Ergo: Verbraucherunfreundliche Produkte gestoppt

Die Insassenunfallversicherung und die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr (UBR) werden vom Ergo-Konzern nicht mehr angeboten. Damit nimmt der Düsseldorfer Versicherer zwei Produkte vom Markt, die immer wieder von Verbraucherschützern kritisiert wurden. So ist die Insassenunfallversicherung seit einigen Jahren eigentlich überflüssig. Verletzte Insassen werden nämlich bei selbstverschuldeten Unfällen von der Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeuges erfasst.

Daher ist es nur konsequent, dass die Ergo künftig auf eine Fahrerunfallversicherung setzt. Das Produkt deckt tatsächlich eine Lücke, denn der Fahrer ist bei einem selbstverschuldeten Unfall für seine Personenschäden nicht abgesichert. Eine Insassenunfallversicherung wirkt hingegen lediglich als Zusatzschutz, weil sie als Summenversicherung nicht auf andere Leistungen angerechnet wird. Als Ausschnittsdeckung - gezahlt werden nur Invaliditätsschäden, die beim Gebrauch eines Kfz entstehen - ist diese Police seit Jahren ein lukratives Geschäft für die Assekuranz. Die Schadenquote liegt laut Branchenangaben unter 20 Prozent. 2011 erlösten 90 Anbieter mit dem problematischen Produkt immerhin vor Kosten noch einen Gewinn von 84,6 Millionen Euro.


Sparvorgang von Risikoschutz trennen
Als viel zu teuer und intransparent wird auch die UBR seit Jahren von Verbraucherschützern kritisiert. Bei der UBR handelt es sich um eine Kombination aus einer Unfall- und Kapitallebensversicherung. Die eingezahlten Beiträge werden nach Ablauf des Vertrages in voller Höhe zurückerstattet. Laut Ergo waren die Bedenken der Verbraucherschützer mit ausschlaggebend dafür, das Produkt einzustellen. "Der reine Unfallschutz bietet eine größere Flexibilität als die UBR, bedingt durch ihre lange Laufzeit." Zudem würden sich die Kunden verständliche und klare Produkte wünschen.

Wie wenig die Kunden eine UBR verstehen, zeigte der Vertriebsskandal, der im vorigen Jahr aufgedeckt wurde. Danach hatte der Ergo-Konzern zeitweilig aus dem Rückkaufswert von beitragsfreigestellt Lebensversicherung eine UBR mit Einmalzahlung verkauft. Für die Kunden in aller Regel ein schlechtes Geschäft. Darüber wurden sie aber nicht ausreichend aufgeklärt. Daher hatte die Ergo nach dem die Vorwürfe bekannt wurden, 2011 insgesamt 5.000 betroffene Kunden angeschrieben und eine Rückabwicklung angeboten. Überraschenderweise wurde Angebot wurde gerade man von 23 Kunden oder 0,46 Prozent angenommen. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Umdeckung von den meisten wohl nicht verstanden wurde. Künftig will die Ergo auf einen Unfallschutz setzen, der in jeder Lebensphase angepasst werden. Er bietet zudem Assistenzleistungen, wie ein Nachsorgeprogramm für Schwerstverletzte.


Verbraucherfreundlich umdecken
Der Ergo-Ausstieg ist für Vermittler ein gutes Argument gegen beide Versicherungsarten. Es dürfte allein bei der Insassenunfallversicherungen noch einige Millionen Kunden geben, die besser auf eine Fahrerunfallversicherung oder die mittlerweile schon von rund 30 Unternehmen angeboten Fahrer-Schutz-Versicherung (VSV) umsteigen sollten. Die VSV wirkt wir ein Vollkaskoschutz für Personen, indem sie einen Haftpflichtschutz für den Fahrer simuliert. Sie ist aber - aus Kundenbindungsgründen - nur in Kombination mit der Autoversicherung erhältlich. Auch die UBR-Policen sollten möglichst in normale Unfallversicherungen umgewandelt werden. Wichtig ist dann, dass gerade für ältere Personen die unfallbedingte Mitwirkungsschwelle von Krankheiten oder Gebrechen möglichst hoch liegt. Am Markt sind etwa bei der VHV oder Gegenseitigkeit bereits 50 Prozent möglich. Der frei werdende Sparanteil kann besser investiert werden. Etwa in eine Pflegevorsorge.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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