Aufpassen bei Dynamikregeln zum Jahresende

Vom Einschluss der Dynamik bei Lebens-Versicherungen wird fast durchweg abgeraten. Dabei kann sich Dynamik teilweise sogar positiv auswirken, wenn bestimmte Voraussetzungen vorliegen. Dies belegt Wolfgang Schuster in seinem Buch „Kapitallebens- und Restschuldversicherung optimieren!“ (kostet 32,50 Euro; versandkostenfreie Bestellung unter ).

Mit Blick auf das Alterseinkünftegesetz erhält die Dynamik für spätestens 2004 abgeschlossene Policen eine neue Bedeutung. Grund: Wenn die dynamischen Erhöhungen wie Altverträge behandelt werden, so bedeutet dies, dass die Erträge aus den nach 2004 vorgenommenen Erhöhungen weiterhin nicht besteuert werden. Ein nachträglicher Einschluss der Dynamik noch in 2004 in bestehende Verträge mit langer Restlaufzeit könnte sich daher lohnen. Faustregel: Dynamik bis 20 Prozent des bisherigen Beitrages ist steuerlich unbedenklich. Selbst höhere Dynamik ist unter drei besonderen Umständen erlaubt:
- die jährliche Beitragserhöhung beträgt nicht mehr als 250 Euro oder
- der Jahresbeitrag steigt bis zum fünften Jahr der Laufzeit auf nicht mehr als 4.800 Euro und der Beitrag im ersten Jahr macht mindestens 10 Prozent davon aus oder
- der erhöhte Beitrag nicht höher als der Beitrag, der sich bei einer jährlichen Beitragserhöhung um Prozent seit Vertragsabschluss ergeben hätte.

Aufgepasst: Gerät die Dynamik für vor 2005 abgeschlossene Verträge zu hoch, sind die entsprechenden Policen-Bestandteile steuerlich als gesonderter „neuer Vertrag” zu behandeln. Steuerfreiheit wird für diese Novationen erst nach weiteren 12 Jahren Laufzeit erreicht. Übrigens: Für die einzelnen dynamischen Erhöhungen werden in der Regel keine gesonderten Stückkosten verlangt. „Es trifft also nicht zu, dass Dynamik-Erhöhungen insgesamt wie Neuabschlüsse behandelt werden“, räumt der Autor mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf. Allerdings wäre es angemessen, für dynamische Erhöhungen etwas geringere Abschlusskosten einzukalkulieren. Das tut jedoch kaum jemand. Würde nur der halbe Abschlusskostensatz kalkuliert, ergäbe sich für 35 Jahre Laufzeit bei einer Dynamik von 5 Prozent pro Jahr nur eine um 0,09 Prozentpunkte höhere Rendite.

Für die Dynamik sehen Versicherer unterschiedliche Regelungen vor. So werden die Beiträge entweder
- jährlich um einen festen Prozentsatz (z.B. drei oder fünf Prozent) erhöht oder
- die Erhöhungen werden an eine bestimmte Bezugsgröße (z.B. Einkommen oder Höchstbeitrag in der gesetzlichen Rentenversicherung) gekoppelt.

Die Dynamik bewirkt für Versicherte eine regelmäßige Steigerung der Alters- und Hinterbliebenenversorgung – ohne erneute Gesundheitsprüfung. Für Kunden mit inzwischen angegriffener Gesundheit bedeute dies einen erheblichen Vorteil, weil Beitragzuschläge vermieden werden, die Neukunden sonst zahlen müssten.

Wer die Vorsorge über unregelmäßige, gesonderte Erhöhungen aufstocken will, hat – im Gegensatz zur Dynamik – auch bei Abschluss vor 2005 ein steuerliches Problem: Dies würde als „Novation“ betrachtet. Die Police müsste mindestens zwölf Jahre weiter bestehen, damit keine Kapitalertragsteuer fällig wird. Bei dynamischen Policen gilt dagegen als steuerlicher Versicherungsbeginn der Beginn des Ursprungs-Vertrags.

Bei branchenüblichen Annahmen wirkt sich Dynamik auf die Erlebensfall-Rendite kaum negativ aus. Im Gegenteil: Die ersten dynamischen Erhöhungen bei Verträgen mit langer Laufzeit führen teilweise zu höheren Renditen als bei der Grundversicherung. „Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um einen Vertrag mit niedriger Versicherungssumme handelt“, so Schuster. Ursache: Bei derartigen Verträgen machen die Stückkosten einen beträchtlichen Beitragsanteil aus. Da für Dynamik-Erhöhungen grundsätzlich keine gesonderten Stückkosten erhoben werden, ist der Kostenanteil bei den Erhöhungen niedriger als bei der Grundversicherung und führt zu einem positiven Rendite-Effekt. Ein 35-Jahres-Vertrag zum Beispiel kommt so in den ersten 10 Jahren auf eine höhere Rendite als die Grundversicherung, hat Schuster ausgerechnet.

Unterm Strich unterscheide sich Gesamtrendite ohne bzw. mit Dynamik nur um durchschnittlich rund 0,1 Prozentpunkte (bei fünf Prozent jährlicher Beitragsdynamik). Aus diesem Grund sei die starke Ablehnung der Dynamik in der Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar. Ein erheblicher Rückgang der Rendite sei nur für die Erhöhungen im letzten Drittel der Laufzeit zu verzeichnen. Besonders nachteilig wirke sich dies in den letzten drei Jahren aus. Dies habe auch dazu geführt, dass viele Versicherer dynamische Erhöhungen in den letzten drei Jahren nicht mehr anbieten, schreibt Schuster.

Autor(en): Detlef Pohl

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