Im Interview spricht Oliver Horn, Vorstandsmitglied der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG und Mitglied des Vorstands der Ergo Pensionsfonds AG, über den Nutzen der Zusammenarbeit mit digitalen Start-ups und Scale-ups.
Herr Horn, wie relevant ist für Ergo die Zusammenarbeit mit Maklern?
Oliver Horn: Die Zusammenarbeit mit Maklern ist uns selbstverständlich sehr wichtig. Um unsere gesamte Wertschöpfungskette auch auf Maklerinnen und Makler auszurichten, versuchen wir deshalb stets, ihr Feedback zu berücksichtigen. So haben wir jüngst persönliche Interviews mit mehr als 50 Maklerinnen und Maklern geführt, denn: der direkte Input ist wertvoller als viele Studien.
Welche Veränderungen haben Sie aufgrund der Feedbacks vorgenommen?
Aus den Interviews konnten wir zahlreiche wertvolle Anregungen mitnehmen, die aus der täglichen Praxis der Maklerinnen und Makler stammen. Für sie ist das reibungslose Zusammenspiel von Prozessen, Produkten und Preisen von größter Bedeutung. Effiziente Prozesse ermöglichen es ihnen, ihre Dienstleistungen effektiv und kundenzentriert zu erbringen, während sie mit einer breiten Palette hochwertiger Produkte die individuellen und doch sehr unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden passgenau abdecken können. Eine wettbewerbsfähige Preisgestaltung trägt wiederum zur Kundenzufriedenheit und -bindung bei. Werden diese drei Faktoren optimal berücksichtigt und aufeinander abgestimmt, führen sie zu einem erfolgreichen Maklergeschäft und damit zu einer starken Position im Markt. Bei unseren Prozessverbesserungen und Produktneuerungen sowie im Bestandsgeschäft haben wir diesen Dreiklang deshalb stets im Blick.
Ein aktuelles, konkretes Beispiel hierzu wäre etwa, dass wir bereits im Juni den gesamten Prozess rund um die Unterstützungskasse optimiert haben. Durch einen deutlich verschlankten Beantragungsprozess sowie den Einsatz neuer Technologien konnten wir klare Verbesserungen erzielen. Darüber hinaus wird die anstehende Einführung eines internen, dedizierten bAV-Expertenteams, die sogenannten „bAV-Einfach-Macher“, Anfang September ein klares Plus für Maklerinnen und Makler sein. Die Einfach-Macher sind Experten aus den verschiedenen Bereichen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) – etwa Produkt-, Service- oder Digitalexperten sowie Experten des hauseigenen bAV-Dienstleisters Longial –, auf die Maklerbetreuer zurückgreifen können, um so die Arbeit von Maklerinnen und Maklern bestmöglich zu unterstützen. Außerdem werden wir im Herbst die „bAV-Expertenwelt“ launchen. Dabei handelt es sich um eine digitale Plattform, dank derer Maklerinnen und Makler auf alle relevanten bAV-Inhalte gebündelt und strukturiert an einem Ort zugreifen können – von der Produktexpertise bis hin zu digitalen Services.
Welche Rolle spielen dabei auch Kooperationen mit Start-ups?
Ergo arbeitet schon lange mit Start-ups, aber auch mit Scale-ups zusammen, also Unternehmen, die die Start-up-Phase bereits erfolgreich beendet haben und nun ein schnelles und skalierbares Wachstum anstreben: Bereits 2017 haben wir eine eigene Einheit für Innovation Strategy & Scouting initiiert. Sie beobachtet den deutschen und internationalen Markt kontinuierlich nach den neuesten Digitallösungen, um sie bei positiver Bewertung für die Gruppe nutzbar zu machen. Das hilft uns insgesamt, unseren Kundinnen und Kunden konsequent einfache, innovative und kundenzentrierte Lösungen anzubieten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können mittels neuer Technologien von Routinetätigkeiten und Arbeitsspitzen entlastet werden. Unsere Vertriebspartner und auch Makler können sich dank innovativer Anwendungen wiederum voll und ganz auf ihre Kernaufgaben konzentrieren: die Beratung und Betreuung von Kundinnen und Kunden.
Mit dem „Ergo ScaleHub“ haben wir dieses Engagement gerade erst intensiviert: Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Community SpaceTechHub.K67 wollen wir gezielt Scale-ups aus den Bereichen Gesundheit, Finanzen sowie Versicherungen an unserem Hauptsitz Düsseldorf unterstützen. Den Scale-ups bieten wir im Rahmen des Programms zahlreiche Services an, die vom Zugang zu nationalen und internationalen Experten-, Business- oder Investoren-Netzwerken über die Kontaktvermittlung für Visa bis hin zu Räumlichkeiten zum Arbeiten reichen.
Wie wird dieses Engagement angenommen? (Wie viele Scale-Ups unterstützen Sie derzeit?)
ERGO hat bereits erfolgreich über 80 nationale und internationale Start- und Scale-ups-Kollaborationen in die Gruppe operationalisiert. Die Kooperationen umfassen dabei die gesamte Wertschöpfungskette von Versichern, also vom Vertrieb über das Underwriting bis hin zum Kundenservice. Mit CamCom steht auch schon das erste Scale-up fest, das am „Ergo ScaleHub“ teilnehmen wird. Das Unternehmen aus Bangalore, Indien, bietet eine preisgekrönte KI-Lösung für die visuelle Selbstinspektion und Bewertung von Schäden an Fahrzeugen auf nahezu allen Oberflächen. Damit können Nutzer sofort Prämien berechnen und Schäden mit Versicherern abrechnen. Die Lösung kommt bereits bei einigen der größten Assekuranzen in Indien, dem Nahen Osten und Südostasien zum Einsatz. Auch das indische Joint Venture HDFC ERGO arbeitet bereits seit über fünf Jahren erfolgreich mit dem Unternehmen zusammen.
Was bringt die Investition der Ergo?
Für Ergo sind Innovationen von strategischer Bedeutung. Durch die Zusammenarbeit mit Start- und Scale-ups erhalten wir als Gruppe einen noch schnelleren Zugang zu neuen Technologien, Innovationen und Geschäftsmodellen. Das hilft uns, unsere digitale Transformation weiter voranzutreiben und unserem Ziel näherzukommen, bis 2025 digital führend zu sein in der Versicherungsbranche, sowohl in Deutschland als auch in unseren internationalen Kernmärkten.
Das Interview führte Anja Schüür-Langkau, Chefredakteurin Versicherungsmagazin.
Was die Ergo für dieses Jahr sonst noch vorgenommen hat und welche weiteren Ziele sie im Maklervertrieb verfolgt, lesen Sie im exklusiven Interview mit Oliver Horn in Versicherungsmagazin 9/24.
Autor(en): Anja Schüür-Langkau