Altersrente verkommt zur Basissicherung

Das Niveau der gesetzlichen Rente wird in den nächsten Jahrzehnten so stark absinken, dass sie für ein auskömmliches Leben im Alter nicht mehr reicht. Dies stellt der Rentenversicherungsbericht des Bundesarbeits- und Sozialministeriums heraus.

"In Zukunft wird der erworbene Lebensstandard nur erhalten bleiben, wenn die finanziellen Spielräume des Alterseinkünftegesetzes und die staatliche Förderung der privaten Vorsorge (Riester-Rente) genutzt werden, um eine private Vorsorge aufzubauen", heißt es in dem Bericht. Dort werden Prognosen für die Entwicklung der Altersvorsorge bis 2019 aufgestellt. Demnach soll der Rentenbeitragssatz 2007 von heute 19,5 auf 19,9 Prozent steigen und dann bis 2012 gelten. Um dies zu schaffen, müsste der Bund 2008 rund 600 Millionen Euro zusätzlich zuschießen. Darüber soll aber erst 2007 entschieden werden. Für 2013 wird ein Beitragssatz von 19,6 Prozent angenommen, für die Jahre danach bis 2019 eine Verringerung auf 19,4 Prozent.

Dramatisch: Das Rentenniveau vor Steuern wird sich bereits bis 2009 spürbar verringern. So kann ein Arbeitnehmer, der 2005 in den Ruhestand geht, noch mit 52,2 Prozent "Sicherungsniveau" rechnen. Der Wert bezieht sich auf die Durchschnittseinkommen nach Abzug der Sozialabgaben, aber vor Steuern. Schon 2009 sollen es nur noch 49,9 Prozent sein, 2019 dann 46,3 Prozent. Dies sind Zielwerte, die bereits mit der jüngsten Rentenreform gesetzt wurden. Bis 2030 soll das Niveau demnach nur noch 43 Prozent betragen.

In Modellrechnungen ergibt sich daraus eine Bruttostandardrente von 1.176 Euro für 2006. Angesichts geplanter Nullrunden verändert sich der Wert in den Modellrechnungen für 2007 und 2008 nicht und steigt dann auf 1.180 Euro. 2014 soll er mit 1.263 Euro kaum spürbar darüber liegen. Für 2019 ist ein Wert von 1.414 in Aussicht gestellt.

Die Rentenprognosen fallen auch deshalb etwas schlechter aus als in früheren Jahresberichten, weil geringere Werte für Wirtschaftswachstum (+1,7 Prozent) und Lohnentwicklung (+2,5 Prozent) eingesetzt worden seien. Längerfristig werde sich die gesetzliche Rente zu einer beitragsfinanzierten Basissicherung entwickeln, meint der CDU-Sozialpolitiker Ralf Brauksiepe. Nach Berechnungen des Rentenexperten Bernd Raffelhüschen wird das gesetzliche Bruttorentenniveau im Jahr 2035 nur noch knapp oberhalb des Sozialhilfesatzes liegen. "Die Durchschnittsrente im Jahr 2035 wird bei 38 bis 40 Prozent des durchschnittlichen Bruttogehalts liegen." Analog zur "Rente mit 67" für abhängig Beschäftigte forderte Raffelhüschen die "Pension mit 68" für bestimmte Beamtengruppen. "Die Rentenversicherung ist durch die Einführung von verschiedenen Abschlägen nachhaltig finanzierbar", sagte der Finanzwissenschaftler. "Das gilt nicht für Beamtenpensionen". Hier liege das größere Problem.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wertet den Alterssicherungsbericht als Beleg dafür, dass die Kapital gedeckte Altersvorsorge im Bewusstsein der Bürger mittlerweile verankert ist. Dafür sprächen gut 17,8 Millionen Verträge seit 2002 neu abgeschlossene Policen für die private und betriebliche Altersvorsorge, die lebenslange Rentenleistungen vorsehen. Darunter waren etwa 4,5 Millionen Verträge mit Riester-Förderung und rund 2,7 Millionen Pensionsfonds- und Pensionskassenverträge. Der GDV begrüßt ausdrücklich, dass der Alterssicherungsbericht keine Festlegung auf einen Vorsorgezwang enthält. Der Verband regt an, die Riester-Förderung auf alle Bundesbürger auszudehnen und das Fördervolumen zu dynamisieren. Der Verzicht auf doppelte Belastung der Entgeltumwandlung mit SV-Beiträgen ab 2009 würde zudem für Betriebsrenten die dringend notwendige Planungssicherheit geben.



Autor(en): Detlef Pohl

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