Trotz anhaltender Unsicherheiten rechnen fast 50 Prozent aller Finanzverantwortlichen mit steigenden Umsätzen bis zum Jahresende. Die Gruppe derjenigen, die mit Rückgängen rechnen, ist im Vergleich zum Frühjahr jedoch von ein auf neun Prozent gestiegen. Das zeigt die aktuelle Ausgabe der internationalen Trendstudienreihe CFO Insights von Horváth.
„Die ungewisse weitere Entwicklung bei Lieferketten und Preisen sowie die Unruhe auf den Finanzmärkten und geopolitische Konfliktsituationen lässt einige Finanzverantwortliche deutlich defensiver planen“, sagt Achim Wenning, Studienleiter und Partner bei Horváth. Mit Blick auf die Zukunft rückt noch ein anderes Problem in den Fokus: Der sich verschärfende Fachkräftemangel gilt mittlerweile als größtes Unternehmensrisiko für die kommenden drei Jahre.
Fachkräftemangel steht mit satten 85 Prozent an erster Stelle
Gefragt nach den größten Unternehmensrisiken, die CFOs bis 2025 sehen, landet der Fachkräftemangel mit insgesamt 85 Prozent mit Abstand an erster Stelle. 62 Prozent sehen im „War for Talents“ ein sehr großes Risiko, weitere 23 Prozent ein mittelgroßes. Erst dahinter folgt das Risiko anhaltender (Energie-) Versorgungsprobleme und daraus resultierenden Kostensteigerungen mit 74-prozentiger Nennung (25 Prozent „sehr groß“). Allgemeine Lieferkettenstörungen landen mit 72 Prozent auf Platz drei (38 Prozent „sehr großes Risiko“).
„Preisteigerung und Lieferengpässe bestimmen das operative Tagesgeschäft und drängen die Finanzverantwortlichen in den Unternehmen, sich darauf zu konzentrieren. Der Fachkräftemangel wird allerdings perspektivisch zum Hauptproblem, aber krisenbedingt bleibt die Entwicklung von Lösungsstrategien für dieses Risiko auf der Strecke. Das wird die Verantwortlichen kalt erwischen – und sie sind sich dessen auch bewusst“, so Finance-Experte Achim Wenning von Horváth.
Viele Risiken gleichzeitig: Inflation, Fachkräftemangel, gestörte Lieferketten
Als weitere bedeutsame Risiken für die kommenden drei Jahre gelten die im Zuge von Inflation in Verbindung mit Fachkräftemangel sukzessiv steigenden Gehälter (70 Prozent), Störungen in den Lieferketten (72 Prozent) sowie eine grundlegende Veränderung der globalen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (68 Prozent).
Auf die Frage, was diese Herausforderungen für die Aufstellung ihres Bereichs bedeuten, zeichnet die Mehrheit der Befragten das Zielbild eines strategisch-visionär arbeitenden Finanzbereichs. Während die Rolle der CFOs in der ersten Jahreshälfte noch am ehesten mit „Co-Creator and Innovator of New Ideas“ beschrieben wurde, rangiert jetzt die Bezeichnung „Driver of Change“ an erster Stelle, gefolgt von „Visionary and Strategic Designer“ – in der vorangehenden Erhebung noch an vorletzter Stelle genannt.
Mit rein reaktiver Arbeit und Krisenmanagement anstehende Probleme nicht lösbar
„Die Finanzverantwortlichen wissen, dass sie mit rein reaktiver Arbeit und Krisenmanagement die anstehenden Probleme und Herausforderungen nicht lösen können. Sie brauchen Konzepte, mit denen Sie auf Augenhöhe mit dem CEO die erfolgreiche Transformation und Sicherung des Unternehmens voranbringen“, ist Wenning überzeugt.
Auf die Frage, an welchen Maßnahmen gerade ganz konkret gearbeitet wird, ist die „Harmonisierung, Standardisierung und Optimierung von Prozessen“ die häufigste Antwort der Befragten (64 Prozent), gefolgt von Daten-Integrationsprojekten (62 Prozent) sowie der Optimierung des Steuerungsansatzes beziehungsweise des Performance Managements (auch 62 Prozent). „Auch wenn es schmerzt – für die vorwärtsgerichtete Steuerung müssen trotz aller Nebenschauplätze jetzt mit Hochdruck die richtigen Weichen gestellt werden“, sagt Wenning.
Hintergrundinformationen
Für die aktuelle Horváth-Studienausgabe CFO Insights zum Thema “Finance in times of multiple crises” wurden branchen- und länderübergreifend mehr als 50 CFOs befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden und 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Befragung wurde im August 2022 abgeschlossen.
Hier finden Sie die Studienergebnisse im Detail.
Quelle: Horváth
Autor(en): versicherungsmagazin.de