In der aktuellen Corona-Krise suchen viele Unternehmen nach Alternativen zum Präsenz-Coaching. Denn ihre Fach- und Führungskräfte, die zum Teil von Zuhause aus arbeiten, brauchen in der ungewohnten Situation aktive Unterstützung. Die moderne Informations- und Kommunikationstechnik bietet hierzu viele Möglichkeiten.
Beim Coachen und Beraten von Personen ist ein persönliches Sich-Treffen meist hilfreich. Es ermöglicht dem Coach bezeihungsweise Berater ein umfassenderes Wahrnehmen seines Gegenübers als zum Beispiel ein Kontakt per E-Mail. Deshalb bevorzugen die meisten Coaches diese Form. Ähnliches gilt für die Beratung.
Die moderne Technik nutzen
Das klassische Präsenz-Coaching hat aber auch Nachteile - das zeigt sich gerade in der aktuellen Krise mit ihren eingeschränkten Reisemöglichkeiten. Hinzu kommt: Nach einer Coachingsitzung oder einem Beratertreffen vergeht meist einige Zeit, bis sich die Beteiligten erneut treffen. Treten in der Zwischenzeit Fragen oder Probleme auf, steht der Coach oft nicht zur Verfügung. In Krisenzeiten, in denen niemand weiß, was morgen ist, und in denen die Unternehmen oft rasch auf das Geschehen reagieren müssen, ist das häufig "kontra-produktiv".
Deshalb suchen aktuell viele Unternehmen nach alternativen Formen. Denn sie wissen: Gerade in einer Zeit, in der selbst die Leistungsträger verunsichert sind, benötigen die Mitarbeiter eine aktive Unterstützung.
Die moderne Informations- und Kommunikationstechnik bietet hierzu viele Tools und Möglichkeiten. Ein Überblick:
Coaching, Beratung per Telefon:
Das Telefon benutzen bereits viele Anbieter im Bildungs- und Beratungsbereich zum Beraten und Coachen von Personen und Teams.
Vorteile:
- das Medium Telefon steht (fast) jederzeit und überall zur Verfügung
- die Hemmschwelle ist niedrig; die Coachees bzw. zu beratenden Personen sind den Umgang mit dem Telefon gewohnt
Nachteile:
- man sieht die körperlichen Reaktionen des Gegenübers nicht
- höheres Risiko von Fehleinschätzungen als bei einem Präsenz-Coaching
Coaching, Beratung per E-Mail:
Auch diese Form der Kommunikation wird für das Coachen und Beraten schon oft genutzt.
Vorteile:
- sorgt dafür, dass das Coaching- bzw. Beratungsanliegen zwischen den Treffen nicht in Vergessenheit gerät
- Fragen können zeitnah beantwortet werden
Nachteile:
- Die Beteiligten sehen und hören sich nicht.
- die schriftliche Kommunikation erschwert das Wahrnehmen der inner-persönlicher Prozesse (z.B. Widerstände, mentale Barrieren) beim Coachee; Fehlinterpretationen sind leicht möglich
Coaching, Beratung per WhatsApp & Co:
Eine Sonderform des E-Mail-Coachings, bei der über das Smartphone auch kurze Sprach- und Video-Nachrichten übermittelt werden können.
Vorteile:
- Coachee hört zwischenzeitlich auch mal die Stimme des Coaches bzw. sieht ihn; das stärkt die Beziehung
- Sprach- und Videonachrichten transportieren auch Signale über das Befinden des Coachees bzw. der zu beratenden Person
Nachteile:
- eher für Kurznachrichten geeignet; ungeeignet zum Bearbeiten komplexer Fragestellungen, weil kein echter Dialog erfolgt.
Video-Coaching & -Beratung:
Coaching mit visuellen Medien wie Skype.
Vorteile:
- ermöglicht ein Coachen und Beraten von Einzelpersonen und Teams auf Distanz
- das jeweilige Gegenüber und seine Reaktionen werden akustisch und visuell wahrgenommen
- Reisezeiten entfallen
- kurzfristig planbar
- echter Dialog, bei dem ein spontanes Reagieren auf das Gesagte und Wahrgenommene möglich ist
Nachteile:
- die Wahrnehmung des Gegenübers beschränkt sich auf das von der Kamera Aufgezeichnete
Ein Schritt in die Zukunft
Die moderne Informations- und Kommunikationstechnik bietet den Unternehmen viele Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter zu beraten und zu coachen, ohne persönliche Treffen. Außerdem stellt sie wichtige Instrumente bereit, um Mitarbeiter, die im Homeoffice arbeiten, aus der Ferne zu führen.
Nimmt man noch Collaboration-Tools hinzu und kombiniert sie ziel- und themenabhängig adäquat, lassen sich neue Beratungs- und Coaching-Designs entwerfen, die dem Bedarf der Unternehmen und der Mitarbeiter in der aktuellen Krisensituation entsprechen.
Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt (www.ifidz.de). Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist eine erfahrene Vortragsrednerin zu den Themen "(Selbst-)Führung", "Networking" und "Digitalisierung".
Autor(en): Barbara Liebermeister