Eigentlich brauchen sich gesetzliche Versicherte gar keine Sorgen machen, sollte demnächst ihre Krankenkasse pleitegehen. Andere Krankenkassen müssen die Versicherten aufnehmen. Doch hunderte Mitglieder der insolventen City BKK erleben derzeit, dass Krankenkassen rechtswidrig Umsteiger abwimmeln. Mit allerlei Tricks: Wechsler werden persönlich an den Rand von Berlin geschickt, wenn sie bei der AOK unterschlüpfen wollen. Oder sie müssen erst einmal ihre Steuernummer nennen. Einige Kassen haben den unbeliebten älteren Kunden der City BKK einfach erklärt, dass sie schon voll sind.
Einen nur scheinbar legalen Weg hat die HEK gefunden. Sie weist im Beratungsgespräch darauf hin, dass Betriebskrankenkassen andere Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern abgeschlossen haben als Ersatzkassen. Folglich müssten die BKK-Mitglieder beim Wechsel zu HEK möglicherweise auf andere Medikamente umsteigen. Außerdem behält sich die Kasse vor, die Pflegeeinstfung für Neukunden nochmals zu prüfen.
Aufsicht rügt Kassen
Harte Worte für solche Tricks findet der Präsident des Bundesversicherungsamt (BVA) Maximilian Gaßner: "Dieses skandalöse Verhalten ist unerträglich und nicht hinnehmbar. Das gilt insbesondere für 'Ratschläge' an kranke oder pflegebedürftige Versicherte, wonach die nahtlose Fortsetzung der Versorgung bei einem Wechsel 'problematisch' sein könne." Noch weiter geht der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr. Er drohte Kassenvorständen, die für solche Schikanen verantwortlich sind, Geldstrafen und Abberufung an. Das BVA hat nach einigen Angaben schon Vorstände "einbestellt".
"Eigentlich" solidarisches System
Das eigentlich solidarische gesetzliche Krankenkassensystem kommt nicht zur Ruhe. Die BKK für Heilberufe muss aufgrund ihrer Finanzlage fusionieren und sucht noch nach einem Partner. Die Vereinigte IKK will über "strategischen Optionen" einen Zusatzbeitrag verhindern, hat aber acht Euro pro Monat vorsorglich schon beschlossen. Diese gelten ab August rückwirkend für das 2. Quartal, falls die Fusionsgespräche scheitern. Derzeit verhandelt man mit der IKK Classic. Die Vereinigte IKK, mit vielen Städtern als Mitglieder, fühlt sich benachteiligt. Grund: Die Versicherten in den Städten sind wegen des engmaschigen Arztnetzes teurer als Patienten auf dem Lande.
Umsteiger sparen
Der Exodus der Kassenlandschaft geht weiter. Auf lange Sicht rechnen Experten mit nur noch rund 50 Krankenkassen, 2007 gab es noch 218 und Anfang 2011 noch 156 öffentliche Krankenversicherungen. Mit der Vereinigten IKK erheben nun elf Kassen einen Zusatzbeitrag. Fast automatisch löst dieser eine Flucht aus den Kassen aus. So zahlen Mitglieder der BKK Hoesch und der insolventen City BKK derzeit 180 Euro mehr pro Jahr. Bei der BKK für Heilberufe sind es 120 Euro jährlich. Der Zusatzbeitrag der PKK Phoenix, BKK Publik, der KKH-Allianz, der Deutschen BKK, der DAK, der BKK Gesundheit und der BKK Advita beträgt per anno 96 Euro. Wer als gesetzlich Versicherter sparen möchte, kann diese Kassen verlassen und beispielsweise zur G & V BKK wechseln. Die Kasse zahlt jährlich einen Bonus von 72 Euro. Wer von der BKK Hoesch oder City BKK kommt "spart" somit sogar 252 Euro pro Jahr. Solche Ersparnisse könnten beispielsweise in zusätzlichen Gesundheitsschutz investiert werden. Bekanntlich zahlen die gesetzlichen Kassen ja nicht alles.
Einen nur scheinbar legalen Weg hat die HEK gefunden. Sie weist im Beratungsgespräch darauf hin, dass Betriebskrankenkassen andere Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern abgeschlossen haben als Ersatzkassen. Folglich müssten die BKK-Mitglieder beim Wechsel zu HEK möglicherweise auf andere Medikamente umsteigen. Außerdem behält sich die Kasse vor, die Pflegeeinstfung für Neukunden nochmals zu prüfen.
Aufsicht rügt Kassen
Harte Worte für solche Tricks findet der Präsident des Bundesversicherungsamt (BVA) Maximilian Gaßner: "Dieses skandalöse Verhalten ist unerträglich und nicht hinnehmbar. Das gilt insbesondere für 'Ratschläge' an kranke oder pflegebedürftige Versicherte, wonach die nahtlose Fortsetzung der Versorgung bei einem Wechsel 'problematisch' sein könne." Noch weiter geht der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr. Er drohte Kassenvorständen, die für solche Schikanen verantwortlich sind, Geldstrafen und Abberufung an. Das BVA hat nach einigen Angaben schon Vorstände "einbestellt".
"Eigentlich" solidarisches System
Das eigentlich solidarische gesetzliche Krankenkassensystem kommt nicht zur Ruhe. Die BKK für Heilberufe muss aufgrund ihrer Finanzlage fusionieren und sucht noch nach einem Partner. Die Vereinigte IKK will über "strategischen Optionen" einen Zusatzbeitrag verhindern, hat aber acht Euro pro Monat vorsorglich schon beschlossen. Diese gelten ab August rückwirkend für das 2. Quartal, falls die Fusionsgespräche scheitern. Derzeit verhandelt man mit der IKK Classic. Die Vereinigte IKK, mit vielen Städtern als Mitglieder, fühlt sich benachteiligt. Grund: Die Versicherten in den Städten sind wegen des engmaschigen Arztnetzes teurer als Patienten auf dem Lande.
Umsteiger sparen
Der Exodus der Kassenlandschaft geht weiter. Auf lange Sicht rechnen Experten mit nur noch rund 50 Krankenkassen, 2007 gab es noch 218 und Anfang 2011 noch 156 öffentliche Krankenversicherungen. Mit der Vereinigten IKK erheben nun elf Kassen einen Zusatzbeitrag. Fast automatisch löst dieser eine Flucht aus den Kassen aus. So zahlen Mitglieder der BKK Hoesch und der insolventen City BKK derzeit 180 Euro mehr pro Jahr. Bei der BKK für Heilberufe sind es 120 Euro jährlich. Der Zusatzbeitrag der PKK Phoenix, BKK Publik, der KKH-Allianz, der Deutschen BKK, der DAK, der BKK Gesundheit und der BKK Advita beträgt per anno 96 Euro. Wer als gesetzlich Versicherter sparen möchte, kann diese Kassen verlassen und beispielsweise zur G & V BKK wechseln. Die Kasse zahlt jährlich einen Bonus von 72 Euro. Wer von der BKK Hoesch oder City BKK kommt "spart" somit sogar 252 Euro pro Jahr. Solche Ersparnisse könnten beispielsweise in zusätzlichen Gesundheitsschutz investiert werden. Bekanntlich zahlen die gesetzlichen Kassen ja nicht alles.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek