Corona-Pandemie, dann Krieg in der Ukraine und in Nahost, wirtschaftliche Krisen, Klimakrise, Energiekrise, Inflation – alle diese Probleme sind real. Und doch verstellen sie den Blick auf die Zukunft, die viel besser werden wird, als die meisten denken.
Prognosen sind bekanntlich sehr schwierig, vor allem, wenn sie in die Zukunft gerichtet sind, ulkte einmal Mark Twain. Im Moment habe ich das Gefühl, dass viele Menschen negativ in die Zukunft schauen. Die Gründe sind vielfältig und oben genannt. So wählte passenderweise die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres 2023. Dafür steht zum Beispiel auch die so genannte letzte Generation, die glaubt, sie stehe am Rande des Abgrunds.
Wichtigste Probleme vor der Lösung
Und dann sagt Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky in einem Vortrag beim Chubb-Industrieforum 2023, dass nach Meinung der wichtigsten Technologie-Entscheider die Menschheit in den nächsten 20 Jahren die wichtigsten Probleme lösen werde wie Hunger, Trinkwasser, Energie und Klima. Zumindest gebe es dafür eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit. Denn technologisch sei man noch nie so knapp dran gewesen wie jetzt.
Beim Blick in die Vergangenheit stellt man fest, dass die Menschheit in den vergangenen 200 Jahren ihr Lebensalter verdoppelt hat. Der Wohlstand hat sich im selben Zeitraum nicht nur verdoppelt, sondern vervielfacht. Dies zeigt, wie viel Positives sich in diesen Zeiträumen entwickeln kann. Einige technologische Sprünge stehen nach Jánszky in den nächsten acht bis zehn Jahren an. Bis 2030 wird der Weg von klassischen Computern zu Quantencomputern abgeschlossen sein. Echtzeitanalysen mit Voraussagen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wären möglich. Vereinfacht gesagt, könnte man liefern, bevor der Kunde bestellt hat. Alles wird prognostizierbar, wo Echtzeitdaten vorhanden sind wie die Einbruchswahrscheinlichkeit in bestimmten Straßen (ist zum Teil schon Realität), die Kündigungswahrscheinlichkeit von Mitarbeitern oder der Eintritt eines Schadens (sehr relevant für die Versicherungsbranche). Und alles, was prognostizierbar ist, kann man auch verbessern. Wer weiß, wie viel Produkte wann verkauft werden, kann sich entsprechend wappnen.
Das Gold der Zukunft liegt in Daten: Finanztransaktionsdaten, Mobilitätsdaten, Bewegungsdaten, Gesundheitsdaten und Wissens-/Kompetenzdaten. Wer Produkte und Services anbietet, braucht den Zugang zu diesen Echtzeitdaten.
Mehr Veränderungen als je zuvor
Zukunftsforscher wie Lars Thomsen glauben daran, dass es in den nächsten zehn Jahren mehr Veränderungen geben wird als in der gesamten Menschheit zuvor. Keine Frage, der Megatrend ist Künstliche Intelligenz (KI). Allein zu KI werden jeden Tag über 2.000 wissenschaftliche Artikel produziert. Die Technologie wird zunehmend lernen und verstehen. Mit Hilfe von persönlichen virtuellen Assistenten wird es eine wesentlich höhere Produktivität der Menschen geben. KI wird integraler Teil unserer erlebten Welt werden. ChatGPT ist gerade auf den Markt gekommen und ist noch im Babyalter, zeigt aber bereits vielfältige Möglichkeiten der Nutzung.
Kernfusion könnte die zukünftige technologische Lösung sein, das Energieproblem zu lösen. Aus heutiger Sicht wissen wir das (noch) nicht. Seit Jahrmilliarden macht unsere Sonne nicht viel anderes, als zu scheinen – weil in ihrem Inneren Kernfusion stattfindet. Wasserstoffkerne verschmelzen dort zu Heliumkernen, was zu jeder Menge freigesetzter Energie führt. Könnten Wissenschaftler diese Prozesse auf der Erde bändigen, stünde der Menschheit eine fast unerschöpfliche Energiequelle zur Verfügung. Das US-Unternehmen TAE Technologies teilte bereits 2021 mit, einen Meilenstein erreicht haben, der das Ziel Kernfusion in greifbare Nähe rücken lässt. Ende dieser Dekade soll es kommerziell nutzbare Kernfusionskraftwerke geben.
Weiteres Beispiel: Der medizinische Fortschritt wird sich in den nächsten zehn Jahren intensivieren. Todesbringer wie Krebs, Alzheimer, vaskuläre Erkrankungen oder Schlaganfall werde die Medizin laut Thomsen besser in den Griff bekommen. Wenn wir die nächsten zehn Jahre überleben, haben wir eine gute Chance, 100 Jahre und älter zu werden.
Innovationen sind der Schlüssel
Wir sollten den Möglichkeiten der Zukunft mehr vertrauen als den Erfahrungen aus der Vergangenheit. Wir brauchen Innovationen und vor allem innovative Menschen. Wir sollten uns vor selbsterfüllende Prophezeiungen hüten und denen, die alles und vor allem die Zukunft schlecht reden. Und dann wird die junge Generation nicht die letzte sein. In diesem Sinn wünsche ich ihnen ein gutes Neues Jahr!
Autor(en): Bernhard Rudolf