Euler Hermes sieht schwarz für 2020 und 2021

740px 535px

Betriebe mussten schließen, Lieferketten brachen ein, Produktionsausfälle waren an der Tagesordnung: Der Lockdown hat die globale Wirtschaft in eine Krise gestürzt. Als Folge der Covid-19-Pandemie droht nun für 2020 und 2021 eine weltweite Welle an Insolvenzen auf Rekordniveau. Global rechnet der Kreditversicherer Euler Hermes spätestens ab Herbst kumuliert mit einem Plus bei den Pleiten in Höhe von 35 Prozent. Die Zahl der vom Konkurs betroffenen Unternehmen erreiche damit ein außerordentliches Ausmaß.

Denn im Jahr 2019 lag der Zuwachs bei den Insolvenzen noch lediglich bei acht Prozent. Für 2020 war vor der Corona-Krise ein Anstieg um rund sechs Prozent prognostiziert worden. Für Deutschland rechnen die Volkswirte der Allianz-Tochter für 2020 und 2021 insgesamt mit mindestens zwölf Prozent mehr Konkursen als noch 2019. In konkreten Zahlen sollen die Pleiten hierzulande auf dann etwa 21.000 Fälle hochschnellen. Der Löwenanteil dürfte mit acht Prozent auf 2021 entfallen. Für dieses Jahr wird für Deutschland ein Zuwachs um vier Prozent erwartet. Euler Hermes warnt vor dem Hintergrund dieser desaströsen Rekordzahlen vor einer tiefen Rezession.

USA und Brasilien drohen besonders viele Pleiten

Weit schlimmer trifft es der Prognose zufolge aber vor allem die USA. Hier gehen die Volkswirte des Kreditversicherers von einem Anstieg der Konkurse in Höhe von 47 Prozent zum Vorjahr aus. Auch Brasilien (plus 32 Prozent) und China (plus 21 Prozent) müssen mit dem Ruin zahlreicher Unternehmen rechnen. In Europa rutschen in Portugal (plus 30 Prozent), die Niederlande (plus 29 Prozent), Spanien (plus 20 Prozent) oder Italien (plus 18 Prozent) besonders viele Firmen in die Zahlungsunfähigkeit.

Noch im Mai hatte Euler Hermes für 2020 einen Anstieg bei den Unternehmenspleiten weltweit in Höhe von 20 Prozent, für Deutschland in Höhe von zehn Prozent vorausgesagt. Neben den USA (25 Prozent) sollte insbesondere Europa stark von der Pleitewelle betroffen (19 Prozent) sein.

Zeitbombe wird im Herbst hochgehen 

Auch wenn im ersten Halbjahr die große Pleitewelle noch ausgeblieben ist, weil die Insolvenzantragspflicht coronabedingt in Deutschland ausgesetzt wurde, schlägt für viele Unternehmen hierzulande wohl im Herbst die Stunde der Wahrheit. "Das ist aber längst keine Entwarnung, sondern vielmehr eine tickende Zeitbombe", sagt dazu Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

"Spätestens im dritten Quartal des Jahres wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 ausbreiten." Bereits jetzt habe es trotz ausgesetzter Antragspflicht Großinsolvenzen gegeben. So suchten Galeria Karstadt Kaufhof, das Modeunternehmen Hallhuber oder der Modehersteller Esprit Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Auch in Schlüsselbranchen wie der Automobil- und Metallindustrie gab es im ersten Halbjahr bereits einige Pleiten.

Weltwirtschaft droht größte Rezession seit Zweitem Weltkrieg

In ihrer Mai-Analyse hatten die Experten die Entwicklung im Welthandel bereits als Indikator für eine globale Rezession identifiziert. Hier drohen den Wirtschaftsexperten zufolge Einbußen von rund 3,5 Billionen US-Dollar. Das entspricht einem Minus beim Volumen der gehandelten Waren und Dienstleistungen um 15 Prozent. Beim Warenwert sind die Verluste mit einem Einbruch um 20 Prozent sogar noch schlimmer.

Für das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) sagte des Unternehmen im Frühjahr infolge der Corona-Pandemie ein Minus um 3,3 Prozent voraus. Es handele sich dabei um die größte Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch für Deutschland zeichneten die Volkswirte ein düsteres Bild: Demnach sollte das BIP um 8,9 Prozent schrumpfen und auch die deutsche Wirtschaft in eine Krise stürzen.

"2020 bricht die Weltwirtschaft nach unseren aktuellen Prognosen voraussichtlich doppelt so stark ein wie in der Finanzkrise. Die Verluste sind so hoch wie die Wirtschaftskraft (BIP) von Deutschland und Japan zusammen. Das hinterlässt Spuren wie bei einem Meteoriteneinschlag, die nicht von heute auf morgen wieder verschwinden", ordnete Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Allianz und Euler Hermes, die Prognosen seinerzeit ein.

Aktuell zeigen sich die Wirtschaftsexperten in Bezug auf Deutschland ein wenig optimistischer. "Deutschland könnte im Vergleich zu vielen anderen Ländern mit einem blauen Auge davonkommen", sagt Van het Hof. Als Gründe nennt er eine bessere Ausgangssituation, den kürzeren und weniger strikten Lockdown sowie die schnellen Sofortmaßnahmen der Regierung.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Springer Professional

Autor(en): Andrea Amerland

Zum Themenspecial "Corona"

 

Alle Branche News