Versicherer wenden sich Luxus-Immobilien zu

Der Wohnungsmarkt sieht aktuell ein Rekordinvestment institutioneller Anleger in exklusive Wohnanlagen, meint Christian Dillenberger vom Immobilienmakler Dr. Lübke GmbH. Für Nordrhein-Westfalen hat er direkte Investments von der Provinzial Rheinland Versicherung AG, der Gothaer Versicherungsgruppe und der Talanx AG in gehobene Assets ausgemacht.

Als Beispiele gelten etwa die „Heinrich-Heine-Gärten“, Düsseldorf, „Kranhaus-Trio“, Köln, oder Hafencity, Hamburg. Dillenberger registriert bundesweit eine Nachfrage von institutionellen Anlegern an exklusiven Wohnanlagen im Umfang von 5,8 Milliarden Euro. Davon entfallen nach seiner Schätzung rund 20 Prozent auf Versicherer und Pensionskassen. In diese Schätzung bezieht er indirekte Beteiligungen über Fonds bzw. Spezialfonds ein, die zumeist ein Zielvolumen von rund 200 Millionen Euro aufweisen.

Immobilienanteil bei Kapitalanlagen noch relativ gering
Allerdings dämpft Reinhard Kruse, Geschäftsführer Ampega Gerling Investment GmbH, übertriebene Hoffnungen. „Wir setzen traditionell stärker als andere Versicherer auf Wohnungen, aber bei Renditen von unter 4,0 bis 4,5 Prozent netto im Luxussegment wären wir noch sehr zurückhaltend“. Der Portfolio-Auftrag der Lebensversicherer und Pensionskassen aus dem Talanx-Konzern gebiete es, weitgehend sichere Renditen abzuliefern. Kruse schätzt den Anteil von Immobilien bei den Kapitalanlagen direkt und indirekt zusammen genommen auf rund fünf Prozent. Der Talanx-Konzern wolle strategisch in den nächsten Jahren auf fünf bis acht Prozent aufstocken, sofern im Einkauf attraktive Preise winken. Luxuswohnungen würden preislich erst nach über fünf Jahren zum Kauf für Ampega Gerling interessant, wenn die Mieten sich auf ein realistisches und nachhaltiges Niveau herunter geregelt hätten.

Branche gibt nur magere Angaben
Das Ausmaß des Segments Luxus-Immobilien dürfte in der Branche bei der Kapitalanlage noch im Bereich nach dem Komma liegen und ist sehr uneinheitlich. So hat Swiss Life den Direktbestand an Immobilien 2007 um satte 18,4 Prozent auf 305,5 Millionen Euro erhöht. Auch bei Immobilien-Spezialfonds baute der Lebensversicherer zu, ohne konkretere Angaben zu machen. Ähnlich dürre Angaben liefern die Geschäftsberichte der meisten Versicherer und Pensionskassen.

So weist die Alte Leipziger Lebensversicherung aus, dass ihr Immobilien-Anteil an den Kapitalanlagen von 3,9 auf 3,6 Prozent gesunken ist – auf aktuell 513 Millionen Euro. Marktführer Allianz hat bei einem Gesamtanlagebestand von gut 130 Milliarden Euro 2007 im Konzern den Immobilienanteil durch Verkäufe um 560 Millionen Euro verringert. „Ein verstärktes Engagement in Luxusimmobilien fand nicht statt“, hieß es auf Anfrage. Bei der Allianz Lebensversicherung ging der Immobilienanteil gar von 2,2 Prozent 2006 auf 1,9 Prozent 2007 zurück. Dahinter stehen 1,8 Milliarden Euro direkte Immobilien-Anlagen sowie und 0,5 Milliarden Euro Immobilien über Objektgesellschaften, zum Beispiel in Form von GmbH & Co KGs. Die Allianz Pensionskasse hielt lediglich vier Millionen Euro an Immobilien über Objektgesellschaften.

„Immobilien spielen in den Kapitalanlagen von Versicherungen und Pensionskassen nach wie vor eine untergeordnete Rolle“, weiß auch Thomas Beyerle von DEGI Deutsche Gesellschaft für Immobilienfonds mbH. Die Immobilienquoten liegen zwischen 1,5 und 9,6 Prozent der gesamten Kapitalanlagen. Die Versicherungsaufsicht BaFin gibt eine Quote von 2,4 Prozent für 2007 an.

Versicherer wollen Immobilienquoten erhöhen
Eine aktuelle Studie von Ernst & Young kommt zu dem Schluss, dass Versicherer und Pensionskassen ihre Immobilienquoten im Schnitt von 6,35 auf 7,35 Prozent erhöhen wollen. Es sei eine gute Zeit dafür, weil Renten- und Zinsprodukte nicht mehr so sicher wie früher sind. Beim Dortmunder Volkswohl Bund liegt die strategische Zielquote von Immobilien mit acht bis zehn Prozent am Portefeuille höher als bei der Konkurrenz. In diesem Jahr dürfte der Anteil von Immobilien an den Kapitalanlagen der Versicherer nach Schätzung von Dr. Lübke GmbH auf über 3,0 Prozent anwachsen.

Autor(en): Detlef Pohl

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