Die Wohngebäudeversicherung wird 2023 für alle rund 20 Millionen Kunden deutlich teurer. Grund sind extrem gestiegene Baupreise und höhere Schäden. So steigen die Prämien aufgrund der jährlichen Anpassung der Versicherungssumme für den Neuwertschutz laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um knapp 15 Prozent. Grund sind stark steigende Preise im Baugewerbe. Der Löwenanteil dieser Steigerung fließt automatisch in die Beitragssteigerung der Wohngebäudeversicherung ein.
Spitzenwert liegt bei 30 Prozent mehr Prämie
„Zu dieser Beitragssteigerung kommen je nach Versicherungsgesellschaft noch weitere Anpassungen, die nach unseren Informationen zwischen fünf und 15 Prozent liegen“, erläutert der Düsseldorfer Versicherungsmakler Johannes Brück. In der Spitze müssen Hausbesitzer also mit einer Prämienerhöhung von 30 Prozent rechnen. Die Neuwertversicherung garantiert im Schadenfall die Wiederherstellung oder Reparatur des Gebäudes zu den aktuellen Preisen. Deswegen müssen die Verträge die Baukosten und die Lohnentwicklung im Baugewerbe berücksichtigen. Dies geschieht durch einen Faktor, der sich an den jährlich vom Statistischen Bundesamt ermittelten Daten orientiert. Die Baupreise sind nach Angabe der Behörde 2021 um 17,6 Prozent gestiegen.
Sehr große Prämienunterschiede beim Gebäudeschutz
Teilweise müssen die Kunden zudem noch damit rechnen, dass die Versicherer wegen des höheren Alters der Wohngebäude einen Zuschlag verlangen. „Die Gebäudealtersstaffeln laufen zum Teil bis zu 60 Jahren und sehen jährliche Sprünge von einem bis fünf Prozent vor“, sagt Björn Olbrich vom Versicherungsmakler TBO aus Kaarst. Die Anpassungen aufgrund gestiegener Baupreise und Gebäudealter müssen die Kunden erst einmal hinnehmen. Sie können den Schutz nur zum Vertragsablauf kündigen. Wird gleichzeitig die Prämie wegen höherer Schäden angepasst, handelt es sich um eine außerordentliche Beitragserhöhung, für die den Kunden ein Sonderkündigungsrecht zusteht.
Dafür müssen sie innerhalb eines Monats nach der Mitteilung über die Erhöhung die Kündigung aussprechen. „Darüber müssen die Kunden aufgeklärt werden“, erläutert Experte Brück. Er rät aber, sich vor dem endgültigen Ausstieg beim alten Versicherer die Zusage der neuen Assekuranz schriftlich einzuholen. Vergleichsprogramme zeigen, dass es sehr große Prämienunterschiede beim Gebäudeschutz gibt.
Auch Extra-Elementar-Schutz teurer
Teurer könnte es zudem für alle Kunden werden, die ihre Wohngebäudeversicherung mit einer Extra-Absicherung gegen Elementarschäden, wie Überschwemmungen, Starkregen oder Erdrutsch aufwerten wollen. Zwar ist die Einteilung in vier Risikoklassen laut GDV unverändert geblieben, doch viele Assekuranzen kalkulieren die Prämien für den Extra-Elementarschutz neu, weil die Rückversicherer nach dem Starkregen „Bernd“ in 2021 höhere Prämien verlangen. Extra-Elementarschutz haben bisher nur etwas mehr als die Hälfte aller Kunden abgeschlossen. Denn die reguläre Wohngebäudepolice deckt nur Sturm und Hagelschäden.
Wer den Zusatzschutz möchte, muss aber bei Vorschäden teilweise hohe Selbstbeteiligungen hinnehmen oder Überschwemmungsschutz nachweisen. Daher warnt die DEVK: „Die Fragen nach Vorschäden sollten bei der Antragstellung richtig und vollständig beantwortet werden.“
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek