Hermann Schrögenauer, Vorstandsmitglied der LV 1871, sprach mit Versicherungsmagazin über die Digitalisierung im Versicherungsvertrieb, die Angebote der LV 1871 für Makler und die Relevanz von Social Media im Versicherungsvertrieb.
Herr Schögenauer, wie bewerten Sie den derzeitigen Digitalisierungsgrad Ihrer Makler?
Viele Maklerinnen und Makler sind heute schon weiter, als wir als Versicherer denken. Für die technische Digitalisierung suchen sich gerade kleinere Maklergeschäfte entsprechende Partner in Form von Poolanbindungen. Wir als Versicherer unterstützen unsere Geschäftspartner mit digitalen Tools und Wissen. Dafür bieten wir seit einigen Jahren unser Digital Partner Programm und seit diesem Jahr auch unsere Online Marketing Academy sowie eine Risikoprüfung am Point of Sale an.
Im Mai dieses Jahres haben Sie die digitalen Partner-Services weiter ausgebaut. Wie wird das Angebot von Ihren Partnern angenommen?
Seit Mai kann die Risikoprüfung unserer BU-Versicherung mit unserer Angebotssoftware direkt vor Ort oder auch online mit dem Kunden durchgeführt und abgeschlossen werden – inklusive verbindlichem Votum über Zusage, Ausschlüsse oder Risikozuschläge. Das macht das Tagesgeschäft unserer Geschäftspartner effizienter und gibt ihnen mehr Zeit für die Kundenbeziehung. Entsprechend positiv wurden unsere digitalen Partner-Services aufgenommen.
Ein Service ist die Online Marketing Academy. Wie ist hier die Resonanz bzw. die Nutzung?
Dieses Jahr konnten wir 250 Geschäftspartner in unserer Online Marketing Academy für Digitalthemen begeistern. Sie haben alles rund um E-Mail-Marketing, Social-Media-Marketing, SEO und Google Ads gelernt. Wir achten sehr darauf, möglichst praxisnah zu sein. Die Online Marketing Academy reiht sich in eine ganze Serie von digitalen Weiterbildungsangeboten der LV 1871 für Geschäftspartner ein. Rund 5.000 Makler und Vermittler haben wir bisher mit unserer Expertise unterstützt.
Welche Rolle spielen die Sozialen Medien für den Vertrieb?
Soziale Medien werden immer wichtiger für das Maklergeschäft. Menschen informieren sich online und sie konsumieren auch online. Das gilt für Makler wie für Kunden gleichermaßen. Wer ankert welchen Lead, mit welchem Content und in welchem Kanal – darum geht es heute.
Wird ein Vermittler ohne Social-Media-Präsenz in zehn Jahren noch sein Geschäft machen können?
Der Ortskaiser, wie wir ihn bisher noch kennen, wird zum Social-Media-Star der Zukunft. Die Grenzen zwischen online und offline sind dabei fließend. Postleitzahlen spielen keine Rollen mehr. Die Spezialisierung auf noch spitzere Zielgruppen wird weiter zunehmen. So wird das Geschäft in zehn Jahren funktionieren.
Die wachsende Relevanz von Künstlicher Intelligenz hat auch Auswirkungen auf den Vertrieb. Wie sehen Sie die Entwicklung? Kommt der Versicherungsvertrieb der Zukunft ohne Berater aus?
Altersvorsorge ist ein komplexes Thema, das noch dazu weit in die Zukunft reicht. Gerade bei Produkten, die wirklich aktiv beraten und verkauft werden müssen, führt kein Weg vorbei an der Expertise eines Fachmanns, davon bin ich überzeugt. Insofern geht es mehr um die Frage, wie wir mit Digitalität und auch mit KI den Beratungsprozess unterstützen können.
Das Interview führte Anja Schüür-Langkau schriftlich.
Lesen Sie auch das ausführliche Interview mit Hermann Schrögenauer in Versicherungsmagazin 12/2023.
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Autor(en): Anja Schüür-Langkau
