Pflege ist teuer. Vor allem, wenn sie vollstationär im Heim erfolgen muss. Daher sollen nach dem Willen der CDU künftig zumindest Kinder weitgehend vom Unterhalt ihrer pflegebedürftigen Eltern befreit werden. Damit werden wieder die hohen Pflegekosten, die Rente und Vermögen aufzehren, ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
So hat Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe angekündigt, dass die CDU nach einem Wahlsieg Kinder bis zu einem Brutto-Jahreseinkommen von 100.000 Euro vom Zugriff des Sozialamtes wegen der Pflege ihrer Eltern freistellen will. Damit reagiert die Partei darauf, dass die gesetzliche Pflegeversicherung eigentlich ein eher magerer Teilkaskoschutz ist.
Eigenanteil bis 3.000 Euro pro Monat
So kostet beispielsweise ein Pflegeplatz im Pflegegrad III im Albert-Schweitzer-Haus in Köln pro Monat 3.916 Euro, während für den gleichen Pflegegrad im Stammhaus Kaiserswerth in Düsseldorf die Unterbringung sogar monatlich 4.207 Euro monatlich kostet. Da es je nach Region und Heim große Unterschiede gibt, kostet der Durchschnittspflegeplatz rund 3.165 Euro. Nach Verrechnung mit den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung müssen die Betroffenen im Musterbeispiel Köln einen Eigenanteil von 2.654 Euro pro Monat zahlen; in Düsseldorf sind es sogar 2.945 Euro, wie aus einer Übersicht des Pflegefinders der BKK (www.bkk-pflegefinder.de) hervorgeht.
Rente reicht nicht
Mit einer gesetzlichen Rente können solche Eigenanteile kaum gestemmt werden. Selbst wer beispielsweise als langjähriger Versicherter eine „gute“ Rente bekommt erhält laut der Deutschen Rentenversicherung im Schnitt 1.453 Euro. Somit ergibt sich je nach Fallbeispiel für Pflegebedürftige im Heim eine Pflegelücke von rund 1.200 bis 1.490 Euro. Nach fünf Jahren fallen insgesamt fast 90.000 Euro an. Wer kein Vermögen hat, wird somit schnell zum Sozialfall.
Ein Kind, das heute im Jahr rund 100.000 Euro brutto verdient muss dann monatlich bis zu 1.100 Euro an das Sozialamt zahlen. Diese Belastung will Gröhe nun künftig abschaffen. Doch bis zu einer solchen Reform – falls die CDU die Wahl gewinnt – dürfte noch viel Zeit ins Land gehen. Zudem bleibt es auch bei einem hohen Freibetrag für Kinder dabei, dass die Eltern für die Pflege ihr Vermögen aufzehren müssen.
Früher Abschluss lohnt
Daher dürfte die private Pflegeabsicherung wieder deutlich an Bedeutung gewinnen. Vergleichstest zeigen, dass eine frühzeitige Absicherung über eine private Pflegetagegeldversicherung günstiger ist. Zudem gilt der Schutz viel länger und kann somit auch bei Pflege durch schwere Unfälle greifen. Gleichzeitig gibt es bei einer frühen Absicherung kaum Probleme bei der Gesundheitsprüfung.
Zudem sollte man nach Einschätzung von Experten bei der Beratung nicht mit dem Worst-Case-Szenario eines schwerkranken, bettlägerigen, bewegungs- und kommunikationsunfähigen Patienten argumentieren, sondern das konkrete Kostenrisiko in den Vordergrund stellen. Auch mehr Lebensqualität durch das zusätzliche Pflegetagegeld ist eine gute Begründung für den privaten Schutz. Ungeförderte Tarife sollten zudem im Vordergrund stehen. "Finger weg von staatlich geförderten Pflege-Bahr-Tarifen", rät beispielsweise "Öko-Test". Nach einer Analyse sind diese Angebote schon heute teuer. Ab 2018 könnten die Kosten explodieren. Denn dann läuft erstmalig die fünfjährige Wartezeit ab.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek