Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler werden aus Sicht der Betroffenen von zwei Seiten in die Zange genommen. Aber dennoch gibt es einen positiven Ausblick.
Insgesamt 89 Prozent von über 300 von der Zeitschrift Asscompact befragten Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler sowie Mehrfachvertreterinnen und Mehrfachvertreter sehen einen Fachkräftemangel im Maklermarkt. Konkret betroffen im eigenen Unternehmen sehen sich immerhin 43 Prozent.
Allgemeiner Personalmangel plus schlechter Ruf
Die Asscompact-Trends-Umfrage geht auch auf Ursachen ein. Fast zwei Drittel der Befragten sehen eine insgesamt zu geringe Anzahl an Fachkräften. Aber immer noch 54 Prozent machen den schlechten Ruf des Maklerberufs mitverantwortlich für ihre Not, Fachpersonal zu finden. 46 Prozent glauben, dass die Möglichkeiten in diesem Berufsfeld zu wenig bekannt sind. An den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung liegt es wohl eher nicht, das nennt nur jeder Vierte als Argument für den Fachkräftemangel.
Immerhin vier von zehn Betroffenen sagen, dass bei ihnen ausgeschrieben Stellen unbesetzt bleiben. In einem Fünftel der Fälle werden Arbeitsplätze nur besetzt, indem Abstriche an der geforderten Qualität der Bewerber gemacht werden. Gut ein Drittel findet zwar die benötigten Fachkräfte, muss aber Geduld dafür aufbringen. Ganze sechs Prozent der Makler haben anscheinend gar keine Probleme, zügig das gesuchte Personal zu finden.
Weiterbildung gegen Fachkräftemangel
Am schwersten zu finden sind Fachkräfte mit „ausgeprägt verkäuferischen Fähigkeiten“ (50 Prozent Nennungen). Das allerdings war wohl schon immer so. Neu ist, dass auch Fachkräfte mit kaufmännischer Ausbildung zunehmend fehlen (47 Prozent).
Das wichtigste Mittel gegen Fachkräftemangel ist die Weiterbildung – so geben es zwei Drittel der Teilnehmer an, und weitere 17 Prozent planen das zumindest. Aber auch deutlich mehr als die Hälfte zeigt sich flexibel bei den Arbeitszeitmodellen. Höhere Gehälter dagegen ist für gut die Hälfte der Makler weder ein angewendetes noch ein geplantes Mittel zur Verbesserung der Bewerbersuche.
Wenn nur die Regulierung nicht wäre
Aber die Makler lassen sich die Laune durch den Fachkräftemangel nicht vermiesen. Mit knapp 35 Prozent sagen zehn Prozent mehr Befragte, dass sie insgesamt eine positive Entwicklung des Maklermarktes wahrnehmen, als umgekehrt eine negative Entwicklung. Als kritische Punkte werden in freien Kommentaren in erster Linie zum einen die zunehmende Regulierung und drohende Einschränkungen bei der Provision, zum anderen der Konzentrationsprozess im Maklermarkt gesehen. Vor allem durch strategische Aufkäufe und zugleich einer fortschreitenden Alterung sehen viele Makler ihren Berufsstand auf dem Rückzug.
Gefragt nach den wichtigsten Entwicklungen der nächsten fünf Jahre sagen die Makler folgerichtig, dass die Alterung der Mitarbeiter und der Vermittlerstruktur der wichtigste Trend sein wird (77 Prozent). Dem folgt allerdings knapp ein schneller technologischer Wandel beispielsweise durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und von Datenanalysen (75 Prozent). Gedanken macht den Maklern zudem die erwähnte Regulierung, ein zunehmender Verwaltungsaufwand und die Nachfolgeplanung – auch diese Trends werden jeweils von mehr als sieben von zehn Teilnehmern bejaht.
Nachhaltigkeit als größte Chance erkannt
Die größte Chance sehen die Makler überraschenderweise bei einem ganz anderen Trend, der Nachhaltigkeit. 56 Prozent ordnen sie als Chance und nur rund fünf Prozent als Risiko ein, der Rest ist unentschlossen. Mit jeweils knapp über 50 Prozent werden auch das veränderte Kundenverhalten, die Zunahme von Großschadensereignissen wie Naturkatastrophen und der schnelle technologische Wandel als Chance begriffen.
Dagegen sehen über zwei Drittel in einem Provisionsverbot oder Provisionsdeckel sowie in dem zunehmenden Verwaltungsaufwand ein Risiko. Über die Hälfte sehen das auch für die Trends Regulierung allgemein, Haftungsfragen und den Arbeitskräftemangel und Akademisierung der Branche so.
Den Beruf des Maklers als "empfehlenswert" eingestuft
Das Gesamtfazit der Makler ist sehr positiv. Rund 61 Prozent meinen, dass die Chancen des Maklerberufs schwerer wiegen als die Risiken (zwölf Prozent). In den freien Kommentaren dominieren Aussagen wie, dass der Beratungsbedarf auch künftig hoch bleibt, die persönliche Bindung zu den Kunden ein entscheidender Erfolgsfaktor ist und die Unabhängigkeit Chancen bietet.
Immerhin 51 Prozent würden daher jungen Menschen eine Berufstätigkeit als Versicherungsmakler empfehlen, nur 23 Prozent dagegen abraten. Jetzt müssten die jungen Menschen nur mehr erfahren, was ein Versicherungsmakler leistet.
Die Studie „Asscompact Trends II/2023“ mit dem Sonderthema „Maklermarkt im Wandel“ umfasst 205 Folien und kann kostenpflichtig bei der bbg Betriebsberatungs GmbH (E-Mail: tannreuther@bbg-gruppe.de) bestellt werden.
Autor(en): Matthias Beenken