Industrieversicherer: Vorsichtiger, restriktiver und "geiziger"

Der Kampf um lukrative Industriekunden ist hart. Darum sind die Versicherer bereit, Prämiensenkungen zu akzeptieren. Doch im zweiten Quartal 2011 zogen die Prämien in einigen Bereichen deutlich an und die Versicherungsbedingungen wurden restriktiver.

Unternehmen mit schlechter Schadenhistorie oder mit Risiken in Katastrophengebieten sehen sich Einschränkungen und Preiserhöhungen gegenüber. Dies zeigt jedenfalls das aktuelle Marsh Insurance Midyear Update 2011: Approach Your Risk with Clear Direction für Europa, den Mittleren Osten und Afrika (EMEA). Die Analyse verdeutliche auch, dass der Markt in Europa nicht immun gegenüber Katastrophen sei, die in anderen Teilen der Welt stattfänden - wie die Flutkatastrophe in Australien oder das Erdbeben und der Tsunami in Japan.

Kunden ohne Katastrophenrisiken noch immer umschwärmt
"Während die Versicherer auf Prämienerhöhungen beharren, wird der Wettbewerb weiterhin durch überschüssige Kapazitäten geschürt", sagt Dr. Georg Bräuchle, Leiter Platzierung bei Marsh. "Daher sind Versicherungskunden ohne Katastrophenrisiken und mit geringen Schäden in der Vergangenheit noch immer umkämpft. Sie können bei der Erneuerung ihrer Policen oft die Prämien des letzten Jahres halten oder sogar noch weitere Prämiensenkungen erreichen."

Die Analyse zeigt laut Marsh, dass vor allem die Katastrophendeckungen teurer und die Zeichnungskapazitäten für einige Risiken geringer geworden seien. Manche Unternehmen hätten sich daher entschieden, künftig mehr Risiken selbst zu tragen. Der Haftpflichtmarkt bliebe dagegen auch im zweiten Quartal weich - es gäbe durchschnittliche Prämiensenkungen zwischen fünf und zehn Prozent. Zudem gäbe es keine Großschäden, die in absehbarer Zeit Veränderungen im Zeichnungsverhalten auslösen könnten.

Keine langfristigen Sachversicherungsverträge mehr
Das härtere Auftreten der Versicherer mache sich in der gesamten EMEA-Region bemerkbar. Einige Versicherer böten keine langfristigen Sachversicherungsverträge mehr an, so zum Beispiel in Frankreich und Spanien. Andere Anbieter seiendabei, ihre nicht profitablen Policen neu zu verhandeln. "In den nächsten sechs Monaten wird bei den Versicherern der Trend zur Ausdifferenzierung der Kunden zunehmen", so Bräuchle. "Detaillierte Unternehmens- und Risikoanalysen werden immer wichtiger, um Prämienabschläge für gut gemanagte Risiken und Schadenhistorien zu erhalten."

Versicherer übernehmen erst nach gründlicher Prüfung Risiken
Zwei weitere Erkenntnisse des aktuellen Reports laut dem weltweit agierenden Industrieversicherungsmakler sind:

In der Kreditversicherung hätten sich die Kapazitäten erhöht und entsprechend sänken die Preise. Dennoch seien die Kreditversicherer vorsichtig geblieben, da die wirtschaftliche Unsicherheit andauere.
Auch bei der Zeichnung politischer Risiken und strukturierter Kredite blieben die Versicherer vorsichtig, angesichts der Euro-Krise sowie der politischen Unsicherheit im Nahen Osten und in Nordafrika. Die Versicherer folgten hier den Kreditoren aus der Finanzwirtschaft und den Investoren und übernähmen Risiken erst nach gründlicher Prüfung und je nach Land.

Quelle: Marsh

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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