Viele Schüler haben ein verdammt schlechtes Finanzwissen. Das stößt diesen selbst sauer auf. Und Johannes Sczepan, Geschäftsführer der Finanzberatungsgesellschaft Plansecur, prangert dieses Problem schon länger an. Vor allem den Staat sieht er hier in der Pflicht, endlich umzulenken.
„Neben der mangelhaften Digitalisierung der Schulen belastet auch die fehlende Finanzausbildung in der Schule künftige Generationen“, erklärt Johannes Sczepan, Geschäftsführer der Finanzberatungsgesellschaft Plansecur. Er vertritt die Ansicht, dass „die Corona-Krise überdeutlich gezeigt hat, wie wichtig es für die Menschen ist, sich mit einem Grundverständnis um ihre eigenen Finanzen zu kümmern.“ Die Corona-Folgen sieht der Plansecur-Chef indes nicht als alleinigen Grund für eine „wenigstens minimale schulische Finanzbildung“. Als weitere Argumente führt er die Niedrigzinspolitik an, die zunehmende Ausdünnung des Filialnetzes der Banken und das Thema Altersvorsorge.
Sinusfunktion in der Mathematik kein ausreichendes Finanzwissen
„Der Staat erwartet von der Bevölkerung zusehends, sich selbst um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, aber er investiert, muss man wohl sagen, Null in die Finanzbildung nachfolgender Generationen“, moniert Johannes Sczepan. Er befürchtet: „Daraus entsteht eine Schere, die immer weiter auseinanderklaffen wird. Es besteht die reale Gefahr, dass diese Entwicklung viele Menschen vom Schulabschluss über eine immer längere Arbeitszeit mehr oder minder direkt in die Altersarmut führt.“ Sczepan provoziert mit der Frage: „Ist es wirklich wichtiger, die Eckdaten der antiken Kriege oder die Sinusfunktion in der Mathematik zu vermitteln als praxisnahes Wissen, das bei der Gestaltung der eigenen Finanzen und damit letztlich des eigenen Lebens hilft?“
Ruiniert Menschen eher als dass sie reich werden
Darüber hinaus führe der Rückgang im Filialnetz der Banken und die Digitalisierung dazu, dass vor allem junge Menschen ihre Finanzangelegenheiten zusehends am Smartphone erledigten – „in der Regel ohne Beratung“, sagt Johannes Sczepan. Er vertritt die Ansicht: „Menschen, die kaum den Unterschied zwischen Aktien und Anleihen kennen, handeln beim Online-Trading mit Hebeln, die eher an Glücksspiel als an seriöse Finanzanlagen erinnern.“ Ohne ein Mindestmaß an Finanzwissen sei die Gefahr groß, dass diese Entwicklung viel mehr Menschen ruiniere statt sie reich zu machen.
Schüler wollen selbst mehr über Geld und Anlagen wissen
Plansecur-Chef Sczepan verweist auf eine Schufa-Umfrage „Jugend-Finanzmonitor“, wonach sich Jugendliche selbst die Note 3,3 bezüglich ihrer Finanzkompetenz geben – schlechter als der Durchschnitt drei Jahre zuvor, der bei 3,1 lag. Im so genannten Finanz-Index der Schufa mit einer Skala von 0 bis 100 ist der durchschnittliche Indexwert 2021 gegenüber 2018 um vier Punkte auf 49 Punkte abgesunken.
Der Finanzexperte kritisiert, dass das schulische Angebot im direkten Gegensatz zu den Wünschen der Jugendlichen stehe. Rund neun von zehn Jugendlichen würden sich wünschen, dass die Themen Geld und Finanzen bereits in der Schule ausführlich vermittelt werden. Johannes Sczepan abschließend: „Wenn der Staat etwa bei der Altersvorsorge nach aufgeklärten und selbstverantwortlichen Bürgern ruft, dann hat er auch die Pflicht, dafür im Rahmen des staatlichen Schulsystems Sorge zu tragen.“
Quelle: Plansecur
Autor(en): versicherungsmagazin.de