MSK hat die Berichte über Solvabilität und Finanzlage (SFCR-Berichte) von 173 Versicherern nach ihrer Veröffentlichung maschinell ausgelesen und ausgewertet.
Die Analyse hat nach Einschätzung von MSK folgende Resultate geliefert: Nach Validierung von mehr als 90 Prozent des Marktvolumens der Schaden und- Unfallversicherer im deutschen Erstversicherungsmarkt seien sowohl die Eigenmittel um drei Prozent auf circa 116 Milliarden Euro als auch die Kapitalanforderungen um vier Prozent auf circa 44 Milliarden Euro gesunken.
Andreas Meyerthole, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK), fasst das Ergebnis der Untersuchung so zusammen: „Erstmals seit der Einführung des neuen Aufsichtsregimes im Jahr 2016 sind sowohl die Eigenmittel als auch die Kapitalanforderungen rückläufig“, „Zinseffekte schlagen deutlich stärker durch als Inflation“.
Diskontierungseffekt aus Zinsanstieg übersteigt eingerechnete Inflation erheblich
Die Bedeckung habe sich dabei leicht um drei Prozentpunkte auf 263 Prozent verbessert. Wie in den Vorjahren seien Versicherungsvereine deutlich besser kapitalisiert als Aktiengesellschaften und hätten sogar im Mittel von 377 Prozent auf 395 Prozent zugelegt. So seien die besten Schätzwerte für die Schadenrückstellungen von 2021 auf 2022 brutto um fünf Prozent zurückgegangen. Insgesamt übersteige damit der Diskontierungseffekt aus dem Zinsanstieg die eingerechnete Inflation erheblich.
„Von der auch seitens der BaFin geforderten Einrechnung der Inflation in die Schadenrückstellungen bleibt in den Berichten nichts mehr übrig“, kommentiert Meyerthole.
Besonders deutlich werde dieser Effekt in der Sparte KH, die mit einer fast 2,5 Milliarden Euro niedrigeren Schadenrückstellung abschließe.
Auch die Prämienrückstellungen seien rückläufig. Nach Einschätzung von MSK impliziert dies einen positiven Ausblick der Branche auf das Jahr 2023, sei doch die Einschätzung des Geschäftsverlaufes 2023 der wesentliche Treiber für die Prämienrückstellung.
„Auch hier ist dieser Effekt im Wesentlichen auf die starken Diskontierungseffekte zum Beispiel in KH zurückzuführen, während die Prämienrückstellungen zum Beispiel für Kasko dagegen aufgrund der Inflation steigen“, kommentiert der leitende MSK-Berater Daniel Schoberl die Lage.
Deutsche Versicherer traditionell in festverzinsliche Anlagen investiert
Insgesamt würden somit auf der Passivseite durch die gestiegenen Zinsen Eigenmittel generiert, die allerdings durch die Marktwertverluste auf der Aktivseite überkompensiert würden. Traditionell seien die deutschen Versicherer in festverzinsliche Anlagen investiert, deren Marktwert zum Jahresende um 14 Prozent nachgegeben hätten.
Aufgrund des Markwertprinzips unter Solvency II sind diese Verluste unmittelbar auszuweisen, während sie in den Handelsbilanzen in der Regel nicht zu bilanzieren sind.
„Dass die Kapitalanforderungen trotz Inflation nicht gestiegen sind, ist nach Einschätzung von MSK ebenfalls auf die gesunkenen Marktwerte der Kapitalanlagen zurückzuführen“, merkt Schoberl an.
Effekt auch der Einfachheit des Standardmodells geschuldet
Zwar steige das versicherungstechnische Risiko um drei Prozent, allerdings sinke das Marktrisiko insgesamt um 15 Prozent. „Der Effekt ist aber auch der Einfachheit des Standardmodells geschuldet, in dem das Risiko eines weiteren Wertverlustes proportional zu den aktuellen Marktwerten ermittelt wird und diese sind nun mal zum Jahresende 2022 erheblich gesunken“, erklärt Meyerthole.
Quelle: MSK
Autor(en): versicherungsmagazin.de