Geht der Axa-Chef?

„Axa schasst Deutschland-Chef Dill“ titelt gestern, 28. Juli, die Financial Times Deutschland auf ihrer Seite „Finanzen“. Von der Axa in Köln gibt es dazu keine autorisierte Stellungnahme. Doch die Gerüchteküche in der Branche brodelt. Seit langem ist bekannt, dass es bei der Axa Konzern AG in Deutschland mehrere Baustellen gibt, die bereinigt werden sollten.

Der Pariser Axa-Konzern will sich nach Informationen der Financial Times Deutschland aber nicht unbedingt deshalb vom Chef der deutschen der Axa Claus-Michael Dill trennen. Dill, der seit 1999 als Vorsitzender des Vorstands der Axa Konzern AG, der Axa Versicherung AG und der Axa Lebensversicherung AG auch die Bereiche Konzern-Kommunikation und Konzern-Revision verantwortet, hatte noch vor kurzem im Axa Aktionärs-Brief zum Geschäftsjahr 2004 stolz verkündet, dass der Axa Konzern erneut wichtige Ziele bei der Umsetzung seiner Unternehmensstrategie erreicht habe: „Unsere Marschrichtung lautet weiterhin: profitables Wachstum.“

Jüngste Geschäftsergebnisse aus den ersten beiden Quartalen 2005 gaben ihm recht. Dennoch müssen immer noch 109 Millionen Euro (Stand 31.12.2004) an stillen Lasten ins Positive gekehrt werden. Stringente Sparmaßnahmen zeigten inzwischen teilweise Erfolge. Welche Internas zu dem noch nicht bestätigten Abtritt Dills führen, bleiben derzeit Mutmaßungen.

Allerdings war die Axa Köln in den letzten Monaten immer wieder ins Gerede gekommen. Bekanntlich waren die vormaligen deutschen Traditions-Versicherer Colonia und Nordstern in der von Paris aus weltweit agierenden Axa Gruppe aufgegangen. Probleme mit den Deutschen gab es seitdem immer wieder. Heute zählt beispielsweise der Industrie-Versicherer in der deutschen Axa-Gruppe zu den zehn Gesellschaften, denen vom Bundeskartellamt ein Bußgeldbescheid wegen angeblich ungerechtfertigter Preisabsprachen zugestellt worden ist. Ein Problem, das am Image kratzt.

Dann hieß es, die Axa werde 500 Innendienst-Arbeitsplätze nach Lettland und Indien verlegen. Bis 2007 sollen laut einem Stellenabbau-Ranking, das die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte, 680 Arbeitsplätze bei der Axa abgebaut werden. Schließlich machte die für Laien etwas undeutliche Ansage die Runde, dass die Axa-Mutter in Paris mit der Neustrukturierung ihrer Ländereinheiten und der Schaffung einer „Nord-Europa-Region“ die Vorstandsverantwortung der Kölner ins zweite Glied versetze. Aus Köln heißt es dazu, dass die Interpretation dieser Mitteilung anders lauten müsse.

Verunsicherung herrscht auch im Axa Vertrieb. In Kreisen der Ausschließlichkeits-Organisation klagt man über großen Vertrauensverlust, seit bekannt wurde, dass Axa Deutschland im Vertrieb Veränderungen plane und sogar Neuland betreten wolle. Das Vertriebs-Modell der eigenen Tochter Deutsche Ärzteversicherung soll Pate stehen. Für den Ärzte-Versicherer war der Vertrieb in eine separate Gesellschaft ausgegliedert worden. Die Außendienstler der Gesellschaft arbeiten mit Erfolgsbeteiligung am Unternehmen. Neu ist vor allem aber, dass über die ausgegliederte Vertriebsschiene auch Produkte anderer Gesellschaften vermittelt werden sollen. Das sorgte bisher für große Verunsicherung.

Ein wunder Punkt für den Axa Vertrieb ist auch das jüngst veröffentlichte. „Lebensversicherungs-Dossier 2005“ vom Deutschen Finanzdienstleistungs-Informationszentrum (DFI). Hier wurde die Axa gemeinsam mit Swisslife, DBV-Winterthur, Nürnberger, HDI, Signal-Iduna, Gothaer, Karlsruher, Deutscher Ring, Concordia und Arag „als nicht geeignet für seriöse Vertriebspartner“ eingestuft.

Ein anderes Manko wurde bei der Veröffentlichung des Tätigkeits-Berichts 2004 der BaFin zum Thema „Beschwerden über Versicherer“ deutlich: Danach zählt „Axa Die Alternative“ unter den deutschen Kfz-Versicherern mit einer Beschwerde-Quote von 8,26 Prozent und 27 bei der BaFin anhängig gewordenen Beschwerden hinter den Autoversicherern Direct Line (Beschwerde-Quote 16,6 Prozent) und DA Deutsche Allgemeine (10,95 Prozent) zu den Gesellschaften, über die sich Kunden im Jahr 2004 am häufigsten ärgerten und beklagten.

Das alles sind Baustellen im Hause der Axa Köln. Jetzt wird spekuliert, wer die Nachfolge Dills antreten könne. In der Financial Times ist dazu zu lesen, dass der Belgier Eugène Theysen, der derzeit noch zum Vorstand der Versicherungsgruppe Fortis Insurance Belgium gehört, Dill beerben werde.

Autor(en): Ellen Bocquel

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