Altersvorsorge: Generation Mitte will auf nichts verzichten

Die Hälfte der Menschen aus der "Generation Mitte" befürchtet, im Alter sparsam sein zu müssen, um mit dem vorhandenen Geld auszukommen, nur rund ein Viertel glaubt finanziell ohne Abstriche über die Runden zu kommen. Vor allem Frauen müssen aufgrund überholter Rollenbilder mit Problemen im Alter rechnen. Das sind einige Ergebnisse der Studie "Die Generation Mitte - Lebenssituation, Hoffnungen und Sorgen der 30- bis 59-Jährigen", die in Berlin gemeinsam von Dr. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), und Professorin Renate Köcher (siehe Bild), Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, vorgestellt wurde.

Zwar sind die 35 Millionen Menschen zwischen 30 und 59 Jahren, die gegenwärtig in Deutschland leben - befragt wurden 1.420 Personen, die einen repräsentativen Ausschnitt der Gesamtbevölkerung darstellen - überwiegend zufrieden mit ihren persönlichen und beruflichen Lebensumständen. Sie erwarten mehrheitlich auch in Zukunft, dass es ihnen wirtschaftlich so geht wie heute (54 Prozent) oder sogar besser (19 Prozent). Dennoch spielen neben gesundheitlichen Befürchtungen die Ängste, den Lebensstandard im Alter nicht halten zu können (55 Prozent), wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten zu können (49 Prozent) oder die Sorge, das Einkommen könne in den nächsten Jahre nicht reichen (41 Prozent), eine wichtige Rolle im Leben der Mitte-Generation.

Mit Kurzfristsparen ist keine systematische Absicherung möglich
Dennoch gibt es kein ausgeprägtes Bewusstsein für eigenverantwortliche Vorsorge, betonte Erdland weiter. Dass zeige sich zum Beispiel darin, dass ein Drittel der Befragten früher in die Rente einsteigen möchte als gesetzlich vorgesehen und damit bewusst Einbußen hinnehme. Drei Viertel wollten zwar fürs Alter sparen, sich aber dafür nicht allzu sehr einschränken. Auch langfristig im Voraus planen oder investieren wolle kaum jemand: 60 Prozent halten einen Zeitraum von zehn Jahren für das Äußerste, was sie sich vorstellen können. "Damit ist natürlich keine systematische Absicherung des Alters möglich", kommentierte Köcher diesen Umstand.

Vor alle Frauen und Mütter minderjähriger Kinder sorgen sich einerseits heftig um ihr Alterseinkommen (48 beziehungsweise 50 Prozent) und erwarten vom Staat bessere Anerkennung von Erziehungs- und Pflegezeiten für die Rente (71 beziehungsweise 60 Prozent), sind aber dennoch vielfach in alten Rollenbildern verhaftet, die eigenen auskömmlichen Rentenansprüchen entgegenwirken.

Traditionelle Rollenvorstellungen dominieren
So gaben 27 Prozent der Frauen an, derzeit Teilzeit zu arbeiten beziehungsweise früher ganz oder teilweise aus dem Job ausgestiegen zu sein (52 Prozent), aber nur ein Drittel von ihnen will künftig Vollzeit arbeiten. Und 45 Prozent der befragten Männer und Frauen gaben ohne große Unterschiede an, dass sie gern in einer Beziehung leben möchten, in der der Mann voll , die Frau aber Teilzeit arbeitet und sich verantwortlich um die Kinder kümmert. Nur 18 Prozent - im Westen der Republik 16, im Osten immerhin 29 Prozent - favorisieren eine gleichberechtigte Teilung der Haushalts- und Kinderarbeit bei zwei vollzeitbeschäftigen Partnern.

Altersvorsorge ist Thema für die Beratung
Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen für die Branche besteht laut Erdland darin, dass die Beratung künftig noch mehr als bisher - natürlich abgestuft nach den finanziellen Möglichkeiten der Kunden - das Thema Altersarmut und Vorsorge ins Zentrum stellt und einen möglichst frühzeitigen Einstieg favorisiert. Dazu müsse - vor allem im Interesse der unteren Einkommensschichten - die Anrechnung von privater Vorsorge auf die Grundsicherung im Alter zugunsten einer Freibetrags-Regelung geändert werden. Vor allem im Interesse von Frauen müsste beim Riester-Sparen die Möglichkeit geschaffen werden, zeitliche Unterbrechungen bei der Einzahlung später förderunschädlich ausgleichen zu können.

Zudem plädierte Erdland für einen regelmäßigen gesamthaften Überblick über sämtliche im Alter zu erwartenden Einkünfte aus allen drei Schichten. Die jetzigen Informationen seien zerstückelt und könnten eine Ursache für fehlendes Bewusstsein in Bezug auf drohende Altersarmut sein. Die EU-Kommission bereitet gegenwärtig ein solches Projekt vor, das anhand einer internetbasierten Plattform Informationen bündeln soll. Der GDV arbeite aktiv daran mit, erklärte Peter Schwark, Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung.

Weitere Informationen zur Studie gibt es



Bildquelle: © Elke Pohl

Autor(en): Elke Pohl

Alle Branche News