Die beiden Marktführer in der Autoversicherung, Huk-Coburg und Allianz, sind für den weiteren Wettbewerb gut gerüstet. Es könnte daher einen heißen Herbst 2020 geben.
Richtig gesund kommen die beiden großen Kfz-Versicherer, die Allianz und die Huk-Coburg, daher. Ein klein wenig hat aber die Allianz wirtschaftlich die Nase vorne. Das geht aus einer Kennzahlenübersicht hervor, die das Versicherungsmagazin für 2018 erhoben hat. Auch wenn es im vergangenen Jahr bei der Allsecur einen kleinen Vertragsabrieb von 1,1 Prozent gab, wird dieser durch ein Plus bei der ADAC-Autoversicherung von 5,4 Prozent mehr als aufgefangen. Die ADAC-Autoversicherung wurde Anfang 2019 von der Zurich übernommen.
Die beiden "Kern-Kfz-Gesellschaften" der Allianz, die Allsecur Deutschland (Bestandsanteil Autoversicherung 99,6 Prozent) und die ADAC-Autoversicherung (99,7), erzielten im technischen Geschäft in der gesamten Autoversicherung bei vergleichbarer Vertragszahl satte 55 Millionen Euro. Mutter Allianz (34,9) steuerte nochmals 64 Millionen Euro technische Gewinne aus der Kfz-Versicherung bei.
Direktversicherer mit Allianz-Namen
Die Voraussetzung für einen weiteren scharfen Wettbewerb der beiden markführenden Giganten hat die Allianz mit der vollen Übernahme und Umbenennung der Allsecur in Allianz Direct gelegt. Der neu integrierte Direktversicherer soll durch die Kooperation mit ausländischen Niederlassungen Skaleneffekte erzielen. Für die Allianz-Ausschließlichkeit sind der „neue“ Direktversicherer ebenso wie die ADAC-Autoversicherung – trotz Medienskandal 2014 mit immer noch gutem Namen – interessante Ventillösungen.
Der Huk-Coburg-Konzern kommt mit Huk 24 (Bestandsanteil Autoversicherung 88 Prozent), Huk-Coburg Allgemeine (85,9), Huk-Coburg Beamte (73,7) und Bruderhilfe (60,1) auf ein technisches Ergebnis von 137 Millionen Euro für die Autoversicherung. Der Wermutstropfen: Die kleine Bruderhilfe macht insgesamt Verluste und die Beamten-Versicherung der Huk-Coburg steht bei der Kaskoversicherung mit 14,8 Millionen Euro technisch in der Kreide.
Preise gehen nicht nach oben
Beitragsanpassungen sind aber angesichts des starken Konkurrenzkampfes, den die Allianz 2017 mit einem intelligenten Bausteintarif wieder entfacht hat, auch für das Wechselgeschäft 2020 kaum vorstellbar, wie Experten bestätigen. „Es gibt weiterhin einen scharfen Wettbewerb in der Autoversicherung“, stellt etwa Christian Paul Sooth fest, er ist Finanzvorstand der Kfz-Direktversicherung Verti. Spielraum für Prämienerhöhungen gäbe es daher auf keinen Fall. Das dürfte auch die Huk-Coburg treffen. Denn sie hat im Gegensatz zur Allianz massiv in die Telematik investiert und Anfang 2019 einen neuen Tarif mit neuer Technik auf den Markt gebracht. Fraglich bleibt nun, wann und in welchem Umfang sich diese Investition auszahlt.
Spielraum bei Rückversicherung?
Interessant ist zudem, dass der Huk-Coburg-Konzern seine Risiken – und das ist vor allem die Autoversicherung - mit hohen Selbstbehalten in den eigenen Büchern hält. Nur ein Bruchteil wird rückversichert. Das geht aus der Übersicht der Selbstbehaltsquoten hervor. „Wir kennen unser Geschäft seit vielen Jahren und können die Risiken gut abschätzen“, erläutert dazu Huk-Coburg-Pressesprecher Thomas von Mallinckrodt. Hier könnte die Allianz, die insgesamt nur auf eine Selbstbehaltsquote für Allsecur und das Gesamtunternehmen von rund 50 Prozent kommt, vielleicht noch Spielraum für den Wettbewerb in der Autoversicherung entwickeln.
Insgesamt geht es den Schaden- und Unfallversicherern in Deutschland „gut“. Das zeigt ein Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenübersicht in Versicherungsmagazin. Bei den einzelnen Unternehmen gibt es aber erhebliche Unterschiede. Manche schwächeln insgesamt, andere in bestimmten Sparten. Veröffentlicht wird die Übersicht in der Oktober-Ausgabe von Versicherungsmagazin.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek