Drei machen sich stark für Pflege-Absicherung der Chemie- und Pharmabranche

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Anfang 2021 soll wie geplant die bundesweit erste tarifliche Pflege-Absicherung für eine ganze Industriebranche starten. Ihr Name: "Careflex Chemie". Basis für dieses Angebot ist der aktuelle Tarifvertrag, den die Gewerkschaft IG BCE und der Arbeitgeberverband BAVC für alle Tarifbeschäftigten der Chemie- und Pharmaindustrie geschlossen haben. Versicherungsbeginn soll der 1. Juli 2021 sein.

Vor dem geplanten Vertriebsstart gibt es aber noch eine Verschiebung in der Konsortialaufteilung. Die Details: Die R+V Krankenversicherung AG und die Barmenia Krankenversicherung AG wollen das Konsortium künftig gemeinsam paritätisch fortführen. Die Deutsche Familienversicherung AG scheidet als Konsorte aus, soll dem Konsortium aber als Rückversicherer verbunden bleiben. Für die Kunden und Partner soll sich jedoch nichts ändern. Die R+V Krankenversicherung AG ist laut Unternehmensangaben weiterhin geschäftsführender Konsortialführer, die Barmenia Krankenversicherung AG übernimmt die Konsortialführerschaft für Produkt und Bestandsführung.

Soll Menschen helfen, bestehende Finanzierungslücke zu verkleinern

Careflex Chemie soll die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung ergänzen und dabei helfen, die bestehende Finanzierungslücke zu verkleinern. Da es sich um eine branchenweite Lösung handele, seinen keine individuellen Gesundheitsprüfungen nötig. Die chemische Industrie in Deutschland hat rund 580.000 Mitarbeiter, darunter 435.000 Tarifbeschäftigte. Außertariflich Beschäftigte der Branche können ebenfalls die Vorsorgelösung erhalten, vorausgesetzt ihr Arbeitgeber vereinbart dies.

Das Insurtech Deutsche Familienversicherung AG (DFV) hatte laut eigenen Angaben die Idee für die erste arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung Careflex. Diese sei von den Tarifparteien beim Tarifabschluss der chemischen Industrie Ende 2019 als Careflex Chemie umgesetzt worden. Dafür wurde ein Konsortium aus der Barmenia Krankenversicherung AG, der DFV und der R+V Krankenversicherung AG gebildet. An diesem Konsortium war die DFV mit 35 Prozent beteiligt. 

DFV-Vorstand hat Gesamtprojekt erneut überprüft

Auf Basis einer „intensiven Kommunikation mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“ zum Nachweis einer ausreichenden Sicherheit bei der Kalkulation des Rechnungszinses von Careflex Chemie hat der Vorstand der DFV das Gesamtprojekt erneut überprüft. Vor dem Hintergrund eines erwarteten zusätzlichen Kapitalanlagevolumens bei der DFV von 50 Millionen Euro pro Jahr habe der Vorstand entschieden, dass das Risiko der Erwirtschaftung des einzukalkulierenden Rechnungszinses die Vorteile eines Verbleibens als Erstversicherer im Careflex-Konsortium deutlich überwiege. Auf Wunsch der DFV haben sich die Tarifparteien und die Mitglieder des Konsortiums deshalb darauf geeinigt, dass die DFV aus dem Projekt als Erstversicherer ausscheidet. Mit der Barmenia werde die DFV einen Rückversicherungsvertrag abschließen. Die DFV werde damit nicht mehr für die IT-technische Umsetzung von Careflex Chemie verantwortlich sein. Die dafür erforderlichen Vereinbarungen seien kürzlich unterzeichnet worden.

Der Careflex-Tarif sei Ende 2019 in einer Phase von wirtschaftlicher Prosperität kalkuliert und aufgelegt worden. Ausgelöst durch die weltweite Corona-Pandemie kam es in Deutschland zu zwei Infektionswellen und zwei Lock-Downs der Wirtschaft. Ein Ende des jetzigen Lock-Downs ist nicht absehbar.

"Nicht mehr vertretbar für die Größe der DFV"

Vor diesem Hintergrund erscheint dem Vorstand die überproportionale Steigerung des Kapitalanlagevolumens um jährlich 50 Millionen Euro für zu risikoreich und nicht mehr vertretbar für die Größe der Deutschen Familienversicherung. 

Die DFV sei aber von dem Projekt nach wie vor überzeugt und werde nun als Rückversicherer an der ersten Branchenlösung dieser Art beteiligt sein. Als Rückversicherer übernehme die DFV jedoch nicht mehr das Risiko der Kapitalanlage, sondern nur noch die versicherungstechnischen Risiken, die keinen Einflüssen durch Corona-Pandemie oder deren wirtschaftliche Folgen unterliegen.

Geplante Bestandszuwachs von 70 Millionen Euro 2021 nicht mehr zu realisieren

Durch das Ausscheiden der DFV als Erstversicherer aus dem Konsortium werde sich der ursprünglich geplante Bestandszuwachs von 70 Millionen Euro brutto in 2021 nicht mehr realisieren lassen. Stattdessen rechnet die DFV als Rückversicherer mit einem Bestandszuwachs im gleichen Zeitraum von 40 Millionen Euro.

Dadurch, dass die DFV als Rückversicherer auch nicht mehr für die Abwicklung von Careflex Chemie verantwortlich sei, entfalle der dafür kalkulierte finanzielle Ausgleich, dem allerdings nun auch keine zusätzlichen Careflex-bedingten Aufwendungen gegenüberstünden.

Quellen: DVF, R+V

 

Autor(en): Meris Neininger

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