GDV-Jahrespressekonferenz: Harte Zeiten für Vermittler und Vertriebe

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Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist mit dem Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres "zufrieden" - mehr nicht - und blickt relativ optimistisch in die Zukunft. So jedenfalls der Tenor auf der heutigen Jahrespressekonferenz des Verbandes in Berlin. Zahlreiche Vertriebseinheiten und Vermittler werden diese Position wohl aber nicht vertreten.

Es gibt gute und es gibt schlechte Nachrichten aus der Branche. Die schlechten zuerst: Die Zahl der Vermittler ist deutlich und kontinuierlich zurückgegangen. hat hierüber bereits detailliert berichtet.

Ein Auszug: Am 1. April verzeichnet das Versicherungsvermittlerregister noch 231.312 Vermittler und Berater in Deutschland. Erneut stark geschrumpft ist die Zahl der gebundenen, erlaubnisfreien Vertreter, die von Versicherern selber ein- und ausgetragen werden. Ihre Zahl fiel von 152.928 zum Jahresbeginn auf 150.885 oder 1,3 Prozent.

Laut GDV-Präsident Alexander Erdland (siehe Bild unten Mitte) sind besonders Nebenberufliche von dieser Entwicklung betroffen. Ein wichtiger Grund dafür: Die Eintrittsbarrieren für die Vermittler haben sich erhöht. Eine Chance sieht der GDV-Chef in der Qualifikation der guten Vermittler. Die deutschen Qualitätsstandards wären hier nicht nur sehr gut, sondern auch führend in Europa. Folglich müssten die IDD-Anforderungen für gute Vermittler kein Problem darstellen.





Kostenentwicklung im Vertrieb lässt Branche rotieren
Kritisch sieht er aber auch die Kostenentwicklung im Vertrieb und diese ist für den einen oder anderen auch die zweite schlechte Nachricht: Nach Aussage von Erdland sei der Kostendruck in diesem Sektor sehr stark, so dass (noch stärkere) strukturelle Veränderungen in den Vertrieben notwendig werden würden, um die Vertriebskosten (noch weiter) zu senken. Die bisherige Aufteilung in die Säulen „Makler“, „Online“ oder „Außendienst“ werde es aus diesem Grund in Zukunft nicht mehr geben. Ein Ursache hierfür sei: Immer mehr hybride Kunden wollen immer häufiger selbstständiger tätig werden.

O-Ton Erdland: “Dieses hybride Kundenverhalten ist auch gut für die Kostenstruktur der Versicherer. Wir brauchen einfach eine qualitative Veränderung und dies wird eben auch zum Abbau von Vermittlern führen.“ Im gleichen Atemzug bat er die Vermittler um Verständnis für diese Entwicklung. Doch diejenigen Vermittler, die bereit wären, auch in dem neuen digitalen Markt noch aktiv zu sein, würden sich sicher bewähren.

Angespornt durch das dauerhafte Zinstief fordere vor allem die Politik eine Senkung der Vertriebskosten und müsse die Kostensituation den aktuellen Bedingungen angepasst werden. Dabei sei die starke Konzentration auf selbstständige Vermittler nicht mehr wirklich zeitgemäß.

4,5 Milliarden Euro für neue IT-Infrastruktur in die Hand genommen
In diesem sich veränderten Umfeld sieht Erdland auch die Entwicklung der diversen Fintechs, die zunehmend die Versicherungsbranche aufmischen. Er ist davon überzeugt, dass diese Startups der Versicherungswelt keine Eintagsfliegen sind, sondern Treiber der Branche. „Diese Unternehmen machen uns auf Rückstände in unserer Branche aufmerksam, so unter anderem auf unsere teilweise alte IT, die zu konsolidieren ist.“ So habe die Branche wahrscheinlich allein 2015 rund 4,5 Milliarden Euro in neue IT investiert, um hier den vorhandenen Rückstand aufzuholen.

Fintechs: Keine Eintagsfliegen sondern wichtige Treiber
Der GDV-Chef wollte in Berlin den Eindruck vermitteln, dass sein Verband diesen Trend in der Versicherungssparte sportlich sieht:“ Wir schauen den Fintechs einige Dinge ab, wir arbeiten teilweise mit ihnen zusammen und wir versuchen mit diesen nicht nur Schritt zu halten, sondern es noch besser als sie zu machen. Wir müssen diese Front verteidigen, und ich bin recht zuversichtlich, dass wir dies auch schaffen.“ Und er gibt sich auch zuversichtlich, dass diese neuen Player für die alteigesessenen Akteure auch die Möglichkeit bieten, Mehrgeschäft zu erziele sowie noch stärker auf Kundennähe zu setzen. Er hofft sogar auf eine „digitale Symbiose“ zwischen den alten und den neuen Marktteilnehmern. „Die Fintechs haben bei uns für Bewegung gesorgt – und das ist auch gut so.“

Und die gute(n) Nachricht(en) aus und für die Branche?

Die steigenden Cyber-Risiken eröffnen der Branche immerhin enorme Geschäftschancen, denn die Nachfrage nach derartigen Policen steigt kontinuierlich. Nur mittelständische Unternehmen unterschätzten noch die Lage. Doch hier seien die Versicherer verstärkt dabei, notwendiges Know-how zu vermitteln.

Stichwort Telematik:
Immer mehr Angebote kommen auf den Markt. Und: Das Ziel dieser neuen Technologie, Kfz-Lenker zu einem vorausschauenden Fahren zu motivieren, kann am Ende dazu führen, dass die Unfallzahlen (merklich) zurückgehen. So kamen 2015 noch 3.450 Menschen im Straßenverkehr zu Tode, neun Unfalltote pro Tag. Zahlen, die durch Telematik nach unten geschraubt werden könnten.

Last but not least:
Die Stornoquote in der Lebensversicherung im Geschäftsjahr 2015 ist historisch niedrig, sie liegt bei 2,86 Prozent. Seit der Wiedervereinigung 1990 ist dies der beste Wert.

Also es geht doch mit den guten Nachrichten.

Unser Lesetipp
Weitere Nachrichten zur GDV-Jahrespressekonferenz liefern wir Ihnen noch diese Woche und in der Juni-Ausgabe von .



Textquelle: Meris Neininger, Professor Matthias Beenken; Bildquellen: © alphaspiritis /istock; GDV

Autor(en): Meris Neininger

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