Wie sehen die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge aus? Was bewegt sich augenblicklich in der gesetzlichen Rentenversicherung? Und was muss sich bei der bAV tun, damit sie von den Bürgern stärker nachgefragt wird? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Experten auf dem jüngsten MCC-Kongress "Zukunftsmarkt Altersvorsorge" in Berlin.
Davon, dass die diversen Rentenreformen in der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich notwendig und richtig waren, ist Dr. Herbert Rische, Präsident des Deutschen Rentenversicherung Bundes, überzeugt. Sicher sei aber auch, dass es bei der Umsetzung der Reformansätze noch einige Defizite gebe. So wachse unter anderem in der momentanen Konstellation für Erwerbsminderungsrentner die Gefahr von Altersarmut. Dieser Schwachpunkt müsse von der Politik angegangen werden und zwar möglichst noch in der jetzigen Legislaturperiode.
Bekämpfung der Altersarmut: Gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Der aktuelle Beitragssatz von 18,9 Prozent ist niedriger als in den 80er Jahren, ein Level, das laut Rische in den nächsten Jahren kaum gehalten werden kann. Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung sieht grundsätzlich auf die deutsche Gesellschaft gravierende Änderungen in der Alterssicherung zukommen, die sich eben auch auf den Beitragssatz auswirken werden. Doch ganz gleich, wie sich die Situation verändere, die Bekämpfung der Altersarmut sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei sieht er auch an sein eigenes Haus in der Pflicht, stärker auf die Interessen der Bürger zu hören, die sich zum Beispiel wünschten, in der Rentenversicherung zu „riestern“. Die Diskussion darüber bestünde schon länger, doch früher hätten einige Personen bei der Rentenversicherung derartige Überlegungen abgeschmettert. Dies müsse sich ändern.
Modell aus Baden-Württemberg: Interessant, aber verbesserungswürdig
Einen Schritt in diese Richtung verfolgt die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg mit ihren so genannten kapitalgedeckten Konten schon seit geraumer Zeit. Damit soll den Bürgern ein flexiblerer Übergang in den Ruhestand ermöglicht werden - und zwar ohne Abschläge. Das Vorsorgekonto soll steuerfrei sein, eine Besteuerung ist nachgelagert geplant. Dieses Modell soll geschlechtsneutral sein und auf eine Risikoprüfung verzichten. Mit diesem Vorsorgemodell werden aber nicht die gleichen Effekte erzielt wie bei den klassischen Riester-Produkten, so auch keine Rendite. Die Attraktivität dieses Produktes ist allein der Kostenfaktor, sprich, für den Sparer sollen keinerlei Kosten entstehen. Für viele Kritiker – auch aus der Versicherungswirtschaft – ist der alleinige Aspekt der Kostenersparnis ein Hinderungsgrund dafür, dass eine relevante Zahl an Menschen sich für eine derartige Lösung entscheiden werden. Und ob dieses nicht auf Rendite orientierte Konzept wirklich sein Ziel erreichen kann, Altersarmut künftig einzuschränken, wird auch äußerst kritisch gesehen.
Investitionsbedingungen müssen besser werden
Einen ganz anderen Ansatz, wie Altersarmut wirklich breitflächig abgefedert werden kann, wählte Professor Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE, auf der MCC-Tagung in Berlin. So müssen für ihn vor allem die Investitionsbedingungen in Deutschland verbessert werden, so dass Unternehmen und Personen wieder eher bereit sind, hierzulande zu investieren und sich die schlechte Ertragsphase wieder verbessert. Negativ sei auch die Tatsache, dass die Arbeitskraftproduktivität unter dem Niveau von 2007 liege. Und: Augenblicklich werde das Geld stärker im Ausland investiert, ganz gleich, ob es sich um kurz- oder langfristige Investments handele. Zu dieser negativen Situation trage auch ein wenig investitionsfreundliches Steuersystem bei und die regulatorischen Bedingungen, die Vermögensmanager in ihrem Spielraum einschränken würden.
Zu schaffen mache den deutschen Anlegern und Sparern natürlich auch die Niedrigzinsphase, die einen nur einen recht schwachen Vermögensanstieg ermögliche. So seien 2012 die Zinsgewinne der Haushalte um zehn Milliarden Euro geringer angestiegen als in den Vorjahren. „Sinkende Arbeitslosigkeit, ein stabiler Arbeitsmarkt und wachsende Zuwanderung“ sind für Heise die wichtigsten Faktoren, um eine auskömmliche Altersvorsorge zu ermöglichen und Altersarmut effektiv zu bekämpfen.
