Wie funktionieren die Rentensysteme in Europa? Wo liegen die Vor- und Nachteile? In seinen Pension Maps hat das Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik die Struktur der Altersvorsorge zehn verschiedener Länder durchleuchtet – mit interessanten Ergebnissen.
"Die Idee der Pension Maps ist, die aufgrund ihrer historischen Wurzen teilweise sehr unterschiedlichen Alterssicherungssysteme auf eine für jeden verständliche Weise sichtbar zu machen und miteinander vergleichen zu können", erläutert Ulrich Becker, Professor und Direktor am Max-Planck-Institut und Leiter der sozialrechtlichen Abteilung, die Idee hinter dem Projekt. Die Pension Maps sind in Zusammenarbeit mit Sozialrechtsexperten aus ganz Europa erstellt worden.
Historisch bedingte Unterschiede innerhalb Europas
Die Pension Maps stellen die Rentensysteme in einem eigens entwickelten Kategoriensystem dar, das Rechtsform, Funktion, Zugangsberechtigung, Art der Zugehörigkeit (verpflichtend oder freiwillig), Bedürftigkeitsprüfung sowie Finanzierungsarten und -quellen umfasst. Ausgangsbasis ist eine Person, die im Jahr 2020 in ihr Berufsleben und damit als Beitragszahler in das Alterssicherungssystem eintritt.
Obwohl die Alterssicherungskonzepte in den betrachteten Staaten historisch bedingt sehr große Unterschiede aufweisen, liefert das Projekt in Grafiken einen Überblick, wie die Alterssicherung in einem Land organisiert ist, welche Sicherungsfunktion die verschiedenen Teile des Systems haben, wer Zugang zu einer Zusatzversorgung hat und wie hoch das durchschnittliche Rentenniveau in einem Land im Vergleich zum Durchschnitt in Europa und der OECD ist.
Die Vor- und Nachteile des deutschen Rentensystems
Dabei werden zum Beispiel die Unterschiede, Vor- und Nachteile der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland zu anderen Systemen schnell sichtbar: So ist in der Bundesrepublik nicht die gesamte Bevölkerung einbezogen, wie dies bei der staatlichen Rentenversicherung in Norwegen der Fall ist. Dafür ist das deutsche Rentensystem weniger stark in verschiedene Berufsgruppen zersplittert als das französische. Dort sind aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Interessen Rentenreformen besonders schwierig.
Die Pension Maps zeigen auch, dass Menschen in Österreich von einem besonders großzügigen Rentensystem profitieren. Nicht nur liegt hier die Netto-Lohnersatzrate aus der gesetzlichen Rente nach OECD-Angaben für einen Standardrentenbezieher bei 89,9 Prozent. In Deutschland sind es 51,9 Prozent. Die österreichische Rentenversicherung gewährt, nach einer Einkommensprüfung, auch eine Ausgleichszulage, die eine Mindestrente garantiert. Für langjährig Versicherte gibt es außerdem noch einen Pensionsbonus.
In Deutschland ist eine Mindestsicherung hingegen kein explizites Ziel der "wenig umverteilenden deutschen gesetzlichen Rentenversicherung", heißt es. Und während das Renteneintrittsalter für Deutsche bis 2029 auf 67 Jahre erhöht wird, können Österreicher weiterhin mit 65 Jahren in Rente gehen.
Renten-Atlas wird um 22 weitere Länder ergänzt
Neben einer kurzen Zusammenfassung liefern die Pension Maps auch tabellarische Übersichten über die wichtigsten institutionellen Merkmale, Finanzierungsmechanismen, Anspruchsvoraussetzungen und Leistungen. In der ersten Variante wurden die Alterssicherungssysteme von Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Großbritannien, Griechenland, Norwegen, die Tschechische Republik, Slowenien und Bulgarien untersucht. In den kommenden Monaten soll der Renten-Atlas um 22 weitere Länder ergänzt werden.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly