Auswirkung der IFRS auf die Versicherungsbranche

Die Anwendung der International Financial Reporting Standards (IFRS) als verbindliches Regelwerk zur Rechnungslegung wirke sich unterschiedlich auf die Bilanzierung von Versicherungsunternehmen aus, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte berichtet. Die Studie "IFRS-Konzernabschlüsse inländischer Versicherer" des Unternehmens zeigt, welche Folgen die unterschiedliche Ausübung von Wahlrechten nach IFRS auf das Ergebnis und das Eigenkapital untersuchter Versicherer hat.

Wie gehen deutsche Versicherer mit den neuen Bilanzstandards zum Beispiel bei der Gliederung der Bilanz, der Bilanzierung von Kapitalanlagen und der Versicherungstechnik um? Da es nur begrenzte Vorgaben für die Gliederung der Bilanz gibt, sind der Umfang und der Detaillierungsgrad sehr unterschiedlich. Bei den Kapitalanlagen zeige sich, dass sich nur wenige Versicherer auf die Mindestkategorisierung nach IAS 32/39 beschränken. Die Mehrzahl der Unternehmen weise überdies Grundstücke und Bauten, Anteile an Unternehmen, Depotforderungen sowie sonstige Kapitalanlagen aus. Die Kategorie der Kapitalanlagen würden von den Versicherern überwiegend genutzt. Finanzinstrumente, die mit dem Zeitwert angesetzt und deren Wertänderungen erfasst werden, seien dagegen von eher untergeordneter Bedeutung.

Bei der Bilanzierung von Versicherungsverträgen nach IFRS 4 wendet die überwiegende Anzahl der Versicherer die amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften (US-GAAP) an, während nur eine begrenzte Anzahl nach handelsrechtlichen Grundsätzen bilanziert. Besonders auffällig seien bei Versicherern, die erstmalig IFRS anwenden, die Auswirkungen auf Ergebnis und Eigenkapital der Unternehmen. Hier seien zum Teil erhebliche Differenzen zwischen den einzelnen Versicherern zu erkennen. So zeige sich beim Eigenkapital zweier Rückversicherer eine leicht negative Veränderung, während ein anderer Versicherer ein Plus von 53,2 Prozent verzeichne. Ausschlaggebend für die Eigenkapitalveränderungen sei dabei vor allem der Bilanzposten "Kapitalanlagen", der überproportional zum Gesamtergebnis beitrage, so das Unternehmen.

Ähnliche Veränderungen durch IFRS können im Hinblick auf das Ergebnis festgehalten werden. Hier zeige sich bei der Betrachtung der Jahresüberschüsse eines Rückversicherers sowie eines Erstversicherers eine umstellungsbedingte Abweichung in Höhe von minus 9,45 bzw. plus 64,45 Prozent. Bei einem weiteren Rückversicherer sei hingegen kaum eine Veränderung zu verzeichnen.

Hierbei sei zu beachten, dass Versicherer vor IFRS teilweise nach US-GAAP bilanziert haben, andere Versicherungsgesellschaften jedoch nach HGB. Die für die Ergebnisänderungen relevanten Faktoren seien hier unter anderem der Wegfall der Schwankungs- und Großrisikenrückstellung, die Konsolidierung von Zweckgesellschaften, Pensionsrückstellungen, ferner die geänderte Bewertung von Immobilien sowie die abweichende Bilanzierung immaterieller Vermögenswerte.

"Diese Vielzahl von Unterschieden hat eine wesentliche Auswirkung: Die Bilanzen der einzelnen Unternehmen lassen sich schlecht miteinander vergleichen und in Relation setzen", erklärt Marc Böhlhoff, Director der Service Line Versicherungen bei Deloitte. "Dafür sind zum einen die unterschiedlichen Standards, die vorher zur Bilanzierung herangezogen wurden, und zum anderen die vielfältigen Wahlfreiheiten, die die IFRS zurzeit den Unternehmen lassen, verantwortlich. Eine verbesserte Vergleichbarkeit kann nach Abschluss der Phase II des Versicherungsprojektes des IASB erwartet werden."

Quelle: Deloitte Deutschland

Autor(en): VM

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