Nachhaltigkeit ist für Makler noch Neuland

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Dass neben der Digitalisierung auch das Thema Nachhaltigkeit eines mit hohem Zukunftspotenzial ist, ist in der Gesellschaft weitgehender Konsens. Insbesondere bei der jüngeren Generation ist der Klimawandel und das Thema Nachhaltigkeit elementar wichtig. Hier könnten sich Makler also positiv abheben.

Über 70 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ist Nachhaltigkeit persönlich wichtig, so die Studie „Nachhaltigkeit und Versicherungen aus Kundensicht“ der Fachhochschule Dortmund. Gleichwohl ist das Thema bei den Maklerinnen und Maklern offensichtlich noch nicht angekommen, obwohl die Abfrage nach Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kundinnen und Kunden gesetzlich geregelt ist.

Seit dem 2. August 2022 haben Vermittler nämlich die Verpflichtung, diese bei ihren Kunden abzufragen und bei der Entscheidung für ein Versicherungsanlageprodukt zu berücksichtigen. Unter Nachhaltigkeitspräferenzen versteht die Verordnung die Entscheidung eines Kunden, ob und, wenn ja, inwieweit die Finanzprodukte

  1. ökologisch nachhaltige Investitionen im Sinne von Art. 2 Nr. 1 Taxonomie-VO sind,
  2. nachhaltige Investitionen im Sinne von Art. 2 Nr. 17 Offenlegungs-VO sind,
  3. die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigen.

    Nur 25 Prozent der Makler sind dran

    Soweit die Rechtslage, die aber von vielen Vermittlern weitgehend ignoriert wird. Nach einer Studie der G/D/P Marktforschung vermitteln 45 Prozent der Makler nachhaltige Produkte oder Kapitalanlagen selten und 30 Prozent nie. In der privaten Sachversicherung sieht es etwas besser aus. Nach den Ergebnissen vermitteln 49 Prozent der Befragten hier bereits generell nachhaltige Produkte, 38 Prozent tun dies nicht, weitere 13 Prozent wissen nicht (!), ob sie solche Produkte anbieten oder nicht.

    Über die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gab an, sich eher weniger mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Zwölf Prozent tun dies gar nicht. Wiederum 24 Prozent setzen sich „eher stark“ auseinander und zwölf Prozent sogar „sehr stark“. Und es gibt Unterstützungsbedarf: 43 Prozent wünschen sich laut der Studie Unterstützung und Informationen seitens der Versicherer in Bezug auf deren nachhaltige Produkte und Kapitalanlagen.

    Schadenersatz und Bußgeld drohen

    Zum einen sollten Vermittler die rechtlichen Folgen einer Unterlassung der Abfrage vermeiden. Juristen warnen, dass dann womöglich die Empfehlung eines Anlageprodukts für den Kunden ungeeignet ist und eine Falschberatung vorliegt. Neben möglichen Schadensersatzansprüchen kann auch ein Bußgeld drohen, da es sich bei der vorsätzlichen oder leichtfertigen Empfehlung eines ungeeigneten Produkts um eine Ordnungswidrigkeit handelt.

    Viele Vermittler fühlen sich sowieso schon überreguliert und drangsaliert. Auch in diesem Fall wird der Zeitaufwand einer Beratung höher sein als zuvor. Jedoch ergeben sich auch Chancen für den Vermittler, nach Ermittlung der Präferenzen des Kunden entsprechende Angebote ins Gespräch zu bringen. Bei vielen Kunden wird der Vermittler beim Thema Nachhaltigkeit offene Türen einrennen. Die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen kann visualisiert und interaktiv erfolgen, wie es manche Anbieter nachhaltiger Produkte schon realisiert haben.

    Beweislastumkehr bei juristischem Streit vermeiden

    Voraussetzung ist das Wissen über die entsprechenden nachhaltigen Produkte der Anbieter. Der Vermittler sollte sich hier zu einem Experten weiterbilden und das Feld nicht anderen überlassen. Natürlich ist es für Vermittler schwer, Greenwashing zu erkennen. Entsprechende glaubwürdige Zertifikate können Wegweiser sein wie etwa die Auszeichnungen beim Sustainable Award in Finance, initiiert von Morgen & Morgen, Bankmagazin und Versicherungsmagazin. Eine Die Abfrage bei den Kunden muss der Versicherungsvermittler auf jeden Fall dokumentieren, um eine Beweislastumkehr bei einer möglichen juristischen Auseinandersetzung zu vermeiden.

     

     

     

     

    Autor(en): Bernhard Rudolf

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