Allianz-Chef rechnet nicht mit Kannibalisierung durch neuen Internetvertrieb

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Vor zehn Jahren scheiterte der erste Versuch der Allianz, Versicherungen im eigenen Namen im Internet zu verkaufen, am Widerstand der Vertreter. Nun soll mit Allianz Direct der Einstieg in den digitalen Vertrieb gelingen.

Allianz-Chef Oliver Bäte ist ein Fan von digitalen Plattformen. Je höher das Volumen eines Produkts bei einem Verkauf über das Internet sei, desto geringer seien die Vertriebskosten, schwärmte Bäte vor Journalisten in Frankfurt. Hingegen biete der persönliche Vertrieb keine Skaleneffekte.  Ein Versicherungsvertreter bekomme immer einen gewissen Anteil am Versicherungsvolumen.

Zurzeit baut der Allianz-Chef für sein Unternehmen eine digitale Plattform auf. Ende 2019 soll Allianz Direct an den Start gehen und Autoversicherungen über das Internet in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien anbieten.

Allianz24 verschwand vier Jahre nach dem Start

Schon einmal hat der Münchner Versicherungsriese versucht, Policen über das Netz zu vertreiben. Im September 2005 startete die Allianz in Deutschland unter der Marke Allianz24 ihr Pkw-Direktversicherungsgeschäft im Internet. Die rund 10.000 Allianz-Vertreter liefen Sturm gegen den neuen Vertriebsweg. Sie fürchteten, dass die Kunden ins Internet abwandern würden. Ihr Protest hatte Erfolg. Allianz24 wurde vier Jahre nach dem Start in Allsecur umbenannt. Der Name Allianz verschwand aus dem Firmennamen.

Zehn Jahre später sei nicht nur die Technologie weiter entwickelt, auch die "Vertreter und Vertreterinnen haben verstanden, dass Interaktivität wichtig ist", sagte Allianz-Chef Bäte. Er rechnet nicht damit, dass der Internetvertrieb das Geschäft der Ausschließlichkeitsvertreter kannibalisiere. Im Gegenteil: Die Vertreter bekämen über das Webangebot Leads für Kundenkontakte. So wünschten sich in Frankreich 15 Prozent der Allianz France-Kunden, die bei der Allianz nach einer Autoversicherung suchten, ein Gespräch mit einem Vermittler. Das neue Angebot erleichtere dem Kunden den "Übergang" zwischen den Vertriebskanälen, so Bäte.

Allianz Direct ist ein Weg zur Reduktion der Komplexität

Die neuen Internetpolicen, die Allianz Direct in unterschiedlichen Ländern anbieten wird, sind bewusst einfach  konstruiert. Die neue Plattform ist nur ein Weg, wie die Allianz ihre Komplexität reduzieren will. „Wir drohen, an der Komplexität der Produkte zu ersticken“, klagte Bäte.

Bei Allianz Deutschland 20 abschließbare Rechtsschutz-Versicherungen

Bei der Allianz Deutschland gibt es aktuell 20 abschließbare Rechtsschutz-Versicherungen. Dazu kommen 61 (teils ältere) Bestandsprodukte, die für bestehende Kunden noch in den Systemen geführt werden.

Bereits vor 15 Jahren habe die Allianz begonnen, eine Multispartenplattform aufzubauen. Dieses System kann nicht nur eine Sparte, sondern viele Versicherungsarten verwalten. Bis 2023 sollen 45 bis 50 Prozent der alten Lebensversicherungsverträge auf das neue IT-System migriert sein. Diese Aussage bestätigt Alf Neumann, Vorstand von Allianz Leben und dort unter anderem für Digitales zuständig: Die Zahl ist "konservativ. Aber lieber übererfüllen wir als andersrum."

Autor(en): Stefanie Burgmaier

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