Eine Bevorzugung der Honorarberatung wird das Risiko Altersarmut verstärken, ist sich Dr. Patrick Dahmen, Axa-Vorstand für den Bereich Vorsorge, sicher. Versicherungsmagazin sprach mit dem Experten über Regulierungen der Branche, die Zukunft der klassischen LV sowie die Produktwelt seines Unternehmens.
Wie bewerten Sie den Referentenentwurf zur Umsetzung der "Insurance Distribution Directive" (IDD) in Bezug auf die Folgen für Axa und für die Vermittler?
Patrick Dahmen: Wir bewerten den Schritt insgesamt positiv, denn auch er geht in Richtung der Stärkung der qualifizierten Beratung. Für die Branche ist das wichtig und auch gut. Weniger gut ist die Konfusion, die es rund um die gesetzlichen Vorgaben gibt. Hier werden von der Branche rasche Umsetzungen erwartet; klare Anforderungen, wie dies aussehen soll, liegen allerdings nicht vor. Das ist weder im Kunden- noch im Marktinteresse sinnvoll.
Mit Blick auf Provisionen sieht die IDD eine Koexistenz von provisions- und honorarbasierter Vergütung vor, solange es zu keinen Interessenkonflikten bei provisionsbasierter Vergütung kommt. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass es schwierig ist, Altersvorsorge ohne finanzielle Anreize zu verkaufen - was tendenziell das Risiko Altersarmut verstärkt. Ich bin daher davon überzeugt, dass eine Bevorzugung der Honorarberatung zu einer Verknappung des entsprechenden Angebots führt.
Was kann Deutschland von Großbritannien in Sachen Provisionsverbot lernen?
Patrick Dahmen: Hier gibt es nach der Abschaffung der Provisionsberatung bereits eine Unterversorgung bei der Absicherung für das Alter in bestimmten Bevölkerungsgruppen. Dies kann nicht im volkswirtschaftlichen Interesse sein. Mit dem Inkrafttreten des Retail Distribution Review 2013 gab es einen Rückgang bei den unabhängigen Beratern ("Independent Financial Advisers") um etwa 15 Prozent. Also hat sich der Zugang zu qualifizierter Beratung reduziert.
Der britische Markt mit Finanzprodukten teilt sich traditionell in Angebote mit und ohne Beratung. Vor 2013 lag der Anteil von Produkten mit Beratung bei etwa 60 Prozent, nach 2013 bei nur noch 33 Prozent. Die Werte haben sich demnach umgedreht, was zu einem "Advice gap", einer Beratungslücke in Großbritannien geführt hat. Darüber hinaus ist die Sparquote gesunken. Das ist folgerichtig, da Altersvorsorgeprodukte in der Regel nicht gekauft werden, sondern verkauft werden müssen. Von daher scheinen wir in Deutschland eher auf dem richtigen Weg zu sein.
Lesen Sie das gesamte Interview in der aktuellen Februar-Ausgabe von Versicherungsmagazin. Abonnenten steht der Beitrag auch im zur Verfügung.
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Bild: © Frank Peters/Fotolia.com
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Patrick Dahmen: Wir bewerten den Schritt insgesamt positiv, denn auch er geht in Richtung der Stärkung der qualifizierten Beratung. Für die Branche ist das wichtig und auch gut. Weniger gut ist die Konfusion, die es rund um die gesetzlichen Vorgaben gibt. Hier werden von der Branche rasche Umsetzungen erwartet; klare Anforderungen, wie dies aussehen soll, liegen allerdings nicht vor. Das ist weder im Kunden- noch im Marktinteresse sinnvoll.
Mit Blick auf Provisionen sieht die IDD eine Koexistenz von provisions- und honorarbasierter Vergütung vor, solange es zu keinen Interessenkonflikten bei provisionsbasierter Vergütung kommt. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass es schwierig ist, Altersvorsorge ohne finanzielle Anreize zu verkaufen - was tendenziell das Risiko Altersarmut verstärkt. Ich bin daher davon überzeugt, dass eine Bevorzugung der Honorarberatung zu einer Verknappung des entsprechenden Angebots führt.
Was kann Deutschland von Großbritannien in Sachen Provisionsverbot lernen?
Patrick Dahmen: Hier gibt es nach der Abschaffung der Provisionsberatung bereits eine Unterversorgung bei der Absicherung für das Alter in bestimmten Bevölkerungsgruppen. Dies kann nicht im volkswirtschaftlichen Interesse sein. Mit dem Inkrafttreten des Retail Distribution Review 2013 gab es einen Rückgang bei den unabhängigen Beratern ("Independent Financial Advisers") um etwa 15 Prozent. Also hat sich der Zugang zu qualifizierter Beratung reduziert.
Der britische Markt mit Finanzprodukten teilt sich traditionell in Angebote mit und ohne Beratung. Vor 2013 lag der Anteil von Produkten mit Beratung bei etwa 60 Prozent, nach 2013 bei nur noch 33 Prozent. Die Werte haben sich demnach umgedreht, was zu einem "Advice gap", einer Beratungslücke in Großbritannien geführt hat. Darüber hinaus ist die Sparquote gesunken. Das ist folgerichtig, da Altersvorsorgeprodukte in der Regel nicht gekauft werden, sondern verkauft werden müssen. Von daher scheinen wir in Deutschland eher auf dem richtigen Weg zu sein.
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Autor(en): Bernhard Rudolf