Das Heidelberger Start-up Getsafe hat kürzlich sein Leistungsportfolio um eine Hausratversicherung erweitert. Damit komplettiert das Unternehmen nach eigenen Angaben sein Angebot speziell für Versicherungseinsteiger. Was das Insurtech noch auszeichnet und welche weiteren Pläne es verfolgt, zeigt nachfolgendes Interview.
Getsafe versteht sich selbst als ein Technologieunternehmen, das im Versicherungsbereich aktiv ist - nicht umgekehrt. Das Insurtech setzt dabei auf digitale Lösungen und künstliche Intelligenz.
Sie verfolgen für 2019 und 2020 ehrgeizige Expansionspläne: über 450.000 Kunden und Präsens in drei weiteren europäischen Ländern. Wie viele Kunden haben Sie Stand heute? In welchen Ländern wollen Sie vor allem aktiv werden?
Stand heute haben wir über 60.000 Kunden. Bis Jahresende wollen wir diese Zahl verdoppeln und in den kommenden zwölf Monaten in mehrere Länder in Europa expandieren.
In welchen Dienstleistungen, Produkten unterscheiden Sie sich erkennbar von Ihren Mitbewerbern?
Wir entwickeln Versicherungsprodukte, die einfach und transparent auf dem Smartphone funktionieren. Eine Versicherung in drei Minuten online abschließen - das können mittlerweile schon viele Versicherer. Aber wir bieten eine neue Versicherungserfahrung, die zehnmal besser ist als das, was Kunden bisher kennen. Kein komplexes Vertrags- und Papierchaos, und vor allem konsequent digital. Unser Herzstück ist eine mobile App, und unsere Kunden haben eine monatliche Mitgliedschaft. Unser Chatbot steht Kunden rund um die Uhr zur Seite und hilft dabei, Schäden zu melden oder Daten in Echtzeit zu aktualisieren. Damit treffen wir die Erwartungen der jungen Generation, die es gewohnt ist, überall und zu jeder Tageszeit per Knopfdruck auf Informationen und Services zugreifen zu können.
Welche Ihrer Produktangebote fragen Ihre Kunden am stärksten nach?
Unser wichtigstes Produkt ist derzeit nach wie vor unsere Haftpflichtversicherung, mit der wir Ende 2017 gestartet sind. Seit wenigen Wochen ist jedoch nun auch unsere Hausratversicherung verfügbar. Die Nachfrage nach dieser ist groß. Insofern sehen wir hier unsere Kernprodukte. Ab 2020 werden wir auch digitale Lebensversicherungen entwickeln.
Start-ups wie auch das Ihrige werfen den klassischen Versicherern oftmals vor, dass sie zu behäbig, nicht digital und zu wenig kundenorientiert sind. Doch worin können die etablierten Versicherer auch Vorbild sein?
Große etablierte Versicherer wie Allianz oder Axa haben es geschafft, eine starke Marke aufzubauen, die weltweit bekannt ist. Diese Versicherer genießen ein hohes Vertrauen. Gerade beim Thema Bekanntheit und Präsenz haben wir als junges Start-up noch großen Nachholbedarf, denn uns fehlt es natürlich noch an Marktrelevanz. Aber wir sind auf einem guten Weg und wachsen in der Gruppe der Versicherungseinsteiger sogar schneller als Marktriesen wie Allianz oder Axa.
Wie schwer ist es für Sie, neue und motivierte Mitarbeiter zu finden?
Bewerbungen haben wir sehr viele; aber wir legen großen Wert darauf, dass die Mitarbeiter in unser Team passen. Dafür setzen wir auf Experten und auf Visionäre, die unsere Begeisterung für das, was wir tun, teilen. Unser Arbeitsalltag ist dynamisch und unbürokratisch. Mit dieser Geschwindigkeit muss man als Mitarbeiter zurecht kommen und eigenverantwortlich arbeiten. Mit dem KIT in Karlsruhe, den Universitäten Mannheim und Heidelberg und der TU Darmstadt haben wir die besten Universitäten für Ingenieure, Naturwissenschaftler und Betriebswirte direkt vor der Tür. Und mit SAP den größten IT-Konzern Europas. In einem Umkreis von 50 Kilometern können wir damit auf einen starken Talentpool zugreifen. Das fällt Start-ups in Berlin deutlich schwerer.
Warum ist die Munich Re für Sie der richtige Partner? Möchten Sie künftig noch weitere Partner an sich binden?
Die Munich Re ist für uns ein leistungsstarker Partner, der es uns möglich macht, uns auf unsere Kernkompetenz zu fokussieren. Die globale Präsenz des Rückversicherers werden wir nutzen, um auch international stark skalieren zu können. Nicht zuletzt sitzt Munich Re, als größter Rückversicherer der Welt, auf einem riesigen traditionellen Datenschatz. Unsere Infrastruktur ist vom ersten Tag an darauf ausgerichtet, auch mit anderen Risikoträgern zu arbeiten beziehungsweise auch eine eigene Versicherungslizenz zu beantragen. Damit sind wir sehr flexibel und bewahren uns unsere Unabhängigkeit.
Autor(en): Meris Neininger