13,6 Milliarden Euro Umverteilung zwischen den Krankenkassen durch den Risikostrukturausgleich

Die erste Gesamtschätzung über das Umverteilungsvolumen zwischen den gesetzlichen Krankenkassen durch den Risikostrukturausgleich für das laufende Jahr liegt nun vor. Mit rund 13,6 Milliarden Euro ist das Umverteilungsvolumen trotz der Gesundheitsreform (insgesamt ein Ausgabenrückgang) nur geringfügig gesunken. Die größte Last haben dabei die BKKs zu tragen - sie zahlen im laufenden Jahr 9,1 Milliarden Euro in den Risikostrukturausgleich (RSA) ein, davon kommen aus NRW rund 1,3 Milliarden Euro.

Über den RSA zwischen den gesetzlichen Krankenkassen unterstützt
jedes BKK-Mitglied die anderen Krankenkassen. Dabei ist die
individuelle Belastung immer wieder gewachsen. Waren es 1995 noch 97 Euro je Mitglied in NRW (138 Euro bundesweit), so werden es im
laufenden Jahr ca. 607 Euro je Mitglied in NRW sein (882 Euro
bundesweit). Trotzdem ist es den BKKs gelungen, mit einem
durchschnittlichen Beitragssatz von 13,9 Prozent bundes- und
landesweit (GKV: 14,2 Prozent) relativ günstig zu bleiben.

Der Risikostrukturausgleich soll zum 1. Januar 2007 auf eine
direkte sogenannte Morbiditätsorientierung ("Morbi-RSA") umgestellt
werden. Eine Analyse des zugrundeliegenden Gutachtens zeigt, dass das vorgeschlagene Konzept des "Morbi-RSA" zu einer neuen Kostenwelle für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) führen würde: Die Gutachter haben mit den Krankenhausdiagnosen und den Arzneimittelverordnungen gerade solche Indikatoren als Grundlage für die Berechnungen der Ausgleichszahlungen zwischen den Krankenkassen ausgewählt, deren Kosten- und Mengenentwicklung seit langem in der Kritik steht. Beide Leistungsbereiche sind in hohem Maße strategieanfällig. Jede Krankenkasse müsste künftig danach streben, ihre Mitglieder im Krankenhaus behandeln zu lassen. Statt Arzneimittelverordnungen zu vermeiden, hätten die Krankenkassen künftig ein Interesse daran, dass ihre Versicherten Medikamente bekommen, die sie als schwer krank ausweisen. Und je kränker die Patienten erscheinen, umso höher sind auch die Honorarmöglichkeiten der Leistungsanbieter, also der Ärzte und Krankenhäuser. Der morbiditätsorientierte RSA würde zum Kostentreiber im Gesundheitswesen. Die Folgen für die Beitragssatzentwicklung wären fatal.

Quelle: BKK Landesverband NRW

Autor(en): Susanne Niemann

Alle Branche News