Nach Einschätzung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur scheint bei den Zinsen der Boden erreicht, im Vergleich zum Vorjahr seien jedenfalls nur Seitwärtsbewegungen festzustellen. Die Agentur stellte am 7. Februar in Köln ihre aktuelle mittlerweile 17. Untersuchung zu den Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer vor.
"Für 2019 verzeichnen wir erstmals seit vielen Jahren auf breiter Linie stabile Deklarationen", sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer von Assekurata. Über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen liege die laufende Verzinsung 2019 für klassische Policen mit durchschnittlich 2,84 Prozent auf Vorjahresniveau. Die Branche sei noch nicht aus dem Tal der Tränen heraus, aber es sei eine Bodenbildung im Niedrigzinsniveau zu erkennen.
Korridorregelung zeigt Wirkung
Die Analysten von Assekurata lobten die seit 2018 geltende Korridorregelung bei den Zinszusatzreserven (ZZR), die die Versicherer einstellen müssen, um Altverträge mit hohen Garantiezinsen bedienen zu können. Nach der alten Regel hätten die Versicherer rund 18 Milliarden Euro in die ZZR einstellen müssen, jetzt waren es etwa sechs Milliarden Euro. Dass die ZZR notwendig gewesen sei, sei unbestritten. "Aber es nutzt ja nichts, wenn der Patient an der Medizin stirbt", meinte Will, der in den vergangenen Jahren die Höhe der ZZR nach ihrer Verhältnismäßigkeit kritisierte.
Klassik verliert an Bedeutung
Die klassischen Lebensversicherungen verlieren immer stärker an Bedeutung, mittlerweile entfielen 58 Prozent des Neugeschäfts an "Produkten mit modifizierten Garantien, erklärte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata. Mittlerweile hätten sich Policen der "Neuen Klassik" und Indexpolicen im Neugeschäft der Lebensversicherer etabliert. Allerdings war 2018 für Inhaber von Indexpolicen ein schlechtes Börsenjahr, der Dax verlor über 18 Prozent, ein Nullsummenspiel, es konnten keine Renditen erzielt werden.
Hoffnungsträger bAV
Bei der Befragung der Lebensversicherer nach den Produktgattungen mit den höchsten Wachstumschancen liegen die betriebliche Altersversorgung (bAV), Fondspolicen und Absicherungen der Arbeitskraft/Berufsunfähigkeit ganz vorne. Die Analysten glauben, dass weiterhin Produkte jenseits der reinen Klassik die Vertriebsaktivitäten der Anbieter bestimmen werden. Eine gänzlich neue Facette bringe hier die Welt des Betriebsrentenstärkungsgesetzes in Form der reinen Beitragszusage im Sozialpartnermodell mit sich, wobei konkrete Abschlüsse weiter auf sich warten ließen.
Autor(en): Bernhard Rudolf