Teure Kooperation der Verbraucherzentrale Bremen mit Policen-Aufkäufer

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Die Verbraucherzentrale Bremen kooperiert ab sofort mit dem Policen-Aufkäufer Partner in Life aus Luxemburg. Doch bei der Kooperation geht es nicht um einen Verkauf von Lebensversicherungen, sondern um ein "schriftliches Gutachten für kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen".

Das bietet die Verbraucherzentrale Bremen (VZ Bremen) künftig ihren Kunden für 110 Euro pro Stück an. Damit sollen Verbraucherinnen und Verbraucher unterstützt werden, "den Wert ihrer Lebensversicherung besser einschätzen zu können", wie es in einer Pressemitteilung der Partner in Life (PiL) heißt. Denn es gebe Verträge, die auf den ersten Blick positiv erscheinen, es aber nicht seien, und umgekehrt, wie die Kooperationspartner festgestellt haben.

Wert des Versicherers werden erklärt
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Wir sind überzeugt, dass Verbraucher, heute mehr Transparenz brauchen, um eine realistische Einschätzung ihrer Vorsorgebausteine fürs Alter vornehmen zu können", wird Annabel Oelmann, Vorständin der VZ Bremen zitiert. Dazu würde das Gutachten einen wichtigen Beitrag leisten, weil die PiL fast 20 Jahre Erfahrung darin habe, die Entwicklung von Bestandspolicen zu analysieren und zu optimieren.

Die Vertragswerte der Policen werden anonym an den Kooperationspartner weitergeleitet. Mit dem Gutachten und der professionellen Beratung durch die VZ Bremen sollen Verbraucher dann handlungsfähig gemacht werden.

Gutachten gibt es für klassische kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen, Verträge der betrieblichen Altersversorgung, Riester und Rürup. Nicht analysiert werden fondsgebundene Lebensversicherungen und Indexpolicen. Inhaltlich besteht der Versicherungs-Check aus den Werten, die die Versicherungsgesellschaft schon mitgeteilt hat. Sie werden aber strukturiert und erklärt. Sind variable Anteile, wie Bewertungsreserven, Sockelbeteiligung an den Bewertungsreserven, Schlußüberschußanteile oder künftige Überschüsse nicht eindeutig genannt, findet eine Herleitung statt.

Kurz vor Vertragsende lohnt die Analyse nicht
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Wir weisen aber darauf hin, dass eine Analyse eines Bestandsvertrages vor allem ab der Hälfte der Laufzeit und besonders im letzten Drittel sinnvoll ist", erläutert PiL-Pressereferentin Susanne Maack. Ein Gutachten für die letzten 14 Monate sei hingegen wenig sinnvoll, weil dann die Zeit fehle "auf die Ergebnisse noch einwirken zu können."

Das Kerngeschäft von PiL, nämlich der Kauf von Lebensversicherungen ist nicht Bestandteil des Gutachtens. Nur im Einzelfall werde auf den Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) hingewiesen.

Makler sind günstiger
Ähnlich arbeitet auch die VZ Bremen, wie der Referent für Finanzdienstleistungen, Thomas Mai, erläutert. Zu dem Aufwand für das Gutachten kämen in der Regel noch 50 bis 75 Euro für eine Beratung hinzu. Somit kostet die "realistische Einschätzung" der eigenen Lebensversicherung den Kunden der VZ Bremen bis zu 185 Euro. Das dürften Kunden von Versicherungsmaklern deutlich günstiger erhalten. Eine Bestandsberatung ist kostenfrei und auch für ein direktes Angebot eines Policen-Aufkäufers fallen in der Regel keinerlei Gebühren an.

Versicherungsmakler erhalten von PiL eine Provision, wenn sie erfolgreich einen Verkauf vermitteln. Ob viele Verbraucher das relativ teure Gutachten in Auftrag geben, ist fraglich. 2016 hat die VZ Bremen laut Geschäftsbericht 3.229 Beratungen im Bereich Finanzen und Versicherungen durchgeführt. Wie viele reine Versicherungsberatungen darunter waren, ist nicht erfasst. Die Zusammenarbeit mit den Verbraucherschützern ist aber auf jeden Fall ein deutlicher Imagegewinn für PiL. Weitere Kooperationen mit anderen deutschen VZ hält das Unternehmen aus Luxemburg nicht für ausgeschlossen.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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