Die Vermittler müssen sich nach Einschätzung der Ratingagentur Assekurata keine Sorgen machen, dass sie die Produkte, die 2025 aufgrund der Höchstrechnungszinserhöhung (HRZ) günstiger werden, 2024 nicht mehr verkaufen können.
„Es wird branchenweit eine Günstigerprüfung geben“, so die Erkenntnis von Assekurata-Experte Lars Heermann bei der Präsentation des „Marktausblicks Lebensversicherung 2024/2025“. Damit erhielten die Kunden eine Option zum Wechsel. Dann würden die Lebensversicherungen und der Arbeitskraftschutz 2025 automatisch auf die dann geltenden, besseren Konditionen umgestellt. „Es müssen aber keine neuen Abschlusskosten gezahlt werden“, betonte Heermann.
Umstiegsoption soll möglichst verwaltungsarm gestaltet werden
Für Lebensversicherungen würden dann beispielsweise nach der Umstellung höhere garantierte Rentenfaktoren gelten. Der Abschluss von Arbeitskraftschutz sollte wegen eines höheren Einstiegsalters und der möglichen Verschlechterung des Gesundheitsschutzes nicht aufgeschoben werden. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass es bei biometrischen Produkten Optionen zu Beitragssenkungen gibt. Vielmehr werden die Versicherungssummen, also in der Berufsunfähigkeitsversicherung beispielsweise die monatliche Rente nach oben angepasst“, erläuterte Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Grund sei, dass die Umstiegsoption möglichst verwaltungsarm gestaltet werden soll. Die Provisionen der Vermittler würden wohl auf Basis der höheren Versicherungssummen berechnet.
Vermittler könnten den Kunden so beim Abschluss ein „gutes Gefühl“ vermitteln. „Etwa nach dem Motto „da kommt 2025 noch was obendrauf“, so Will. In der Sparte Risikoleben erwartet Will eine Verschärfung des schon heute deutlichen Preiskampfes. Die Vergünstigungen durch den neuen HRZ würden aber aller Voraussicht nur für neue Verträge gelten, die in 2024 abgeschlossen werden. Heermann: „Eine Günstigerprüfung für den Bestand wäre sehr aufwändig und ertragsmindernd“. Ob es für einen solchen Schritt einen juristischen Anspruch gebe – in der Diskussion wurde der Gleichheitsgrundsatz eingebracht – könne Assekurata nicht beurteilen.
„Die Bruttoprämien für Berufsunfähigkeits-, Grundfähigkeits- und Risikolebensversicherungen sinken 2025 zwischen acht bis zehn Prozent“, schätzt Heermann. Grund für diese Entwicklung ist die Anpassung des Höchstrechnungszinses (HRZ) zum 1.1.2025 von 0,25 Prozent auf ein Prozent. „Die Lebensversicherer haben dann künftig wieder mehr Spielraum in ihrer Kalkulation“, so Heermann.
Rückkehr der Beitragsgarantie
Er rechnet damit das es wieder mehr Angebote für eine „100 Prozent Beitragsgarantie“ geben wird. Möglicherweise könnten auch wieder mehr Riester-Tarife auf den Markt kommen, denn bei ihnen ist die 100-Prozent-Garantie verpflichtend. Das sei aber davon abhängig, ob es noch eine Reform für die staatlich geförderte Altersvorsorge gebe. Geplant sei ja ein neues Konzept der staatlichen Förderung. Wird dies bis Ende der Legislaturperiode nicht mehr verwirklicht, seien mehr Riester-Tarife vorstellbar. Für sehr konservative Kunden könnte die Beitragsgarantie interessant sein. „Dann verlieren sie garantiert keine Beiträge“, so Heermann. Er geht aber davon aus, dass es trotz höherer Zinsen keine Kehrtwende zu klassischen Tarifen geben wird. Dies zeigt die Geschäftserwartung für 2024. #
Fondspolicen ohne Garantie sind der Renner
Laut einer Umfrage durch die Assekurata ist bei klassischen Lebensversicherungsangeboten sowohl die Geschäftslage (-1,23 - minus 2,0 = "sehr negativ") wie auch die Geschäftserwartung (-1,07) deutlich negativ. Selbst die Aussichten für die Neue Klassik (-0,31) mit abgespeckten Garantien und Indexpolicen (-0,04) werden von den Assekuranzen noch leicht negativ eingeschätzt. Deutlich aufgeholt hat hingegen die betriebliche Altersvorsorge (0,66 - plus 2,0 = "sehr positiv"), die nun klar im positiven Bereich liegt. Das gilt auch für Fondspolicen mit Garantie (0,73). Fondspolicen ohne Garantie (1,17) sind aber nach Einschätzung der Lebensversicherer der Renner im Wachstum. Ihr Absatz wird deutlich positiv eingeschätzt. Das gilt etwas abgeschwächt auch für die Berufsunfähigkeitsversicherung (0,77), während der Grundfähigkeitsschutz (0,50) weniger positiv abschneidet.
Laufende Beiträge laufen gut, Einmalbeiträgen schwächeln
Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt eine positive Entwicklung für die deutsche Lebensversicherung auf. Im Gegensatz zu 2023 rechnet keine Assekuranz mehr mit einem schlechteren Geschäft. 80 Prozent gehen von gleichbleibenden Ergebnissen aus, während aber schon 20 Prozent der Unternehmen mit besseren Ergebnissen für 2024 rechnen. Ein ähnliches Bild zeichnet auch die Assekurata für 2024. So werden stabile laufende Beiträge von 64 (im Vorjahr 64,3) Milliarden Euro erwartet, während es bei Einmalbeiträge laut Prognose weiter einen Abrieb gibt. Gerechnet wird mit 23,5 (i. V. 24,8) Milliarden Euro. Demgegenüber sei die Stornoquote mit 4,5 Prozent stabil. "Die Lebensversicherungskunden sind ihren Unternehmen treu", sagte Heermann. Daher gebe es von dieser Seite keine Liquiditätsprobleme.
Strategisch müssen die Unternehmen derzeit entscheiden, wieviel Kapital sie aus der Zinszusatzreserve, die langsam aufgelöst wird, in den Wettbewerb, also höhere Überschüsse stecken. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat hier eine Balance gefordert, damit mit Neuanlagen auch Stille Lasten abgebaut werden.
Der Assekurata „Marktausblick Lebensversicherung 2024/2025“, der über 50 Seiten umfasst, kann kostenfrei bei der Ratingagentur angefordert werden.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek