Eine Rückwärtsbetrachtung des Map-Reports zur Lebens- und Rentenversicherung zeigt, wie stark die deutlich gesunkenen Zinsen auch Altverträge belasten.
In der Musterrechnung wurde der Marktdurchschnitt für eine aufgeschobene Rente errechnet. Der Mustervertrag läuft 20 Jahre und wird mit 1.200 Euro pro Jahr bespart. Im Marktdurchschnitt erreicht die Kapitalabfindung des im Jahre 2008 geschlossenen Vertrages noch eine Summe von 42.961 Euro. Das entspricht einer sehr auskömmlichen Beitragsrendite von 5,27 Prozent, wie der Map-Report ermittelt hat.
Elf Versicherer liegen unter dem Durchschnittswert
Für Verträge mit gleicher Sparsumme von 24.000 Euro erhielten die Kunden im Marktschnitt zum Jahresbeginn 2018 von den Lebensversicherern noch 36.105 Euro ausgezahlt. Damit sank die Auszahlung um 6.856 Euro und die Beitragsrendite reduzierte sich auf 3,75 Prozent. Bei Renten, die zwölf Jahre bespart wurden liegt die Beitragsrendite im Schnitt nur noch bei 2,53 Prozent. Getoppt werden solche Ergebnisse von Unternehmen wie der Debeka, die eine Rendite von 3,42 Prozent erwirtschaftete, während Europa bei 3,39 Prozent und die WGV bei 3,20 Prozent liegen. Am unteren Ende der Fahnenstange erwirtschaftet die Familienfürsorge nur noch 16.267 Euro. Das entspricht laut einer Berechnung der FMH-Finanzberatung einer Rendite von 1,86 Prozent. Insgesamt liegen elf Versicherer von 19 unter dem Durchschnittswert von 17.001 Euro.
Altdaten verschwiegen
Solche Ergebnisse möchten die Versicherer nicht mehr gerne in der Öffentlichkeit sehen. Daher kämpft der Map-Report immer stärker darum, überhaupt Daten von den Lebensversicherern zu erhalten. Die aktuelle Untersuchung "Klassik im Vergleich – Sofortrente, Aufschubrente, KLV" wurde daher vom Marktbeobachter mit dem Titel "Die Branche des Schweigens" überschrieben. Von 78 angeschriebenen Lebensversicherern haben nur 19 an der Untersuchung teilgenommen. Daher seien die Unternehmen, die in der aktuellen Studie am Tabellenende stehen, keine Verlierer. "Es dürfte dutzende schlechtere Gesellschaften geben als die Letztplatzierten in diesen Übersichten", so der Report.
Bei den Verweigerern und Anbietern, die gar nicht reagiert haben, waren auch Gesellschaften, die sich im internen oder externen Run-Off befinden, wie die Victoria, die Entis (ehemals Protektor), die Frankfurt Münchener (ehemals Arag) oder die Frankfurter (ehemals Basler CH). Von Transparenz also keine Spur. Das wirft kein gutes Bild auf Run-Off-Unternehmen und dürfte die Skepsis in der Öffentlichkeit vor Bestandsverkäufen schüren. Das bringt der Map-Report auf den Punkt, wenn er schreibt: "Für die Akquise von Neukunden bastelt die Branche seit einigen Jahren erfinderisch an neuen Produkten. Die Bestandskunden hingegen scheinen mehr und mehr zum Klotz am Bein zu werden."
Neue Verträge: Kaum noch positive Garantie
Die Ergebnisse der ausgewerteten Gesellschaften zeigen, dass man mit der Rentenversicherung fürs Geldverdienen Zeit braucht. Bei der Sofortrente dauert es bis zu 15 Jahren, bis der eingezahlte Beitrag als Rentenzahlungen wieder ausgezahlt wurde. Rund zehn Jahre vergehen in der Aufschubrente, bis die Rückkaufswerte die Beitragssumme übersteigen und "bei den Hochrechnungen der Kapitallebensversicherung sind positive Vorzeichen rar gesät."
Trotz der Zinsmisere gibt es noch neue klassische Verträge im Verkauf, auch wenn die Garantien für jetzt abgeschlossene Policen meist negativ sind. Bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Jahren garantiert immerhin die Stuttgarter Ihren Kunden mit 14.419 Euro noch eine Auszahlung, die knapp über der Beitragssumme liegt. Bei einer 20-jährigen Laufzeit schaffen das WGV, Hannoverschen und Stuttgarter. Und bei Langläufern über 30 Jahren garantieren im aktuellen Geschäftsjahr wiederum die WGV und Hannoversche noch Auszahlungen knapp oberhalb der eingezahlten Beitragssumme.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek