Unerklärlicher Leistungssprung

Die Lebensversicherer ziehen sich massiv aus dem Geschäft mit der Hinterbliebenenversorgung zurück, obwohl die staatliche Versorgung mit Witwenrente seit 2002 schlechter geworden ist. Risiko-Lebensversicherungen führen mit 4,7 Prozent Anteil am Gesamtbestand (Beitragssumme) der rund 94 Millionen Lebensversicherungen in Deutschland ein Schattendasein.

Von 4,7 Milliarden Euro Jahresbeitrag 2006 im Neugeschäft der Lebensversicherung insgesamt kamen nur 412 Millionen Euro in der Risiko-Lebensversicherung an. Fast jeder fünfte Bundesbürger erreicht nicht das 65. Lebensjahr. Private Hinterbliebenenvorsorge ist da unverzichtbar, aber tatsächlich keinesfalls ausreichend vorhanden. Vom Staat erhält eine Witwe im Schnitt nur 552 Euro (siehe Versicherungsmagazin 11/07).

Ohne deutlich mehr Abschlüsse an reinen Risiko-Policen laufen also massenhaft deutsche Ehepaare oder Kinder von Alleinerziehenden Gefahr, im Todesfall des Ehepartners bzw. Ernährers finanziell abzustürzen. Doch die zehn größten Lebensversicherer kommen nur auf 20,1 Prozent Marktanteil in der Risiko-Lebensversicherung. Kein einziger von den Marktriesen ist überdurchschnittlich in diesem Markt engagiert. Unter den Top-Ten sind mit Cosmos, Hannoversche Leben, Europa und HUK-Coburg vier Direktversicherer. Der Schutz ist jedoch bei allen Anbietern bezahlbar, und Vermittler können mit diesem Produkt auch gutes Geld verdienen. Dies mag dazu geführt haben, dass in letzter Zeit einige Anbieter ihre Tarifwerke überarbeitet haben.

So rechnet man sich Vergleiche schön
Herausgekommen ist dabei manchmal Erstaunliches. Während sich bei den meisten Gesellschaften die Todesfallsumme gar nicht verändert hat, wurde sie bei einigen wenigen Gesellschaften um einige Zehntausend Euro angehoben, darunter bei Hannoversche und Cosmos. Völlig aus der Art schlägt jedoch die Steigerung zum selben Preis bei Generali. Ein 35-Jähriger Mann, der 1.200 Euro pro Jahr einzahlt, dem wurde noch bei Vertragsbeginn Anfang 2007 eine Todesfall-Leistung von nur 273.610 Euro samt Überschüssen avisiert (Quelle: map-fax 3/07). Bei Vertragsbeginn ab Juli 2007 soll er nun satte 781.287 Euro Todesfallschutz bekommen können (Quelle: map-report 659-660/07). Damit katapultierte sich Generali von einem der Schlusslichter in die Top-Ten des Marktes (siehe Tabelle). Der Unterschied ist so eklatant, dass es an Zauberei grenzt bzw. Bestandskunden sich "abgezockt" fühlen könnten.

Eine Nachprüfung ergab: Bei Generali entfielen 2006 nur etwa drei Prozent der gesamten Lebenspolicen im Wert von 770 Millionen Euro laufendem Jahresbeitrag auf Risiko-Lebensversicherungen. Es ist quasi nur ein Mini-Bestand von 28 Millionen an laufendem Beitrag gewesen. Da kostet es nicht mal eine Million Euro, um Vergleichskosmetik betreiben zu können, schätzt Manfred Poweleit, Chefredakteur von map-report. Der Eindruck drängt sich auf, dass dies rein aus Marketinggründen geschah, zumal die Überschüsse ja nicht plötzlich sprunghaft angestiegen sind. Sämtliche Bestandskunden dürften sich als Verlierer fühlen.


Wer die höchste Todesfall-Absicherung verspricht
GesellschaftTodesfall-Leistung1
KarstadtQuelle895.484
Hannoversche847.457
Asstel830.730
Cosmos800.629
Europa800.150
Generali781.287
WGV Schwäbische Leben775..898
HUK-Coburg718.991
Delta Lloyd631.480
Oeco Capital624.881
1 Leistung samt Überschussbeteiligung für Mann (35), Journalist, Nichtraucher, der 25 Jahre jeweils 1.200 Euro Jahresbeitrag zahlt; Versicherungsbeginn: 1. Juli 2007
Quelle: map-report 659-660/2007

Bildquelle: Pixelio

Autor(en): Detlef Pohl

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