Die Bildungsumfragen der Versicherungswirtschaft 2021, initiiert vom Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) und dem Arbeitgeber-Verband (AGV), stehen ganz im Zeichen von Corona.
Die Umfrage der beiden Bildungseinrichtungen zeigt, dass die bereits in den Vorjahren begonnene Umstellung auf digitale Lernformen im Jahr 2020 „in Rekordzeit umgesetzt wurde“. So konnten die Versicherer trotz Pandemie den Großteil ihrer geplanten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen umsetzen.
In Summe ist die Weiterbildungsbeteiligung im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte auf aktuell 76 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass mehr als drei Viertel aller Mitarbeitenden der Versicherer 2020 an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnahmen. Nach einem außerordentlichen Anstieg auf 2,7 Tage im Jahr 2019 lag der zeitliche Umfang 2020 wieder auf dem Niveau der Vorjahre.
Wie Lernformen bleiben, welche weniger stark angeboten werden
Die Befragung beschäftigt sich stark mit der Zeit nach der Pandemie und stellt sich unter anderem Fragen wie: Welche Lernformen bleiben weiterhin im Einsatz, welche Auswirkungen hat das auf die Weiterbildungsstrategien?
Anlässlich des 50. Geburtstages des/der Fachwirts/Fachwirtin für Versicherungen und Finanzen wurden auch Kennziffern zur brancheneigenen Fortbildung erhoben. Alle wesentlichen Ergebnisse der Erhebung sind auf der Website www.bildungsumfragen-versicherung.de zu finden.
Großes Engagement und Flexibilität haben Vieles möglich gemacht
Die Untersuchung hat auch ergeben, dass die Corona-bedingte Lerntransformation in der Versicherungswirtschaft gut funktioniert hat. Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen. Wichtig waren in diesem Kontext vor allem das große Engagement und die Flexibilität aller Weiterbildungsbeteiligten sowie die vorhandene IT-Ausstattung. Zu dieser zählen die notwendigen Kompetenzen und die Lerninfrastruktur. Bei den neuen Lernformen setzte sich das gesteuerte E-Learning durch, mit 54 Prozent hat sich der Anteil fast verfünffacht.
Wie es nach der Pandemie wahrscheinlich weitergehen wird
Bei der Frage, wie die Weiterbildung nach der Corona-Pandemie aussehen wird, sind sich die Bildungsexperten in ihrer Einschätzung wohl insbesondere in drei Punkten einig:
- Weiterbildung wird künftig stark selbstgesteuert verlaufen,
- E-Learning wird sich als tragende Säule bei den Lernformen (rund 40 Prozent) etablieren und
- das klassische Präsenzlernen im Seminarraum wird zurückgehen (vorher 60 Prozent, währenddessen 13 Prozent, nachher 40 Prozent).
Grundsätzlich gilt: E-Learning-Formen werden künftig immer wichtiger. Die Versicherer erwarten einen Anteil von durchschnittlich 41 Prozent an allen Lernformen. Vor der Pandemie lag der Anteil von E-Learning Formen nur bei 18 Prozent.
Ausbildungsaktivitäten auch während der Corona-Pandemie stabil
Rund 93 Prozent der Unternehmen haben angegeben, dass sie ihre Ausbildungsaktivitäten aufgrund der Pandemie nicht verändern mussten beziehungsweise müssen. Sechs Prozent der Unternehmen haben ihre Zahl der Ausbildungsplätze in 2020 angepasst. Sieben Prozent der Unternehmen haben ihre Planung für 2021 verändert.
Warum manche aufhören oder nicht weitermachen
Nur neun Prozent der Ausbildungsplätze und der dualen Studienplätze werden nicht angetreten beziehungsweise abgebrochen. Die Gründe für nicht angetretene beziehungsweise abgebrochene Ausbildungsplätze und duale Studienplätze sind unterschiedlich:
- Fehlende Eignung der Auszubildenden/der Dual Studierenden (28 Prozent)
- Aufnahme eines anderen Ausbildungsplatzes/eines anderen Dualen Studiums in einer anderen Branche (sechs Prozent)
- Private Gründe (sechs Prozent)
- Aufnahme eines anderen Ausbildungsplatzes/eines anderen Dualen Studiums innerhalb der Branche (drei Prozent)
- Aufnahme eines Vollzeitstudiums (drei Prozent)
- Sonstige Gründe (29 Prozent)
Oftmals unbefristete Verträge für die Branchenneulinge
99 Prozent der Auszubildenden bestanden 2020 die IHK-Abschlussprüfung. Davon werden 72 Prozent von den Versicherungsunternehmen übernommen. 63 Prozent der übernommenen Auszubildenden erhalten einen unbefristeten Arbeitsvertrag (siehe Grafik unten). Von den nicht übernommenen Auszubildenden beginnen 18 Prozent ein Studium und 42 Prozent machen sich im Außendienst selbstständig (§ 84 HGB).
Hintergrundinformationen
57 Unternehmen beziehungsweise Unternehmensgruppen haben 2021 an der Umfrage teilgenommen. Die Umfrage erfolgte im Frühjahr 2021.
Autor(en): Meris Neininger