Die Cyber-Versicherer müssen ihr Riskmanagement verbessern. Das haben die Versicherungsmathematiker der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) festgestellt. Sie fordern die Unternehmen auf, Cyber-Policen „mit einem angemessenen Preis zu versehen“.
Zudem sollten die Versicherer, die Cyberschutz anbieten, ihren Risikoappetit erst nach einer ganzheitlichen Analyse über alle Sparten, Deckungsarten, Cyber-Szenarien sowie organisatorische Strukturen bestimmen. Unterm Strich kann man sagen, die Experten des DAV sind mit der aktuellen Preis- und Zeichnungspolitik nicht zufrieden.
Markt könnte härter werden
Somit könnte der 20-seitige Ergebnisbericht „Cyberrisiken – Herausforderungen und Einfluss auf das Risikomanagement in Versicherungsunternehmen“ zu Prämienerhöhungen und Deckungsverkürzungen im deutschen Markt führen. Gewarnt wird intensiv vor dem Kumul-Risiko bei der Cyber-Versicherung. Erstellt wurde der Bericht vom DAV-Ausschuss Schadenversicherung. Angemahnt wird hier zudem deutlich mehr Flexibilität, da sich Cyber-Risiken dynamisch entwickeln würden. „Das Management von Cyber-Risiken erfordert kurzfristige Reaktionsmöglichkeiten“, so die Autoren. Risikoeinschätzungen müssten zeitnah geändert und den Kunden mitgeteilt werden. Auch Verträge seien dann anzupassen. Generell sehen die DAV-Experten deutliches Verbesserungspotenzial bei der Standardisierung von Versicherungsprodukten. Die Assekuranzen würden an ihren Defiziten aber „sehr aktiv“ arbeiten.
Wirtschaft soll mehr Schadendaten liefern
2021 habe das Bundeskriminalamt rund 146.000 Cyber-Straftaten in Deutschland erfasst. Das führte dazu, dass beinahe die Hälfte der deutschen Unternehmen in diesem Zeitraum Ziel von Cyber- Angriffen wurden. Möglicherweise gibt es hier noch eine deutliche Dunkelziffer, denn viele Unternehmen fürchten einen Imageschaden, wenn ein Cyber- Angriff auf ihr Unternehmen bekannt wird. „Hier ist die gesamte Wirtschaft gefordert, offener und umfangreicher Daten zu teilen, damit insbesondere die Versicherer gemeinsam schneller lernen und genügend Vertrauen in die Fähigkeit entwickeln können, Cyber-Risiken in den Griff zu bekommen“, forderte Clemens Frey, Leiter der DAV-Arbeitsgruppe Cyberrisiken.
Cyberschutz wird mehr nachgefragt
Gleichzeitig prognostiziert der DAV ein starkes Wachstum für Cyberschutz. So würden sich die weltweiten Schäden durch Cyberkriminalität laut einer Studie von McAfee aus dem Jahr 2020 auf etwa eine Billion US-Dollar belaufen. Damit hätten sie sich seit 2018 verdoppelt. Entsprechend steige der Bedarf für Cyber-Versicherungen. Zudem habe der Ukrainekrieg und die Homeoffice-Nutzung während der Corona-Pandemie IT- und Cyber-Risiken stärker in die allgemeine Aufmerksamkeit gerückt. Aktuelle Schätzungen zum Markt von Cyber-Policen würden ein weltweites Prämienvolumen von über neun Milliarden US-Dollar angeben. Bis 2025 werde von einem Wachstum auf über 20 Milliarden US-Dollar ausgegangen. Daten zum deutschen Markt hat der DAV aber nicht, wie ein Sprecher erklärte.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek