Stille Lasten gefährden Zukunftsfähigkeit vieler Lebensversicherer

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Der Berliner Datendienst Metzler Ratings hat die Bilanzen der 30 größten deutschen Lebensversicherer für das Geschäftsjahr 2022 analysiert.  Das „LV-Qualitätsranking 2023“ ermittelte, wie gut die Branche durch die Zinswende kommt.

Demnach können acht Versicherer auch unter Hinzurechnung der Zinszusatzreserve die jeweiligen stillen Lasten nicht kompensieren. Drei Unternehmen seien dagegen „exzellent“ aufgestellt. Klassenprimus ist die WWK mit einem Rating von Triple-A, gefolgt von Victoria, Hannoversche, die jeweils auch ein Rating von AAA erreichten.

Schon in ihrer Kurzstudie im April dieses Jahres kam Metzler Ratings zu der Erkenntnis, dass aus stillen Reserven bereits bis Anfang April unterm Strich Stille Lasten von rund 105 Milliarden Euro geworden seien. Im Schnitt entsprach dies rund einem Zehntel des Bestands an Kapitalanlagen, die Versicherer für ihre Kunden halten.

"Die uns nun vorliegenden Jahresabschlüsse der größten 30 Lebensversicherer für das Jahr 2022 bestätigen unser damaliges Studienergebnis – leider", sagt Rating-Spezialist Dr. Marco Metzle.

Insgesamt betrachtet haben Stille Lasten negative Auswirkungen auf die Zukunftsfähigkeit und die Renditechancen von Versicherungsunternehmen. Das gelte unter anderem auch für die Weiterentwicklung beim Thema Nachhaltigkeit. Metzler: "Ein Lebensversicherer mit stillen Lasten in Höhe von 20 Prozent kann keinesfalls mit einem positiven ESG-Rating rechnen. Das heißt, er disqualifiziert sich damit sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Investoren und Kunden." 

Unterschiedliche Unternehmens-Entwicklungen

Die Entwicklungen der Unternehmen sind der Analyse zufolge jedoch unterschiedlich. So verzeichnen etwa die WWK und die Hannoversche weniger als ein Prozent stille Lasten in ihren Büchern. Andere Versicherer wie beispielsweise Alte Leipziger, Gothaer und Cosmos weisen in ihren Jahresabschlüssen für 2022 stille Lasten von 15 Prozent bis hin zu fast 25 Prozent bei der LPV – vormals PB Leben – aus. (Eine Übersicht zu stillen Lasten und weiteren Kennzahlen deutscher Lebensversicherer bietet Metzler Ratings unter: www.metzler-ratings.com/kennzahlen.

"Da die Zinsen im Jahr 2023 weiter gestiegen sind und noch weiter steigen könnten, dürfte sich die Situation weiter verschärfen", prognostiziert Metzler. Er schätzt, dass bis Ende 2023 die stillen Lasten netto auf über 200 Milliarden Euro steigen dürften. Dies entspräche dann im Schnitt rund 20 Prozent des Kapitalbestandes der deutschen Lebensversicherer.

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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