Bei einem umfassenden Test zum Leistungsverhalten von privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen haben sich nur sieben von 61 befragten Unternehmen transparent gezeigt.
Die Alte Leipziger, die AxA, die Barmenia, die Debeka, der HDI, die LV 1871 und die Swiss Life beantworteten gegenüber dem Maklernetzwerk Premium Circle aus Friedberg einen umfangreichen Fragekatalog zum eigenen Leistungsverhalten. Demgegenüber nahmen zehn Anbieter an der Untersuchung nicht teil, weil sie „keine relevanten Daten“ besitzen, 19 Unternehmen lehnten aus „internen Gründen“ eine Teilnahme ab und 25 reagierten erst gar nicht. Zu den Verweigerern gehören unter anderem Aachen Münchener, Allianz, Ergo, Europa, Generali, Gothaer, Huk-Coburg, Signal Iduna, Nürnberger, Volkswohlbund sowie Württembergische und Zurich. Insgesamt flossen trotzdem noch für die untersuchten Jahre 2015 und 2016 fast 19.000 bearbeitete Leistungsfälle in die Analyse ein.
Große Spreizung bei der Leistungsquote
Sehr unterschiedlich ist die Anerkennungsquote für die Berufsunfähigkeit (BU). Sie liegt je nach Unternehmen zwischen 46,9 und 87,7 Prozent. Anders gesagt, werden bei bestimmten Unternehmen über die Hälfte der gemeldeten Schadenfälle abgelehnt. Eine Zuordnung der Anerkennungsquoten zu den einzelnen Versicherern hat Premium Circle nicht veröffentlicht. Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu einer Leistungsstudie, die die Rating-Agentur Franke & Bornberg aus Hannover 2016 veröffentlicht hat.
Danach werden drei von vier BU-Anträgen anerkannt. Möglicherweise ist das Untersuchungsdesign Grund für die Abweichungen. So werden bei Franke & Bornberg keine Anträge berücksichtigt, die Versicherte nicht weiterverfolgt oder zurückgezogen haben. Hauptablehnungsgrund ist laut Franke & Bornberg mit fast 50 Prozent das Nichterreichen des notwendigen BU-Grades von meist 50 Prozent. An der Franke & Bornberg-Studie nahmen Aachen Münchener, Ergo, HDI, Nürnberger, Stuttgarter, Swiss Life und Zurich teil.
Doch auch eine durchschnittliche Ablehnungsquote von 25 Prozent ist hoch. Nach der aktuellen Untersuchung von Premium Circle tritt die Berufsunfähigkeit im Schnitt zwischen dem 46. und 47. Lebensjahr ein. Die durchschnittliche BU-Rentenhöhe liegt aber nur bei rund 900 Euro. Damit könne oft der Lebensstandard nicht gesichert werden. Viele Kunden seien daher unterversorgt, warnt das Maklernetzwerk.
Leitplanken für Regulierung gefordert
Für Kunden und Vermittler ist laut Premium Circle Geschäftsführer, Claus-Dieter Gorr, die BU-Leistungsregulierung immer noch „ein Würfelspiel“. Grund seien eine Fülle unbestimmter Begriffe und unverbindlicher Formulierungen in den Vertragswerken. Daher fordert Gorr „nachvollziehbare verbindliche Leitplanken für die Leistungsregulierung“. Aufgrund seiner langjährigen individuellen Kunden-, Produkt- und Vermittlererfahrungen stehe Premium Circle Versicherern auch bei der Entwicklung transparenter und verständlicher Produkte zur Seite.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek