Eine Studie des Rentenexperten Bernd Raffelhüschen ist zu dem Schluß gekommen, dass die Riester-Rente für die Sicherung des Lebensstandards im Alter entscheidend ist. In seinem "Vorsorgeatlas Deutschland 2021", hat Raffelhüschen ausgerechnet, dass das aktuelle Rentenniveau - sprich die maximale Leistung aus der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) - nicht reicht, um den Lebensstandard zu sichern. Obwohl mindestens 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens dafür nötig seien, biete die GRV eine maximale Leistung von 47 Prozent, heißt es. Beim Renteneintritt entspricht diese Leistung einer monatlichen Rente von 1.449 Euro.
Doch falls er eine Riester-Rente abgeschlossen hat, gewinnt der Rentner der Studie zufolge eine zusätzliche Leistung von durchschnittlich 14 Prozent und sichert damit den Lebensstandard. Er könne sogar auf eine Quote von 80 Prozent kommen, wenn er über eine Immobilie oder über Investmentfonds oder Aktien verfüge, heißt es weiter. Raffelhüschen hat seine Studie im Auftrag der Union Investment, Marktführer für die Riester-Rente mit rund 1,8 Millionen Verträgen. Insgesamt haben 16 Millionen Deutsche eine Riester-Rente abgeschlossen und damit etwa Hälfte der Berechtigten. Die Bundesregierung schätzt allerdings, dass die Beiträge für über drei Millionen Riester-Verträge ausgesetzt wurden.
Zwei Drittel setzen lediglich auf gesetzliche Rente
Knapp zwei Drittel sparen nur mit gesetzlichen Rente Die Rentenleistung aus der GRV gilt unter Rentenexperten als die erste Schicht der Altersvorsorge. Die Riester-Rente oder eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) gehören zu der zweiten Schicht. Immobilien, Investmentfonds, Aktien und private Rentenversicherungen bilden die dritte Schicht. Professor Raffelhüschen und sein Forschungsteam an der Universität Freiburg haben festgestellt, dass knapp zwei Drittel der 20- bis 65-Jährige in Deutschland nur auf das Einkommen aus der GRV setzen.
Das sei eindeutig zu wenig, betonten Raffelhüschen und Hans Joachim Reinke, Vorstandschef der Union Investment auf einer Pressekonferenz zu der Studie. "Es reicht definitiv nicht, sich auf die erste Schicht und damit in erster Linie auf die gesetzliche Rente zu verlassen", sagte der Experte und fügte hinzu, dass der Rentner bestens versorgt sei, wenn er alle drei Schichten nutze. Reinke sagte, angesichts der Tatsache, dass Riester alleine den Lebensstandard sichern könne, setze die staatlich geförderte Rente sozialpolitisch an der richtigen Stelle.
Einfachste Maßnahme ist die Flexibilisierung der Garantie
Die Vorboten für eine Fortsetzung von Riester als eine geförderte private Altersvorsorge sind allerdings nicht positiv. Die SPD, Grüne und FDP, die eine Regierung für die nächste Legislaturperiode bilden wollen, haben in ihrem Sondierungspapier angedeutet, dass sie die Riester-Förderung beenden könnten. Dort steht: "Daneben werden wir die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester prüfen." Den aktuellen Riester-Sparern würde die Ampelkoalition aber Bestandsschutz gewähren.
Die Kappung der Riester-Förderung stieß bei Reinke auf Unverständnis. Mit rund 16 Millionen Verträgen sei Riester ein großer Erfolg und müsste nur in der nächsten Legislaturperiode reformiert werden. "Die einfachste, am schnellsten umzusetzende Maßnahme ist die Flexibilisierung der Garantie", sagte der Union-Vorstandschef und nannte in diesem Zusammenhang eine Absenkung auf 70 Prozent.
Autor(en): Jan F. Wagner