Kfz-Versicherungsnehmer befürworten inzwischen mehrheitlich den Einsatz von gebrauchten Teilen zur Schadenreparatur. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Beratungsfirma Hnw Consulting. Eingeschränkt wurde die Aussage von den Befragten dadurch, dass dies nur gelte, wenn die gebrauchten Ersatzteile in puncto Sicherheit und Optik keine Nachteile im Vergleich mit neuen Originalteilen aufweisen. Das Goslar Institut wies nun darauf hin, dass Versicherer in dieser Sparte nur dann nahhaltiger werden können, wenn Autohersteller aufhörten, auf dem Designschutz der Fahrzeugteile zu beharren.
Die Umfrage, die im April und Mai 2023 unter 1.000 Versicherungsnehmerinnen und -nehmern durchgeführt wurde, sollte aufzeigen, "welche konkreten Maßnahmen zur nachhaltigen Schadenregulierung bereits heute von den Befragten akzeptiert beziehungsweise abgelehnt würden". Nachhaltiges Schadenmanagement sei bei Versicherern bisher "nur in Ansätzen anzutreffen", so Hnw Consulting. Bisher sei die Branche vor allem auf die Reduktion von direkten Emissionen konzentriert.
Die Mehrheit der Befragten würde gebrauchte Ersatzteile annehmen
Bei der Umfrage zum Schadenmanagement zeigte sich: je älter ein Fahrzeug ist, desto eher sind Kfz-Versicherte auch bereit, ihr Fahrzeug mit gebrauchten Teilen reparieren zu lassen. Im Schnitt sagten 55 Prozent, sie würden gebrauchte Seitenteile und Heckklappen annehmen, sowie 60 Prozent, dass sie bei gebrauchten Felgen zustimmen würden. Ebenso zeigte sich in dem Punkt, ob die Befragten ein Teil lieber reparieren oder austauschen lassen würden, dass viele Ersteres bevorzugen würden. Bei einem Steinschlag würden 70 Prozent eher eine Reparatur als eine neue Scheibe nehmen, bei Beulen in einer Tür 73 Prozent eher für die Reparatur als den Austausch stimmen.
Laut dem Goslar Institut sei die Bereitschaft in der Versicherungsbranche durchaus vorhanden. Schließlich würden "die stetig steigenden Reparaturkosten aufgrund immer teurer werdender Originalersatzteile" auch den Versicherern zusetzen. Angesichts dieser Kosten könnten die Unternehmen auch keine wirtschaftliche Nachhaltigkeit erreichen.
Würde ein Ablassen vom Designschutz auch den Versicherern helfen?
Um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, die von Staatenorganisationen wie den Vereinten Nationen (UNO) und der Europäischen Union (EU) gesetzt wurden, bedarf es noch an einigen Änderungen für die Versicherungsbranche, aber beispielsweise ebenso bei den Autoherstellern. So sieht es zumindest das Goslar-Institut. Dort wird kritisiert, dass Autohersteller bei Reparaturen von einem "Quasi-Monopol" profitierten, welches der Designschutz von Fahrzeugteilen biete. Solange dieser Schutz bestehe, der Reparaturen mit Teilen von Drittherstellern erheblich erschwere, würde sich kein "Nachhaltigkeitsgedanke realisieren lassen". Zusätzlich würde das beahrren auf dem Designschutz letztlich auch zu größeren Kosten für Versicherungsnehmer führen, wenn dadurch Tarife stiegen.
Das Goslar Institut bemängelt den Designschutz von Kfz-Herstellern auch deshalb, weil er verhindere, dass bei der Autoreparatur "kostengünstigere Ersatzteile von Drittanbietern" verbaut werden dürfen. Aufgrund dessen würde es "der Versicherungsbranche schwerfallen, jegliche Form von Nachhaltigkeit zu erreichen – sei es nun im Sinne von Ressourcenschonung oder von auskömmlicher Tarifgestaltung".
Quelle: Goslar Institut, Hnw Consulting
Autor(en): versicherungsmagazin.de