Die Corona-Pandemie beschert den Autoversicherern in Deutschland einen Sondergewinn von 5,8 Milliarden Euro. Das geht aus einer Analyse hervor, den die General Reinsurance (Gen Re) auf dem Business Forum21-Kongress "Mobilität & Kfz-Versicherung" veröffentlichte.
Für 2020 errechnet der Kölner Rückversicherer einen technischen Gewinn von 3,6 Milliarden Euro und für 2021 wird aufgrund der durch die Pandemie deutlich gesunkenen Mobilität ein Plus von 2,2 Milliarden Euro erwartet. Laut der Gen-Re-Analyse ist die so genannte Schaden-Kosten-Quote 2020 auf 87,5 Prozent gesunken. 2019 betrug sie noch 98,4 Prozent. Somit verdienten die Autoversicherer 2020 an jedem Beitragseuro 12,5 Cent. Hinzu kommen noch Gewinne aus langfristigen Kapitalanlagen.
Tarifniveau sinkt nur marginal
Doch die gigantischen Corona-Gewinne haben die Kfz-Versicherer bisher über ihre Tarife nicht an die Kunden weitergegeben. Das geht aus einer Auswertung der Angebote von 44 Versicherern zum 1. Januar 2021 hervor. Danach sanken die Prämien marktweit lediglich um 1,3 Prozent. Über ein Drittel der Tarife wurde sogar teilweise deutlich erhöht.
Allein Marktführer Huk-Coburg und die DEVK haben bisher angekündigt, dass sie Corona-Gewinne aus 2020 per allgemeiner Beitragsrückerstattung an die Kunden auszahlen möchten. Die Huk-Coburg Gruppe will 150 Millionen Euro erstatten und die DEVK rund 13 Millionen Euro.
Rückerstattung bei geringer Fahrleistung
Schon 2020 haben die Kfz-Versicherer den Kunden, die ihnen aktiv eine erheblich geringere Jahresfahrleistung genannt haben, einen Teil der Prämien erstattet. Das können Autobesitzer, die sich noch nicht bei ihrem Versicherer gemeldet haben auch für 2021 machen, wenn sie voraussichtlich etwa wegen der Arbeit im Home-Office deutlich weniger fahren. Eine automatische Vergütung der Minderfahrleistung gibt es bisher bei keinem Anbieter. "Ich gehe davon aus, dass die meisten Versicherer aber kulanterweise eine Rückerstattung für das ganze Jahr vornehmen", sagte Marco Morawetz, Chefberater bei der Gen Re.
Nicht alle Autoversicherer haben die rückwirkende Erstattung einer geringeren Fahrleistung in ihren Bedingungen verankert. Einige könnten die günstigere Tarifprämie auch erst mit der Meldung durch den Kunden neu berechnen. Laut Morawetz haben rund 80 Prozent aller Autoversicherten ihre Hauptfälligkeit der Police zum 1. Januar des Jahres. "Die meisten haben daher schon die volle Jahresprämie für 2021 bezahlt", erläuterte der Experte.
Jedes Unternehmen könnte rückvergüten
Aus Sicht des Rückversicherers ist es angemessen, dass die Kfz-Versicherer aufgrund von Corona ihre Tarife nicht deutlich gesenkt haben. "Die Tarife sollten nämlich länger Bestand haben als die Corona-Pandemie", so Morawetz. Daher würden die Unternehmen, wenn die Mobilität wieder steigt und die Schäden wieder deutlich zunehmen, mit Billigtarifen schnell ins Minus fahren. Gegen einmalige, auf ein Jahr bezogene, Beitragsrückerstattungen hat der Experte aber keine Einwände. "Das ist kein Griff in die Trickkiste. Technische Gewinne können sowohl von Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit, wie von Aktiengesellschaften rückvergütet werden. Die Unternehmen müssten dafür aber bereit sein. Rechtlich ist das Behalten der Corona-Gewinne anscheinend unangreifbar. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht bisher keinen Missbrauch.
Am Markt der Kfz-Versicherungen gibt es weiterhin ein starkes Preisgefälle von über 80 Prozent, wenn man jeweils den günstigsten mit dem teuersten leistungsähnlichen Tarif vergleicht. Wer seinen Anbieter wechselt, kann daher in der Regel deutlich sparen und fördert zudem den Wettbewerb unter den Versicherern.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek
