Bei der Vorstellung der Jahreszahlen für 2023 hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sich klar gegen „Rechts“ positioniert.
„Ich habe mich wiederholt von der AfD abgegrenzt“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen auf der Jahrespressekonferenz anlässlich der Thematik, dass es laut Umfragen einen Rechtsruck in der Deutschen Vermittlerschaft gebe. „Die AfD und ihr Programm ist demokratiefeindlich, es ist verfassungsfeindlich und schadet dem Standort Deutschland.“ Asmussen unterstrich, dass diese klare Positionierung des GDV schon vor den großen Demonstrationen gegen „Rechts“ und vor dem „Potsdamer-Treffen“ zur „Re-Immigration“ bestanden habe.
Probleme möglichst im Meinungsstreit lösen
GDV-Präsident Norbert Rollinger unterstrich in der Diskussionsrunde, dass es in einer Demokratie wichtig wäre, die Konsequenzen solcher Programme aufzuzeigen. Gleichzeitig sollte man im Meinungsstreit bleiben, um Themen, die der AfD Protestwähler zuführen würden, zu lösen. Als Beispiel nannte Rollinger das Problem des Elementarschutzes. So könne die Antwort der Politik nicht eine Zwangspflichtversicherung sein, sondern es müsste gleichzeitig Hochwasserschutz und Prävention angegangen werden. Rolliger mahnte, Probleme, auch wenn es mühsam wäre, anzugehen und nicht immer über Geldverteilen zu lösen. Als Beispiele nannte er die marode Infrastruktur und mangelnde Bildung.
Kein Pflichtschutz gegen Elementarschäden
Eine Pflichtversicherung für Elementarschäden, lehnt GDV-Präsident Rollinger entschieden ab. Stattdessen wird ein Gesamtkonzept gefordert. So sollen keine neuen Gebäude in ausgewiesenen Gefahrengebieten gebaut werden. Zudem sollte Prävention und Klimafolgenanpassung in den Landesbauordnungen fixiert werden und der Staat sollte über ein bundesweites Naturgefahrenportal die Gefahrenlagen klar benennen. Rollinger: „Nur wenn die Gefahren transparent sind, werden die Verantwortlichen Präventionsmaßnahmen umsetzen.“ Andere Länder wie Österreich und die Schweiz wären Deutschland hier um Jahre voraus.
Altersvorsorge wird reformiert
Schon im Frühjahr erwartet der GDV eine Reform der betrieblichen Altersversorgung (bAV). Hier könnte ein Gesetzesentwurf des Bundesarbeitsministeriums ein Opt-Out auf betrieblicher Ebene für kleine und mittlere Unternehmen einführen. Die bAV ist bei KMUs immer noch nicht so verbreitet, wie in großen Unternehmen. Auch für die Lebensversicherung könnte 2024 ein besseres Jahr werden. „Die gestiegenen Zinsen stärken die Ertragskraft der Lebensversicherer“, betonte Asmussen. Zudem würden die gesteigerten Überschüsse die Attraktivität der Produkte erhöhen. Gleichzeitig hätten die Kundinnen und Kunden wieder mehr Geld, weil es Lohnerhöhungen gebe, aber die Inflation rückläufig sei.
Noch magere Entwicklung
So richtig rosig sieht es aber für die Lebensversicherer nicht aus, denn laut GDV-Prognose würden die Banken weiterhin ihre Zinsen hochhalten und somit wären kurzfristige Anlagen weiterhin attraktiver als langfristige Investments in Rentenversicherungen. „Trotzdem erwarten wir, dass das Prämienvolumen nicht weiter sinkt, vor allem bei den Einmalbeiträgen“, so Asmussen. Daher stellte der GDV-Mann für 2024 eine „schwarze Null“ in Aussicht.
Energisch wehrt sich der GDV weiterhin gegen die Abschaffung der lebenslangen Rente bei der Altersvorsorge, wie es die von der Regierung eingesetzte Focus-Gruppe fordert. Mehr als die Hälfte der Menschen, die heute in Rente gehen, würde länger als 85 Jahre leben. „Da hilft ein Auszahlungsplan bis zum 85. Lebensjahr nicht viel“, so Asmussen. Der GDV geht von einer hohen Dynamik in Sachen neuer Gesetze zur Altersvorsorge aus. So etwa mit der Reform der geförderten privaten Altersvorsorge. Außerdem soll nun die Altersvorsorgepflicht für Selbständige kommen. Hier sieht der GDV die Branche aber mit der Rürup-Rente gut aufgestellt.
Für 2024 rechnet der Verband in der Lebensversicherung mit einem Prämienvolumen von 91,8 Milliarden Euro. „Das wäre ein ganz leichter Rückgang von minus 0,2 Prozent“, so Asmussen. Einen ähnlichen Rückgang erwartet die Branchenlobby für laufende Beiträge mit Bruttoeinnahmen von 66,2 Milliarden Euro. Die Einmalbeiträge sollen sich hingegen auf 25,7 Milliarden Euro stabilisieren.
Trendwende bei PKV-Vollversicherten
In der Privaten Krankenversicherung gab es eine Trendwende. Erstmals konnte die Zahl der Vollversicherten nach Abzug der Sterbefälle und Abgänge wegen gesetzlicher Versicherungspflicht wieder gesteigert werden, wenn auch nur um 0,03 Prozent. Die Zahl der PKV-Vollversicherten betrug 2023 insgesamt 8,71 Millionen, wie der PKV-Verband mitteilte. Die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich 2023 insgesamt um 2,3 Prozent auf 48,2 Milliarden Euro. 42,6 Milliarden Euro (plus 1,3 Prozent) entfallen auf die Krankenversicherung sowie 5,6 Milliarden Euro (plus 10,3 Prozent) auf die Private Pflegepflichtversicherung (PPV). Wesentliche Ursache sind die starken Leistungsausweitungen durch die jüngsten gesetzlichen Pflegereformen.
Insgesamt sind nun 38,7 Millionen Menschen privat krankenversichert. In der Zusatzversicherung wuchs die Zahl der Verträge um 2,5 Prozent auf 29,98 Millionen. Immer mehr Versicherte stocken so die Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung auf.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek