Stefan Holzer ist seit 2006 bei Swiss Life Deutschland und seit Januar 2020 Leiter Versicherungsproduktion sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Versicherungsmagazin sprach mit dem ausgebildeten Bankkaufmann und Diplom-Kaufman unter anderem über Neuerungen in der Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU).
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich wir sind. Wie beeinflusst dies die Nachfrage nach Berufsunfähigkeits- Versicherungen?
Stefan Holzer: Durch die Pandemie ergaben sich gute An-lässe, auf die Kunden zuzugehen. Womöglich hatten die Menschen auch mehr Zeit, um sich mit dem komplexen Thema Arbeitskraftabsicherung auseinanderzusetzen. Wir hatten jedenfalls das erfolgreichste Jahr aller Zeiten, in allen Produkten, auch in der BU. Wir haben von Beginn der Pandemie bis heute knapp 60.000 BUs vermittelt. Das erste Halbjahr 2021 lief noch erfolgreicher als 2020. Hier haben wir sogar ein Plus von 14 Prozent zu verzeichnen. Haupttreiber für das Wachstum sind unsere Produkt-Updates, die wir 2020 und Mitte dieses Jahres erneut gefahren haben. Beim Umgang mit Krankheitsbildern beispielsweise haben wir keinen Stein auf dem anderen gelassen.
Haben Sie die Richtlinien verschärft?
Wir haben im Underwriting schon immer auf eine ordentliche Risikopolitik geachtet und schauen uns genau an, welche Risiken wir zeichnen und welche nicht. Bei Krankheitsbildern achten wir nun verstärkt darauf, wie die aktuellste gesundheitliche Einschätzung ist. Bei Volkskrankheiten wie Allergien und Schilddrüsenerkrankungen haben wir viele Einschätzungskri- terien komplett überarbeitet und sind damit medizinisch auf dem aktuellsten Stand. So ist für uns bei einer Allergie die Allergenexposition im Beruf ein entscheidendes Kriterium. Eine Chemielaborantin mit saisonaler Pollenallergie zum Beispiel, die bedarfsweise Cetirizin einnimmt und bei der deshalb keine Arbeitsunfähigkeitszeiten anfallen, kann sofort normal angenommen werden. Zuvor waren ein Fragebogen und eine Ausschlussklausel erforderlich.
Was bedeutet "aktuellster Stand" noch?
Wir haben uns Fragen gestellt, wie: Was macht ein Beschwerdebild aus? Welche Pa-rameter sind wichtig, beispielsweise AU- Zeiten oder Krankenhausaufenthalte? So ist bei einem Antragsteller mit einer be-schwerdefreien Schilddrüsenunterfunktion, der täglich L-Thyroxin einnimmt und keinen Krankenhausaufenthalt benötigte, nun eine sofortige Normalannahme möglich. Ebenso bei einer einmaligen ausgeheilten Gastritis vor mehr als drei Monaten. Zuvor waren hier ein Hausarztbericht und oftmals ein Risikozuschlag erforderlich. Insgesamt haben wir über 300 Erkrankungen neu bewertet und konnten dadurch die Hausarztanfragen um über 30 Prozent reduzieren. Zudem fragen wir noch gezielter als zuvor bei Fachärzten nach.
Das komplette Interview "Unser Produktmanagement hat Tausende kreativer Ideen" können Sie in der November-Ausgabe von Versicherungsmagazin lesen. Entweder im PDF-Archiv oder im eMagazin.
Autor(en): Stefanie Hüthig