Versicherungsmakler sehen weiterhin für viele Sparten einen harten Markt für das Jahresendgeschäft 2021. Das beschert ihnen viel Arbeit, bei der Beschaffung von Kapazitäten. Gleichzeitig steigen aber die Prämien und somit die Courtagen der Makler. Nur zehn Prozent der Makler schauen pessimistisch ins kommende Jahr. "Die Sanierungswelle geht unvermindert weiter", sagte Thomas Haukje, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) anlässlich eines virtuellen Pressegespräches. Besonders betroffen ist die Absicherung von Elementarrisiken und die D&O-Versicherung. Hier würden die Versicherungssummen deutlich eingeschränkt und trotzdem höhere Prämien verlangt.
Bei der Firmenhaftpflicht gebe es ebenfalls erheblich steigende Preise. Besonders betroffen wären die Sparten Automotive, Pharma, Chemie und US-Risiken. Beim Cyber-Schutz bei großen Firmen würden die Versicherer deutlich mehr Schadenprävention und Risikovorsorge erwarten. "Hier sind viele Kunden überfordert, wenn wir das Risiko nicht ausreichend vorbereiten", so Haukje.
Mehrheit ist zufrieden
Trotz der schwierigen Verhältnisse im Markt, sind die Versicherungsmakler hinsichtlich der eigenen Entwicklung sehr optimistisch. Dies geht aus einer Umfrage hervor, an der 232 BDVM-Mitgliedsunternehmen teilgenommen haben. 98 Prozent der Versicherungsmakler beurteilen die Geschäftslage in den ersten acht Monaten als "gut" oder "befriedigend". Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag der Wert damit sogar um drei Prozentpunkte höher. Ein wesentlicher Grund sind steigende Courtage-Einnahmen. Fast 69 Prozent der teilnehmenden Unternehmen meldet höhere Einnahmen. In der Umfrage 2020 lag dieser Wert nur bei rund 61 Prozent.
Nischenmakler in Schwierigkeiten
"Uns hat geholfen, dass der Staat viele Firmen aufgefangen hat", sagte Hans-Georg Jenssen, Geschäftsführender BDVM-Vorstand. Der beste Makler könne nicht arbeiten, wenn die Kunden wegbrechen würden. Das sei aber nur wenigen Spezialmakler passiert, die etwa im Bereich Veranstaltungen oder Omnibus arbeiten.
Während 76 Prozent der Versicherungsmakler, die in allgemeinen Sachsparten tätig sind, den Umsatz steigern oder stabil halten konnte, sieht es für Unternehmen, die vor allem im Personenschutz unterwegs sind, deutlich schlechter aus. In Leben mussten 35 Prozent der Makler sinkende Einnahmen hinnehmen; in Kranken immerhin noch 27 Prozent (siehe Grafik unten). Für 2022 erwarten 61 Prozent der Unternehmen weiter steigende Courtageeinnahmen und nur 29 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Umsätzen. Lediglich zehn Prozent schauen pessimistisch in das nächste Jahr. Nach Meinung des BDVM erwarten die Versicherungsmakler 2022 wieder ein normales Jahr ohne Corona-Krise.
Problem bei Nachwuchs
Große Probleme bereitet den BDVM-Mitgliedern aber die Nachwuchssituation. Personalgewinnung ist für 76 Prozent der Betriebe "sehr wichtig" oder "wichtig". So berichtet Jenssen von gezielten Abwerbungen. "Wen sein Personal verlässt, der hat echte Probleme. Der kann sogar aus dem Markt ausscheiden", warnte der BDVM-Funktionär. "Versicherungskauffrau oder Versicherungskaufmann ist für Jugendliche bisher kein Traumberuf."
Mit dualen Studienangeboten und flexibler Arbeitszeit mit Homeoffice sollen Maklerbetriebe künftig attraktiver werden. Die Inhaber der meist persönlich geführten Betriebe müssten jungen Menschen ein Heimatgefühl oder eine besondere Atmosphäre bieten. "Der Frauenanteil in den Betrieben ist mit etwas über 52 Prozent einen „Tick“ besser geworden", so Jenssen. Gleichzeitig würden aber noch 52 Prozent keine Frau in einer Führungsposition beschäftigen. Das ist sogar mehr als im Vorjahr. Jenssen warnte unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit davor, diesen Missstand nicht zu bekämpfen. "Frauen müssen unbedingt in den Vertrieb integriert werden", so Jenssen.
Entwicklung der Courtage-Einnahmen in Bereichen Sach-, Leben- und Kranken-Versicherung, in den ersten acht Monaten 2021
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek