Der Preisanstieg in der Industrieversicherung ist zunächst gestoppt und für Unternehmen in Deutschland wird es wieder leichter, ihre Risiken kostenverträglich abzusichern. Zwar bleibt der Druck in einigen Sparten hoch, doch der Positivtrend könnte sich verfestigen, lautet die Einschätzung des Risikoberaters und Maklers WTW in seinem Trendreport zum deutschen Industrieversicherungsmarkt.
„Ein Großteil der Industrieversicherungssparten hat eine herausfordernde Zeit hinter sich, geprägt durch die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen der Inflation. Die derzeitigen Entwicklungen zeigen jedoch, dass sich die Lage in vielen Sparten wieder entspannt“, sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking, Deutschland und Österreich bei WTW. WTW hat auch herausgefunden, dass die Prämienentwicklung sich je nach Sparte unterschiedlich gestaltet.
Konsequente Prämienanpassungen und hohe Sicherheitsanforderungen
Eine unerwartete Trendwende hätte sich in der Cyber-Versicherung gezeigt: Noch im vergangenen Jahr wären die Anbieter hier massiv unter Druck gestanden, ausgelöst durch großflächige Angriffe auf digitale Lieferketten, insbesondere Cloud-Infrastrukturen. Mittlerweile sei die Schadenquote aber auskömmlich und die Kapazitäten seien gestiegen. Grund dafür seien neben konsequenten Prämienanpassungen auch die hohen Sicherheitsanforderungen der Versicherer.
Auch auf dem M&A-Versicherungsmarkt sei die Lage stabil. Versicherer weiteten die Deckungen zunehmend aus und neue, global tätige Anbieter brachten weitere Kapazitäten auf den Markt. „Allerdings steigt die Zahl der M&A-Transaktionen wieder an, was sich auf den Versicherungsmarkt auswirken wird. Dies kann sich auch in steigenden Prämien niederschlagen, wobei die vorteilhaften Deckungskonditionen voraussichtlich erhalten bleiben“, vermutet Safak Okur, Head of Broking Deutschland und Österreich bei WTW.
WTW zeigt sich gleichfalls überzeugt, dass die Entwicklung in Sparten wie der Kfz- oder in Teilen der Sachversicherung unsicher bleibt: „Insbesondere die Kfz-Sparte belastet viele Versicherungsgesellschaften schwer. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass viele Versicherer ihre Prämien stark erhöhen, um Verluste zumindest teilweise ausgleichen zu können“, sagt Okur.
Vor dem Hintergrund schwankender Marktentwicklungen ist Prävention wichtig
Die Sachversicherung leidet vorwiegend unter Unwetterereignissen, wie zuletzt im Juni in Süddeutschland. „Da damit zu rechnen ist, dass solche Ereignisse künftig zunehmen, wird sich die Situation bei den Gesellschaften und somit auch für Versicherungsnehmer weiter zuspitzen. Naturgefahren werden in Zukunft noch restriktiver gezeichnet“, so Okur. Vor dem Hintergrund schwankender Marktentwicklungen spiele laut WTW-Fachexperten die Prävention eine wichtige Rolle. „Die Anforderung an Versicherungsnehmer, ihre Risikoexponierung zu reduzieren, zieht sich durch alle Bereiche hindurch“, sagt Nazaruk.
„Die Cyber- und Sachsparte sind die besten Beispiele für das harte Durchgreifen der Versicherer. Unternehmen, die in der Vergangenheit viel in Risikovorsorge investiert haben, profitieren heute von einem leichteren Zugang zu Kapazitäten.“ Für ihr zukünftiges Risikomanagement werden Unternehmen immer stärker in die Datennutzung investieren: Indem sie Risikoquantifizierungs- und Analyse-Tools nutzen, erlangen sowohl die versicherungsnehmenden Firmen als auch Makler und Anbieter eine bessere Kenntnis der individuellen Risikoexponierung. „Mit einer schrittweisen Umstellung auf datengestütztes Risikomanagement ist es in vielen Sparten wieder leichter, Versicherungsschutz zu erhalten“, so Nazaruk.
Quelle: WTW
Autor(en): versicherungsmagazin.de