Der Map-Report liefert ein neues Rating der Privaten Krankenversicherung mit vielen interessanten Kennzahlen. Welche Versicherer gut abschneiden.
Franke und Bornberg hat wieder ein Rating der privaten Krankenversicherer aufgelegt und dafür unter anderem Bilanzkennzahlen der letzten fünf Jahre (2018 bis 2022) herangezogen. Hinzu kommen bei den Gesellschaften angefragte Daten.
Wenig Transparenz-Bereitschaft
Erneut zeigten sich die Gesellschaften eher zugeknöpft. Mit 13 Versicherern lieferte nur einer mehr als im Vorjahr die angefragten Daten – von 30 angefragten Gesellschaften. Immerhin sechs davon brachten nicht einmal die Höflichkeit einer Absage auf und antworteten dem Ratinghaus gar nicht – so macht man sich keinen guten Namen. Professionelle Öffentlichkeitsarbeit sieht anders aus.
Eine Konsequenz ist, dass nur die 13 antwortenden Unternehmen Auszeichnungen für die Qualität ihrer Bilanz, ihrer Serviceleistungen und der Beitragsstabilität erhalten konnten. Für „hervorragende Leistungen“ ausgezeichnet wurden die Debeka und die Signal Iduna. „Sehr gute Leistungen“ bescheinigt Franke und Bornberg den Versicherern Allianz, Alte Oldenburger, Barmenia, Concordia, LVM, Provinzial, R+V und Süddeutsche. Ein „gut“ gab es für Hanse-Merkur, Mecklenburgische und Württembergische.
Vertrieb und Service treiben die Kosten
Der Vertrieb und die Wachstumsgeschwindigkeit bestimmen die Abschlusskostenquoten der insgesamt 30 untersuchten Krankenversicherer. „Vor allem in den sozialpolitischen Diskussionen werden hohe Abschlusskosten mit dem Vorwurf, die PKV gebe zu viel Geld für Provisionen und Werbung aus, immer wieder angeprangert“, schreiben die Studienautoren. „Dieses Argument ist nicht zu unterschätzen und bei Umdeckungen zutreffend.“ In gewisser Weise könne man Abschlusskosten auch als Zukunftsinvestition betrachten, um den Bestand zu erhalten oder auszubauen.
Aber auch die Verwaltungskostenquote hängt zu einem gewissen Anteil mit dem Vertrieb zusammen, wie die leicht positive Korrelation von r=0,3 zeigt. „Bei der Interpretation dieser Quote ist zu berücksichtigen, dass ihre Höhe durch die Dienstleistungsqualität in den Bereichen Kundenbetreuung und -beratung, aber auch durch Investitionen, z.B. in die Datenverarbeitung, beeinflusst wird“, so der Map-Report. Es würden aber auch an anderer Stelle weitere Kosten anfallen, und zwar Aufwendungen für Kapitalanlagen und für die Schadenregulierung.
Nicht nur die Zielgruppen bestimmen die Kosten
Es gibt Versicherer, die es schaffen, in beiden Kostenquoten gleichzeitig unter dem Branchendurchschnitt zu bleiben. Das gilt vor allem für Gesellschaften, die auf einzelne Zielgruppen wie die Beamten spezialisiert sind, darunter der PKV-Marktführer Debeka oder HUK-Coburg, Alte Oldenburger, Bayerische Beamten, Landeskrankenhilfe und Versicherer im Raum der Kirchen. Die Axa zeigt, dass man auch mit einem Zielgruppenmix unter den insgesamt kostengünstigeren Versicherern landen kann.
Einige Versicherer weisen hohe Abschluss- aber unterdurchschnittliche Verwaltungskosten auf wie unter anderem die rasch wachsende Hanse Merkur. Im Gegensatz dazu haben andere Versicherer relativ hohe Verwaltungs-, aber niedrigere Abschlusskosten, was teilweise mit einer geringen Wachstumsdynamik zusammenhängt. Dazu zählt unter anderem der zweitgrößte private Krankenversicherer DKV. Eine große Gruppe Versicherer bewegt sich allerdings mit beiden Kostenquoten über dem Durchschnitt. Darunter befinden sich Versicherer mit unterschiedlichen Vertriebswege- sowie Zielgruppen-Schwerpunkten.
Umdeckungen treiben die Kosten nach oben
Der Map-Report liefert erneut interessante Kennzahlen zur Qualität des Geschäfts. Der Vertrieb hat Einfluss auf die Frühstornoquote, womit hier die vorzeitige Kündigung von Vollversicherten innerhalb der ersten zwei Vertragsjahre gemeint ist. Der Verdacht ist naheliegend, dass dahinter vor allem Umdeckungen stehen können.
Die 13 Versicherer, die dazu nur Zahlen lieferten, haben im Mittel zwischen 2,5 Prozent (Debeka) bis zu 16,3 Prozent (Mecklenburgische) des mittleren Neugeschäfts der ersten 24 Monate wieder verloren. Die Kennzahl bezieht sich – wie alle anderen hier genannten auch – auf einen Fünfjahres-Durchschnitt.
Dieselben Gesellschaften lieferten auch Zahlen zum Spätstorno, das sind andere Kündigungen von Vollversicherten, die mehr als 24 Monate Vertragslaufzeit hinter sich hatten, im Verhältnis zum Gesamtbestand. Darunter können ebenfalls Umdeckungen sein, allerdings ebenso Abgänge aus verschiedenen anderen Gründen. Die Kennzahl schwankt zwischen 0,35 Prozent (Debeka) und 4,61 Prozent (Mecklenburgische).
Versicherer, die bei Provisionsjagd Kunden umdecken wollen
Die Problematik dabei ist, dass die Stornierungen wahre Kostentreiber sind. Beide Stornokennziffern korrelieren deutlich positiv mit der Abschluss- und mit der Verwaltungskostenquote der betroffenen Versicherer (Korrelationskoeffizienten zwischen r=0,5 und r=0,7). Bestandsfestigkeit wirkt sich kostensenkend aus und stärkt die Idee der privaten Krankenvollversicherung. Das sollten diejenigen bedenken, die auf ihrer Provisionsjagd die Kunden umdecken wollen.
Der Map-Report 932 "Rating Private Krankenversicherung" gibt es kostenpflichtig bei Franke und Bornberg (Mail: service@fb-research.de).
Autor(en): Matthias Beenken