigen Zinsen aufzufangen. Das bindet sehr viele Kapazitäten, die in Projekten zur Prozessoptimierung und Verbesserung der Kundeninteraktion fehlen.
  • Die Erstversicherer müssen sich aktuell mit enormen Altlasten durch eine fragmentierte IT-Landschaft in den Unternehmen auseinandersetzen. Damit sind weitere Ressourcen verplant und nicht frei für Zukunftsprojekte.
  • Die Vertragsbündelungsquote ist für Erstversicherer und Vermittler zu gering. Beiden Parteien fehlt die Technologie, mit der schnell und wirkungsvoll höhere Quoten erzielt werden können.

Wir haben verstanden, was die Erstversicherer derzeit bewegt. Daher werden wir mit ihnen in Dialog treten, Lösungen entwickeln und Mehrwerte liefern. Diese führen zu:
1. einer deutlichen Kostenreduktion durch optimierte Prozesse und Schnittstellen,
2. einer nahtlosen Kundeninteraktion in Echtzeit,
3. mehr Umsatz durch die Konzentration auf Kernkompetenzen.

Wir setzen auf den direkten Dialog mit den Erstversicherern und nehmen uns selbst in die Pflicht, mit ihnen gemeinsam Lösungen zu entwickeln."

Quelle: Blau direkt GmbH und Co. KG, Financefox; Bild: ©fotogestoeber / fotolia

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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