Weitere Details zum MCC-Kongress „Zukunftsmarkt Altersvorsorge 2013“ finden Sie in der April-Ausgabe von .
Bild:© Margot Kessler /
Davon, dass die diversen Rentenreformen in der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich notwendig und richtig waren, ist Dr. Herbert Rische, Präsident des Deutschen Rentenversicherung Bundes, überzeugt. Sicher sei aber auch, dass es bei der Umsetzung der Reformansätze noch einige Defizite gebe. So wachse unter anderem in der momentanen Konstellation für Erwerbsminderungsrentner die Gefahr von Altersarmut. Dieser Schwachpunkt müsse von der Politik angegangen werden und zwar möglichst noch in der jetzigen Legislaturperiode.
Bekämpfung der Altersarmut: Gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Der aktuelle Beitragssatz von 18,9 Prozent ist niedriger als in den 80er Jahren, ein Level, das laut Rische in den nächsten Jahren kaum gehalten werden kann. Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung sieht grundsätzlich auf die deutsche Gesellschaft gravierende Änderungen in der Alterssicherung zukommen, die sich eben auch auf den Beitragssatz auswirken werden. Doch ganz gleich, wie sich die Situation verändere, die Bekämpfung der Altersarmut sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei sieht er auch an sein eigenes Haus in der Pflicht, stärker auf die Interessen der Bürger zu hören, die sich zum Beispiel wünschten, in der Rentenversicherung zu „riestern“. Die Diskussion darüber bestünde schon länger, doch früher hätten einige Personen bei der Rentenversicherung derartige Überlegungen abgeschmettert. Dies müsse sich ändern.
Modell aus Baden-Württemberg: Interessant, aber verbesserungswürdig
Einen Schritt in diese Richtung verfolgt die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg mit ihren so genannten kapitalgedeckten Konten schon seit geraumer Zeit. Damit soll den Bürgern ein flexiblerer Übergang in den Ruhestand ermöglicht werden - und zwar ohne Abschläge. Das Vorsorgekonto soll steuerfrei sein, eine Besteuerung ist nachgelagert geplant. Dieses Modell soll geschlechtsneutral sein und auf eine Risikoprüfung verzichten. Mit diesem Vorsorgemodell werden aber nicht die gleichen Effekte erzielt wie bei den klassischen Riester-Produkten, so auch keine Rendite. Die Attraktivität dieses Produktes ist allein der Kostenfaktor, sprich, für den Sparer sollen keinerlei Kosten entstehen. Für viele Kritiker – auch aus der Versicherungswirtschaft – ist der alleinige Aspekt der Kostenersparnis ein Hinderungsgrund dafür, dass eine relevante Zahl an Menschen sich für eine derartige Lösung entscheiden werden. Und ob dieses nicht auf Rendite orientierte Konzept wirklich sein Ziel erreichen kann, Altersarmut künftig einzuschränken, wird auch äußerst kritisch gesehen.
Investitionsbedingungen müssen besser werden
Einen ganz anderen Ansatz, wie Altersarmut wirklich breitflächig abgefedert werden kann, wählte Professor Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE, auf der MCC-Tagung in Berlin. So müssen für ihn vor allem die Investitionsbedingungen in Deutschland verbessert werden, so dass Unternehmen und Personen wieder eher bereit sind, hierzulande zu investieren und sich die schlechte Ertragsphase wieder verbessert. Negativ sei auch die Tatsache, dass die Arbeitskraftproduktivität unter dem Niveau von 2007 liege. Und: Augenblicklich werde das Geld stärker im Ausland investiert, ganz gleich, ob es sich um kurz- oder langfristige Investments handele. Zu dieser negativen Situation trage auch ein wenig investitionsfreundliches Steuersystem bei und die regulatorischen Bedingungen, die Vermögensmanager in ihrem Spielraum einschränken würden.
Zu schaffen mache den deutschen Anlegern und Sparern natürlich auch die Niedrigzinsphase, die einen nur einen recht schwachen Vermögensanstieg ermögliche. So seien 2012 die Zinsgewinne der Haushalte um zehn Milliarden Euro geringer angestiegen als in den Vorjahren. „Sinkende Arbeitslosigkeit, ein stabiler Arbeitsmarkt und wachsende Zuwanderung“ sind für Heise die wichtigsten Faktoren, um eine auskömmliche Altersvorsorge zu ermöglichen und Altersarmut effektiv zu bekämpfen.
Weitere Details zum MCC-Kongress „Zukunftsmarkt Altersvorsorge 2013“ finden Sie in der April-Ausgabe von .
Bild:© Margot Kessler /
Autor(en): Meris Neininger