Eine neue Analyse der Grundfähigkeitsversicherung hat die Rating-Agentur Assekurata vorgestellt. Zwei Produkte wurden bereits untersucht. Weitere Analysen werden vorbereitet.
Die Grundfähigkeitsversicherung "Plan D Die 3" der Dortmunder Lebensversicherung erhielt dabei die Note sehr gut (1,4), weil insgesamt 89 Prozent der Leistungsbereiche erfüllt sind. Der Tarif "Plan D Die 2" der Volkswohl Bund-Tochter kam auf ein gut (1,7). Hier sind insgesamt 84 Prozent der Leistungsbereiche erfüllt.
Kein Standard für Grundvähigkeitsversicherungen
Laut Assekurata zeichnet sich der bessere Tarif vor allem durch den Baustein "Die Arbeit" aus, der zum schwächeren Tarif nicht versicherbar wäre. Zudem fehlt bei "Plan D Die 2" eine Absicherung von schwerer Depression und Schizophrenie. "Die reine Anzahl an versicherten Fähigkeiten ist kein Qualitätsmerkmal der Grundfähigkeitsversicherung", kommentiert Assekurata-Experte Arndt von Eicken. "Vielmehr kommt es darauf an, dass die Auslöser, die zu einer Leistung des Versicherers führen, in den Bedingungen eindeutig, nachvollziehbar und praktikabel definiert sind."
Nach Recherchen der Analysten gibt es für die Grundfähigkeitsversicherung bisher im Markt keinen Standard. Daher sei der Leistungsumfang für Kunden und auch für Vermittler schwierig einzustufen. Das soll nun künftig das Grundfähigkeits-Rating von Assekurata ändern.
Praxisorientierte Bewertungsanforderungen
Das Unternehmen hat die Analyse gemeinsam mit der Biometrie Expertenservice GmbH durchgeführt. Hier sind nach eigenen Angaben der Versicherungsberater Stephan Kaiser, der Fachanwalt für Versicherungsrecht Björn Thorben Jöhnke und die Versicherungsmakler Philip Wenzel und Christian Schwalb aktiv.
"Die Bewertungsanforderungen orientieren sich an der Praxis und wurden anhand von Marktanalysen zu den medizinischen Voraussetzungen und dem praktischen Nachweis der Leistungsauslöser abgeleitet", heißt es bei Assekurata.
Eigentliche Analyse bleibt unklar
Ein Mediziner wird aber im Expertenteam nicht ausgewiesen. Zudem bleibt die eigentliche Analyse, die auf 50 Detailkriterien basieren soll, im Dunkeln. Denn die "Methodik der Assekurata-Tarifanalyse Grundfähigkeits-Versicherung" verrät nicht, wie die bis zu 951 Punkten den Leistungsbereichen Geltungsbereich, Zahlungshilfe, Leistungsart, Besonderheit/Erweiterungen, Verlust der Grundfähigkeiten, Leistungsbewertung, Leistungsauslöser, Ausschlüsse, Allgemeiner Teil und Wechseloption zugeordnet werden.
Ein Schieberegler zeigt lediglich, dass beispielsweise bei den beiden bewerteten Produkten der Bereich "Leistungsbewertung" voll erfüllt ist, während bei "Verlust der Grundfähigkeiten" und "Leistungsauslöser" noch etwas Luft nach oben ist.
Nutzen steigt mit weiteren analysierten Produkten
Einen hohen Nutzen entfaltet das Rating daher dann, wenn weitere Produkte analysiert werden. Aller Voraussicht nach, dürften weitere Produkte aber gute Noten einheimsen, denn Assekurata untersucht nur, wenn der Versicherer die Analyse beauftragt und bezahlt. Bei einem Test der Stiftung Warentest Mitte 2020 konnten die Produkte der Dortmunder keine Empfehlung einheimsen. Die Verbraucherschützer favorisierten die Allianz mit dem Produkt "Körperschutzpolice", die Canada Life mit "Premium Grundfähigkeitsschutz" und die Signal Iduna "SI WorkLife Komfort".
Seither hat aber die Dortmunder die Produkte reformiert, wie eine Sprecherin des Unternehmens erläuterte. Sie wurden auch umbenannt, weil die versicherten Leistungsbereiche, die früher den Namen bestimmten, neu aufgestellt sind. "Im Rahmen des neuen Bewertungsverfahrens erhalten Kunden und Vermittler eine Expertenschätzung darüber, welche Grundfähigkeitsangebote hochwertig und frei von Fallstricken sind", heißt es bei Assekurata. Bei der Note 1,4 und 1,7 dürfte dies der Fall sein. Etwas seltsam mutet es jedoch an, dass die Dortmunder ihr Produkt "Plan D Die 1" nicht analysieren ließ. Zu viele Fallstricke?
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek